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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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und später auch als der Schutzpatron der grünen Insel im Morgenland verehrt wurde. So prächtig war der Name ausgestattet zu seiner Zeit, aber mit dem Lauf der Jahre geriethen alle Länder, die einst die Fahne besessen, entweder an die Eidgenossen oder die Herzoge von Oesterreich, und der, mit dem Schild und Helm zu Grabe ging, starb 1787 beim Pfarrer zu Mariabronn bei Tettnang in tiefer Armuth. Die Damilser haben auch nicht viel, aber zuletzt war doch jeder noch reicher als der letzte der Montforte.

Die Damilser sind wahrhaftig sehr arm und leben kümmerlich von Mehlmus und Kartoffeln, trinken auch nur am Sonntag ein Gläschen Schnaps. Ihre hölzernen Hütten sind eng und armselig, nur selten mit einem Rauchfang versehen. Wir wohnen sieben Stunden hinter Gott erbarm und der Ort heißt Elend - sagte einer der ältern Männer mit traurigem Witze. Auch ist ihnen wohl für die Zukunft nicht viel Erleichterung zu weissagen, denn nach allen Anzeichen wird das Klima immer rauher. Hat man doch vor nicht gar langer Zeit hoch über Damils auf dem Brand eine Dreschtenne abgebrochen, während jetzt nicht einmal auf den niedern Höfen irgend eine Getreideart gedeihen will; ja die zaubernde Sage verlegt sogar einen Weingarten an den hohen Tristen, der zwischen Damils und Mellau sich erhebt. Auch das Holz geht zusammen und kommt am obern Saum der Wälder nicht mehr fort.

Von diesen und ähnlichen Dingen hatten wir mit den Männern von Damils geredet, und nun sollte noch einer der ältern, der einzige unter den Bauern, der die pergamentenen Urkunden in der Kirchenlade zu lesen und zu verdeutschen wußte, ein kurzes Gespräch zum Besten geben und zwar in der alten Damilsersprache, wie sie vor fünfzig Jahren gesprochen worden. Diese soll nach Versicherung des Pfarrherrn sehr seltsam und unverständlich lauten und müßte also wohl sehr verschieden seyn von dem jetzigen ausgetragenen und vollsylbigen Dialekt der Walser, der uns im Vergleich mit dem stenographisch abgekürzten Deutsch der Wälder ganz verständlich vorkam. Unsere Neugier war sehr groß dieß Altdamilserische

und später auch als der Schutzpatron der grünen Insel im Morgenland verehrt wurde. So prächtig war der Name ausgestattet zu seiner Zeit, aber mit dem Lauf der Jahre geriethen alle Länder, die einst die Fahne besessen, entweder an die Eidgenossen oder die Herzoge von Oesterreich, und der, mit dem Schild und Helm zu Grabe ging, starb 1787 beim Pfarrer zu Mariabronn bei Tettnang in tiefer Armuth. Die Damilser haben auch nicht viel, aber zuletzt war doch jeder noch reicher als der letzte der Montforte.

Die Damilser sind wahrhaftig sehr arm und leben kümmerlich von Mehlmus und Kartoffeln, trinken auch nur am Sonntag ein Gläschen Schnaps. Ihre hölzernen Hütten sind eng und armselig, nur selten mit einem Rauchfang versehen. Wir wohnen sieben Stunden hinter Gott erbarm und der Ort heißt Elend – sagte einer der ältern Männer mit traurigem Witze. Auch ist ihnen wohl für die Zukunft nicht viel Erleichterung zu weissagen, denn nach allen Anzeichen wird das Klima immer rauher. Hat man doch vor nicht gar langer Zeit hoch über Damils auf dem Brand eine Dreschtenne abgebrochen, während jetzt nicht einmal auf den niedern Höfen irgend eine Getreideart gedeihen will; ja die zaubernde Sage verlegt sogar einen Weingarten an den hohen Tristen, der zwischen Damils und Mellau sich erhebt. Auch das Holz geht zusammen und kommt am obern Saum der Wälder nicht mehr fort.

Von diesen und ähnlichen Dingen hatten wir mit den Männern von Damils geredet, und nun sollte noch einer der ältern, der einzige unter den Bauern, der die pergamentenen Urkunden in der Kirchenlade zu lesen und zu verdeutschen wußte, ein kurzes Gespräch zum Besten geben und zwar in der alten Damilsersprache, wie sie vor fünfzig Jahren gesprochen worden. Diese soll nach Versicherung des Pfarrherrn sehr seltsam und unverständlich lauten und müßte also wohl sehr verschieden seyn von dem jetzigen ausgetragenen und vollsylbigen Dialekt der Walser, der uns im Vergleich mit dem stenographisch abgekürzten Deutsch der Wälder ganz verständlich vorkam. Unsere Neugier war sehr groß dieß Altdamilserische

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[96/0101] und später auch als der Schutzpatron der grünen Insel im Morgenland verehrt wurde. So prächtig war der Name ausgestattet zu seiner Zeit, aber mit dem Lauf der Jahre geriethen alle Länder, die einst die Fahne besessen, entweder an die Eidgenossen oder die Herzoge von Oesterreich, und der, mit dem Schild und Helm zu Grabe ging, starb 1787 beim Pfarrer zu Mariabronn bei Tettnang in tiefer Armuth. Die Damilser haben auch nicht viel, aber zuletzt war doch jeder noch reicher als der letzte der Montforte. Die Damilser sind wahrhaftig sehr arm und leben kümmerlich von Mehlmus und Kartoffeln, trinken auch nur am Sonntag ein Gläschen Schnaps. Ihre hölzernen Hütten sind eng und armselig, nur selten mit einem Rauchfang versehen. Wir wohnen sieben Stunden hinter Gott erbarm und der Ort heißt Elend – sagte einer der ältern Männer mit traurigem Witze. Auch ist ihnen wohl für die Zukunft nicht viel Erleichterung zu weissagen, denn nach allen Anzeichen wird das Klima immer rauher. Hat man doch vor nicht gar langer Zeit hoch über Damils auf dem Brand eine Dreschtenne abgebrochen, während jetzt nicht einmal auf den niedern Höfen irgend eine Getreideart gedeihen will; ja die zaubernde Sage verlegt sogar einen Weingarten an den hohen Tristen, der zwischen Damils und Mellau sich erhebt. Auch das Holz geht zusammen und kommt am obern Saum der Wälder nicht mehr fort. Von diesen und ähnlichen Dingen hatten wir mit den Männern von Damils geredet, und nun sollte noch einer der ältern, der einzige unter den Bauern, der die pergamentenen Urkunden in der Kirchenlade zu lesen und zu verdeutschen wußte, ein kurzes Gespräch zum Besten geben und zwar in der alten Damilsersprache, wie sie vor fünfzig Jahren gesprochen worden. Diese soll nach Versicherung des Pfarrherrn sehr seltsam und unverständlich lauten und müßte also wohl sehr verschieden seyn von dem jetzigen ausgetragenen und vollsylbigen Dialekt der Walser, der uns im Vergleich mit dem stenographisch abgekürzten Deutsch der Wälder ganz verständlich vorkam. Unsere Neugier war sehr groß dieß Altdamilserische

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/101>, abgerufen am 23.11.2024.