sonst zeigte sich die Epidermis durchsetzt von schuppigen Riffen, die sich in kon- zentrischen Windungen, Kreisen, Ellipsen, ungefähr der Zeichnung eines Achat- schliffes vergleichbar, hinzogen.
Haar schwarz und ebenso häufig straff und schlicht als wellig, seltener -- bei zweien der 20 Männer -- lockig. Barthaar, wo nicht ausgerupft, spärlich an Kinn und Oberlippe.
Kopf allgemein hoch, gewöhnlich breit, mehrfach rund. Leisten des Hinterhauptkopfes kräftig entwickelt. Stirn niedrig, bei den Männern häufiger schräg, bei den Frauen häufiger gerade, nur ausnahmsweise hoch und gewölbt, oft behaart. Starke Wülste, zumal bei den Männern liefern ein auffallendes Merkmal. Gesicht durchgängig hoch und breit, selten hoch und schmal, meist oval, selten rund, ausnahmsweise quadratisch. Wangenbeine vortretend.
Iris dunkel kaffebraun, ausnahmsweise hellbraun. Abstand der Augen gross. Lidspalte häufig schräg, aber in der Mehrzahl der Fälle horizontal, durch- gängig niedrig, mandelförmig, ausnahmsweise geschlitzt. Ohrläppchen klein oder sehr klein, mehrfach verwachsen. Nase: Wurzel öfter breit als schmal, öfter eingesenkt als vortretend, Rücken durchgängig breit, meist gerade oder leicht gewölbt, mehrfach auch sattelförmig, Flügel breit, gelegentlich dachförmig und bei den Männern kräftig, bei den Frauen fein, Spitze mässig stumpf, Löcher nach vorn gerichtet, rund. Lippen voll, geschwungen vortretend. Zähne regel- mässig, massiv, opak, meist gelblich, doch nicht selten weiss, oft stark und bis zur Hälfte abgekaut. Prognathie mässig; Kinn selten weichend.
Brüste der Frauen, die geboren haben, hängend, mit grossem Warzenhof. Genitalien der Männer klein. Das Praeputium war durch die Manipulationen mit dem Stulp künstlich verlängert.
Hände und Füsse verhältnismässig klein; kurze Zeigefinger. Umfang des Oberschenkels gemessen bei einem Mann mit 173.0 Körperhöhe 50 cm, der Waden 35 cm. Längste Zehe: bei 17 Männern 9 mal II, 7 mal I, 1 mal I = II, bei 5 Frauen 3 mal II, 2 mal I.
Tracht.Wimpern, Brauen, Barthaar und Körperhaar wurde aus- gerupft oder rasiert. Die Wimpern begann man jetzt bei einzelnen Kindern stehen zu lassen, was ihnen nach unserm Geschmack zu grossem Vorteil gereichte.
Das Haupthaar wurde auf sehr verschiedene Weise, aber bei Männern und Frauen gleich willkürlich behandelt. Die Tonsur, die man nach dem Namen "Coroados" erwarten sollte, beschränkt sich auf eine gelegentlich vorhandene von 1 cm Durchmesser. Vielleicht rührt der Name von den grossen Feder- kronen her. Witwer und Witwe trugen das Haar kurz geschnitten. Die all- gemeinste und ursprüngliche Art für beide Geschlechter war die, dass das Haar zur Stirn gekämmt und hier rechteckig ausgeschnitten wurde, hinten aber frei herabhing, vergl. Tafel 26. Neben den Ohren wurde gelegentlich noch eine Stufe geschnitten oder ein Bündel pinselförmig zusammengebunden, zuweilen das Haar von den Männern hinten in einen Knoten geschlungen, oder ein
sonst zeigte sich die Epidermis durchsetzt von schuppigen Riffen, die sich in kon- zentrischen Windungen, Kreisen, Ellipsen, ungefähr der Zeichnung eines Achat- schliffes vergleichbar, hinzogen.
Haar schwarz und ebenso häufig straff und schlicht als wellig, seltener — bei zweien der 20 Männer — lockig. Barthaar, wo nicht ausgerupft, spärlich an Kinn und Oberlippe.
Kopf allgemein hoch, gewöhnlich breit, mehrfach rund. Leisten des Hinterhauptkopfes kräftig entwickelt. Stirn niedrig, bei den Männern häufiger schräg, bei den Frauen häufiger gerade, nur ausnahmsweise hoch und gewölbt, oft behaart. Starke Wülste, zumal bei den Männern liefern ein auffallendes Merkmal. Gesicht durchgängig hoch und breit, selten hoch und schmal, meist oval, selten rund, ausnahmsweise quadratisch. Wangenbeine vortretend.
Iris dunkel kaffebraun, ausnahmsweise hellbraun. Abstand der Augen gross. Lidspalte häufig schräg, aber in der Mehrzahl der Fälle horizontal, durch- gängig niedrig, mandelförmig, ausnahmsweise geschlitzt. Ohrläppchen klein oder sehr klein, mehrfach verwachsen. Nase: Wurzel öfter breit als schmal, öfter eingesenkt als vortretend, Rücken durchgängig breit, meist gerade oder leicht gewölbt, mehrfach auch sattelförmig, Flügel breit, gelegentlich dachförmig und bei den Männern kräftig, bei den Frauen fein, Spitze mässig stumpf, Löcher nach vorn gerichtet, rund. Lippen voll, geschwungen vortretend. Zähne regel- mässig, massiv, opak, meist gelblich, doch nicht selten weiss, oft stark und bis zur Hälfte abgekaut. Prognathie mässig; Kinn selten weichend.
Brüste der Frauen, die geboren haben, hängend, mit grossem Warzenhof. Genitalien der Männer klein. Das Praeputium war durch die Manipulationen mit dem Stulp künstlich verlängert.
Hände und Füsse verhältnismässig klein; kurze Zeigefinger. Umfang des Oberschenkels gemessen bei einem Mann mit 173.0 Körperhöhe 50 cm, der Waden 35 cm. Längste Zehe: bei 17 Männern 9 mal II, 7 mal I, 1 mal I = II, bei 5 Frauen 3 mal II, 2 mal I.
Tracht.Wimpern, Brauen, Barthaar und Körperhaar wurde aus- gerupft oder rasiert. Die Wimpern begann man jetzt bei einzelnen Kindern stehen zu lassen, was ihnen nach unserm Geschmack zu grossem Vorteil gereichte.
Das Haupthaar wurde auf sehr verschiedene Weise, aber bei Männern und Frauen gleich willkürlich behandelt. Die Tonsur, die man nach dem Namen »Coroados« erwarten sollte, beschränkt sich auf eine gelegentlich vorhandene von 1 cm Durchmesser. Vielleicht rührt der Name von den grossen Feder- kronen her. Witwer und Witwe trugen das Haar kurz geschnitten. Die all- gemeinste und ursprüngliche Art für beide Geschlechter war die, dass das Haar zur Stirn gekämmt und hier rechteckig ausgeschnitten wurde, hinten aber frei herabhing, vergl. Tafel 26. Neben den Ohren wurde gelegentlich noch eine Stufe geschnitten oder ein Bündel pinselförmig zusammengebunden, zuweilen das Haar von den Männern hinten in einen Knoten geschlungen, oder ein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0539"n="471"/>
sonst zeigte sich die Epidermis durchsetzt von schuppigen Riffen, die sich in kon-<lb/>
zentrischen Windungen, Kreisen, Ellipsen, ungefähr der Zeichnung eines Achat-<lb/>
schliffes vergleichbar, hinzogen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Haar</hi> schwarz und ebenso häufig straff und schlicht als wellig, seltener —<lb/>
bei zweien der 20 Männer — lockig. Barthaar, wo nicht ausgerupft, spärlich an<lb/>
Kinn und Oberlippe.</p><lb/><p><hirendition="#g">Kopf</hi> allgemein hoch, gewöhnlich breit, mehrfach rund. Leisten des<lb/>
Hinterhauptkopfes kräftig entwickelt. <hirendition="#g">Stirn</hi> niedrig, bei den Männern häufiger<lb/>
schräg, bei den Frauen häufiger gerade, nur ausnahmsweise hoch und gewölbt,<lb/>
oft behaart. Starke Wülste, zumal bei den Männern liefern ein auffallendes<lb/>
Merkmal. <hirendition="#g">Gesicht</hi> durchgängig hoch und breit, selten hoch und schmal, meist<lb/>
oval, selten rund, ausnahmsweise quadratisch. <hirendition="#g">Wangenbeine</hi> vortretend.</p><lb/><p><hirendition="#g">Iris</hi> dunkel kaffebraun, ausnahmsweise hellbraun. Abstand der Augen gross.<lb/><hirendition="#g">Lidspalte</hi> häufig schräg, aber in der Mehrzahl der Fälle horizontal, durch-<lb/>
gängig niedrig, mandelförmig, ausnahmsweise geschlitzt. <hirendition="#g">Ohrläppchen</hi> klein<lb/>
oder sehr klein, mehrfach verwachsen. <hirendition="#g">Nase</hi>: Wurzel öfter breit als schmal,<lb/>
öfter eingesenkt als vortretend, Rücken durchgängig breit, meist gerade oder<lb/>
leicht gewölbt, mehrfach auch sattelförmig, Flügel breit, gelegentlich dachförmig<lb/>
und bei den Männern kräftig, bei den Frauen fein, Spitze mässig stumpf, Löcher<lb/>
nach vorn gerichtet, rund. <hirendition="#g">Lippen</hi> voll, geschwungen vortretend. <hirendition="#g">Zähne</hi> regel-<lb/>
mässig, massiv, opak, meist gelblich, doch nicht selten weiss, oft stark und bis<lb/>
zur Hälfte abgekaut. Prognathie mässig; Kinn selten weichend.</p><lb/><p><hirendition="#g">Brüste</hi> der Frauen, die geboren haben, hängend, mit grossem Warzenhof.<lb/><hirendition="#g">Genitalien</hi> der Männer klein. Das Praeputium war durch die Manipulationen<lb/>
mit dem Stulp künstlich verlängert.</p><lb/><p><hirendition="#g">Hände</hi> und <hirendition="#g">Füsse</hi> verhältnismässig klein; kurze Zeigefinger. Umfang des<lb/>
Oberschenkels gemessen bei einem Mann mit 173.0 Körperhöhe 50 cm, der<lb/>
Waden 35 cm. Längste <hirendition="#g">Zehe</hi>: bei 17 Männern 9 mal II, 7 mal I, 1 mal I = II,<lb/>
bei 5 Frauen 3 mal II, 2 mal I.</p><lb/><p><hirendition="#b">Tracht.</hi><hirendition="#g">Wimpern, Brauen, Barthaar</hi> und <hirendition="#g">Körperhaar</hi> wurde aus-<lb/>
gerupft oder rasiert. Die Wimpern begann man jetzt bei einzelnen Kindern<lb/>
stehen zu lassen, was ihnen nach unserm Geschmack zu grossem Vorteil gereichte.</p><lb/><p>Das <hirendition="#g">Haupthaar</hi> wurde auf sehr verschiedene Weise, aber bei Männern<lb/>
und Frauen gleich willkürlich behandelt. Die Tonsur, die man nach dem Namen<lb/>
»Coroados« erwarten sollte, beschränkt sich auf eine gelegentlich vorhandene von<lb/>
1 cm Durchmesser. Vielleicht rührt der Name von den grossen Feder-<lb/>
kronen her. Witwer und Witwe trugen das Haar kurz geschnitten. Die all-<lb/>
gemeinste und ursprüngliche Art für beide Geschlechter war die, dass das Haar<lb/>
zur Stirn gekämmt und hier rechteckig ausgeschnitten wurde, hinten aber frei<lb/>
herabhing, vergl. Tafel 26. Neben den Ohren wurde gelegentlich noch eine<lb/>
Stufe <choice><sic>geschnittten</sic><corr>geschnitten</corr></choice> oder ein Bündel pinselförmig zusammengebunden, zuweilen<lb/>
das Haar von den Männern hinten in einen Knoten geschlungen, oder ein<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[471/0539]
sonst zeigte sich die Epidermis durchsetzt von schuppigen Riffen, die sich in kon-
zentrischen Windungen, Kreisen, Ellipsen, ungefähr der Zeichnung eines Achat-
schliffes vergleichbar, hinzogen.
Haar schwarz und ebenso häufig straff und schlicht als wellig, seltener —
bei zweien der 20 Männer — lockig. Barthaar, wo nicht ausgerupft, spärlich an
Kinn und Oberlippe.
Kopf allgemein hoch, gewöhnlich breit, mehrfach rund. Leisten des
Hinterhauptkopfes kräftig entwickelt. Stirn niedrig, bei den Männern häufiger
schräg, bei den Frauen häufiger gerade, nur ausnahmsweise hoch und gewölbt,
oft behaart. Starke Wülste, zumal bei den Männern liefern ein auffallendes
Merkmal. Gesicht durchgängig hoch und breit, selten hoch und schmal, meist
oval, selten rund, ausnahmsweise quadratisch. Wangenbeine vortretend.
Iris dunkel kaffebraun, ausnahmsweise hellbraun. Abstand der Augen gross.
Lidspalte häufig schräg, aber in der Mehrzahl der Fälle horizontal, durch-
gängig niedrig, mandelförmig, ausnahmsweise geschlitzt. Ohrläppchen klein
oder sehr klein, mehrfach verwachsen. Nase: Wurzel öfter breit als schmal,
öfter eingesenkt als vortretend, Rücken durchgängig breit, meist gerade oder
leicht gewölbt, mehrfach auch sattelförmig, Flügel breit, gelegentlich dachförmig
und bei den Männern kräftig, bei den Frauen fein, Spitze mässig stumpf, Löcher
nach vorn gerichtet, rund. Lippen voll, geschwungen vortretend. Zähne regel-
mässig, massiv, opak, meist gelblich, doch nicht selten weiss, oft stark und bis
zur Hälfte abgekaut. Prognathie mässig; Kinn selten weichend.
Brüste der Frauen, die geboren haben, hängend, mit grossem Warzenhof.
Genitalien der Männer klein. Das Praeputium war durch die Manipulationen
mit dem Stulp künstlich verlängert.
Hände und Füsse verhältnismässig klein; kurze Zeigefinger. Umfang des
Oberschenkels gemessen bei einem Mann mit 173.0 Körperhöhe 50 cm, der
Waden 35 cm. Längste Zehe: bei 17 Männern 9 mal II, 7 mal I, 1 mal I = II,
bei 5 Frauen 3 mal II, 2 mal I.
Tracht. Wimpern, Brauen, Barthaar und Körperhaar wurde aus-
gerupft oder rasiert. Die Wimpern begann man jetzt bei einzelnen Kindern
stehen zu lassen, was ihnen nach unserm Geschmack zu grossem Vorteil gereichte.
Das Haupthaar wurde auf sehr verschiedene Weise, aber bei Männern
und Frauen gleich willkürlich behandelt. Die Tonsur, die man nach dem Namen
»Coroados« erwarten sollte, beschränkt sich auf eine gelegentlich vorhandene von
1 cm Durchmesser. Vielleicht rührt der Name von den grossen Feder-
kronen her. Witwer und Witwe trugen das Haar kurz geschnitten. Die all-
gemeinste und ursprüngliche Art für beide Geschlechter war die, dass das Haar
zur Stirn gekämmt und hier rechteckig ausgeschnitten wurde, hinten aber frei
herabhing, vergl. Tafel 26. Neben den Ohren wurde gelegentlich noch eine
Stufe geschnitten oder ein Bündel pinselförmig zusammengebunden, zuweilen
das Haar von den Männern hinten in einen Knoten geschlungen, oder ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/539>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.