Kraft; und diese wäre Sein, Materie? Wie das? "auch in der Materie ist ein Gegensatz von Thätigkeiten, Expansion und Contraction, zu einer Einheit verbunden." Erst schien es, als wäre die Materie das Zweite oder Dritte, je nachdem man zur Thätigkeit als dem Ersten auch noch den Gegensatz vielleich tals Vorerstes nimmt oder nicht; jetzt aber haben wir vor der Ma- terie noch den Gegensatz von Expansion und Contraction, und die Einheit. Woher kommen diese? Ferner: wenn es heißt: "die Thätigkeit ist aber das Erste", dann ist -- ohne Malice -- "das Erste" doch noch vor der Thätigkeit; das Erste ist also "das Erste", und woher kommt nun die Thätigkeit? -- "Wie aber die Thätigkeit das Erste ist, so ist sie auch das Allgemeinste" -- dann ist auch "das Allgemeinste" vor der Thätigkeit.
Es bleibt aber trotz allem dabei: die Thätigkeit ist das Erste, und sie hemmt sich, und die Thätigkeit wird Sein, oder die Kraft wird Materie. Nun haben wir aber keine Kraft mehr, keine Thätigkeit; denn Alles, was davon vorhanden war, ist auf- gewandt, Materie und Sein zu schaffen. Im Sein ist alle Thä- tigkeit, in der Materie alle Kraft gebunden; es giebt keine freie, wirkende Kraft und Thätigkeit mehr. Wenn wir nun dennoch Becker den obersten, allgemeinsten Gegensatz von Thätigkeit und Sein zugestünden? Dann meint Becker genug zu haben, um die ganze Welt zu erkennen. Denn "die reale Welt ist dadurch geworden, daß sich der Gegensatz von Thätigkeit und Sein in unendlich mannigfaltigen Verhältnissen in den besonderen Din- gen wiederholt; in jedem besonderen Dinge liegen Thätigkeit und Sein als zwei einander entgegengesetzte, aber zu einer Einheit verbundene Momente des Dinges." Dann ist aber der Gegen- satz von Thätigkeit und Sein nicht der oberste, allgemeinste, sondern der einzige, ewig wiederholte. -- Unmittelbar nach dem angeführten Satze heißt es: "Wie aber die Thätigkeit das Erste ist, so ist sie auch das Allgemeinste, durch das alles Be- sondere zu einer Einheit des Ganzen verbunden ist." So täuscht man wieder mit hochtrabenden Phrasen! Zu einer Einheit des Ganzen verbunden? weil in allen Dingen sich der Gegensatz von Thätigkeit und Sein wiederholt! Wiederholung ist gerade so recht der Charakter des Unorganischen. Diese Einheit durch Wiederholung ist die Einheit des Sandes: ein Korn die Wie- derholung des andern. So finden wir hier nur eine schon oben gemachte Bemerkung bestätigt, daß bei Becker die Dinge gar
Kraft; und diese wäre Sein, Materie? Wie das? „auch in der Materie ist ein Gegensatz von Thätigkeiten, Expansion und Contraction, zu einer Einheit verbunden.“ Erst schien es, als wäre die Materie das Zweite oder Dritte, je nachdem man zur Thätigkeit als dem Ersten auch noch den Gegensatz vielleich tals Vorerstes nimmt oder nicht; jetzt aber haben wir vor der Ma- terie noch den Gegensatz von Expansion und Contraction, und die Einheit. Woher kommen diese? Ferner: wenn es heißt: „die Thätigkeit ist aber das Erste“, dann ist — ohne Malice — „das Erste“ doch noch vor der Thätigkeit; das Erste ist also „das Erste“, und woher kommt nun die Thätigkeit? — „Wie aber die Thätigkeit das Erste ist, so ist sie auch das Allgemeinste“ — dann ist auch „das Allgemeinste“ vor der Thätigkeit.
Es bleibt aber trotz allem dabei: die Thätigkeit ist das Erste, und sie hemmt sich, und die Thätigkeit wird Sein, oder die Kraft wird Materie. Nun haben wir aber keine Kraft mehr, keine Thätigkeit; denn Alles, was davon vorhanden war, ist auf- gewandt, Materie und Sein zu schaffen. Im Sein ist alle Thä- tigkeit, in der Materie alle Kraft gebunden; es giebt keine freie, wirkende Kraft und Thätigkeit mehr. Wenn wir nun dennoch Becker den obersten, allgemeinsten Gegensatz von Thätigkeit und Sein zugestünden? Dann meint Becker genug zu haben, um die ganze Welt zu erkennen. Denn „die reale Welt ist dadurch geworden, daß sich der Gegensatz von Thätigkeit und Sein in unendlich mannigfaltigen Verhältnissen in den besonderen Din- gen wiederholt; in jedem besonderen Dinge liegen Thätigkeit und Sein als zwei einander entgegengesetzte, aber zu einer Einheit verbundene Momente des Dinges.“ Dann ist aber der Gegen- satz von Thätigkeit und Sein nicht der oberste, allgemeinste, sondern der einzige, ewig wiederholte. — Unmittelbar nach dem angeführten Satze heißt es: „Wie aber die Thätigkeit das Erste ist, so ist sie auch das Allgemeinste, durch das alles Be- sondere zu einer Einheit des Ganzen verbunden ist.“ So täuscht man wieder mit hochtrabenden Phrasen! Zu einer Einheit des Ganzen verbunden? weil in allen Dingen sich der Gegensatz von Thätigkeit und Sein wiederholt! Wiederholung ist gerade so recht der Charakter des Unorganischen. Diese Einheit durch Wiederholung ist die Einheit des Sandes: ein Korn die Wie- derholung des andern. So finden wir hier nur eine schon oben gemachte Bemerkung bestätigt, daß bei Becker die Dinge gar
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Kraft; und diese wäre Sein, Materie? Wie das? „auch in der
Materie ist ein Gegensatz von Thätigkeiten, Expansion und
Contraction, zu einer Einheit verbunden.“ Erst schien es, als
wäre die Materie das Zweite oder Dritte, je nachdem man zur
Thätigkeit als dem Ersten auch noch den Gegensatz vielleich tals
Vorerstes nimmt oder nicht; jetzt aber haben wir vor der Ma-
terie noch den Gegensatz von Expansion und Contraction, und
die Einheit. Woher kommen diese? Ferner: wenn es heißt: „die
Thätigkeit ist aber das Erste“, dann ist — ohne Malice — „das
Erste“ doch noch vor der Thätigkeit; das Erste ist also „das
Erste“, und woher kommt nun die Thätigkeit? — „Wie aber
die Thätigkeit das Erste ist, so ist sie auch das Allgemeinste“
— dann ist auch „das Allgemeinste“ vor der Thätigkeit.
Es bleibt aber trotz allem dabei: die Thätigkeit ist das
Erste, und sie hemmt sich, und die Thätigkeit wird Sein, oder
die Kraft wird Materie. Nun haben wir aber keine Kraft mehr,
keine Thätigkeit; denn Alles, was davon vorhanden war, ist auf-
gewandt, Materie und Sein zu schaffen. Im Sein ist alle Thä-
tigkeit, in der Materie alle Kraft gebunden; es giebt keine freie,
wirkende Kraft und Thätigkeit mehr. Wenn wir nun dennoch
Becker den obersten, allgemeinsten Gegensatz von Thätigkeit
und Sein zugestünden? Dann meint Becker genug zu haben, um
die ganze Welt zu erkennen. Denn „die reale Welt ist dadurch
geworden, daß sich der Gegensatz von Thätigkeit und Sein in
unendlich mannigfaltigen Verhältnissen in den besonderen Din-
gen wiederholt; in jedem besonderen Dinge liegen Thätigkeit und
Sein als zwei einander entgegengesetzte, aber zu einer Einheit
verbundene Momente des Dinges.“ Dann ist aber der Gegen-
satz von Thätigkeit und Sein nicht der oberste, allgemeinste,
sondern der einzige, ewig wiederholte. — Unmittelbar nach
dem angeführten Satze heißt es: „Wie aber die Thätigkeit das
Erste ist, so ist sie auch das Allgemeinste, durch das alles Be-
sondere zu einer Einheit des Ganzen verbunden ist.“ So täuscht
man wieder mit hochtrabenden Phrasen! Zu einer Einheit des
Ganzen verbunden? weil in allen Dingen sich der Gegensatz
von Thätigkeit und Sein wiederholt! Wiederholung ist gerade
so recht der Charakter des Unorganischen. Diese Einheit durch
Wiederholung ist die Einheit des Sandes: ein Korn die Wie-
derholung des andern. So finden wir hier nur eine schon oben
gemachte Bemerkung bestätigt, daß bei Becker die Dinge gar
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Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinthal_grammatik_1855/120>, abgerufen am 21.11.2024.
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