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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Tokenburg, der letzte seines Geschlechts, im Jahre 1436 gestorben war, brachte Herzog Friedrich die Herrschaft Feldkirch wieder an das Haus Oesterreich.

Die Stadt liegt in einer engen Schlucht, welche die neuen Gebäude, die außerhalb der Mauern erstehen, nach allen Seiten auszufüllen streben. Oberhalb fällt die Ill durch eine schöne Klamm herein, unterhalb zieht sie durch einen andern Bergriß wirbelnd wieder ab. Alle Höhen sind mit Tannengehölz und Laubwald oder Weinbergen bedeckt und so gewinnt das enge Berggelände ein lachend grünes Ansehen, das auch manche rauhe Felsenwand, die da und dort zu Tage steht, nicht verdirbt. In dem Bauwerke der Stadt schlägt jetzt die Gegenwart vor, an den breiten Gassen stehen hübsche neue Häuser, doch hat sich auch manches Alterthum erhalten. Eine starke Mauer, mit runden Thürmen wohlversehen, umfängt den Ort; die Pfarrkirche selbst ist ein altdeutscher Bau aus dem Jahr 1478. Auf dem Kornmarkt, der seine Lauben hat, steht ein altes finsteres schiefes Herrenhaus mit einem wappengezierten Erker, das übrigens, so hochbetagt es aussieht, wohl kaum in die Zeiten hinaufreicht, als die Montforte Herren zu Veltkilch waren, sondern nach den Inschriften, die außerhalb unter den Fenstern zu lesen sind, von den tirolischen Rittern Caspar von Welsberg und Oswald Sebner, beide in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts lebend, erbaut worden ist. Ober der Stadt auf einem Abhange des Schrofens, den die Ill durchbrochen hat, steht das Feldkircher Schloß, die Schattenburg genannt. Die äußern Mauern sind verfallen, die innern Gebäude noch bewohnbar, aber nicht mehr in gutem Stande. Eine anmuthige Aussicht über die Stadt und ihre enge Feldmark belohnt den der hinaufgestiegen. Fast anziehender aber ist es von der hohen Brücke bei Heiligenkreuz, der Vorstadt jenseits der Ill, auf Feldkirch herüber zu sehen, das sich von da betrachtet grau und alterthümlich darstellt, auf einer Seite von den Rebenhügeln umspannt, auf der andern von jenem kühnen Felsen überragt, der die Burg trägt. Diese Veste mit ihren vier Eckthürmen tritt da recht ritterlich und stolz hervor und weckt das Andenken vergangener Zeiten nicht minder lebhaft,

Tokenburg, der letzte seines Geschlechts, im Jahre 1436 gestorben war, brachte Herzog Friedrich die Herrschaft Feldkirch wieder an das Haus Oesterreich.

Die Stadt liegt in einer engen Schlucht, welche die neuen Gebäude, die außerhalb der Mauern erstehen, nach allen Seiten auszufüllen streben. Oberhalb fällt die Ill durch eine schöne Klamm herein, unterhalb zieht sie durch einen andern Bergriß wirbelnd wieder ab. Alle Höhen sind mit Tannengehölz und Laubwald oder Weinbergen bedeckt und so gewinnt das enge Berggelände ein lachend grünes Ansehen, das auch manche rauhe Felsenwand, die da und dort zu Tage steht, nicht verdirbt. In dem Bauwerke der Stadt schlägt jetzt die Gegenwart vor, an den breiten Gassen stehen hübsche neue Häuser, doch hat sich auch manches Alterthum erhalten. Eine starke Mauer, mit runden Thürmen wohlversehen, umfängt den Ort; die Pfarrkirche selbst ist ein altdeutscher Bau aus dem Jahr 1478. Auf dem Kornmarkt, der seine Lauben hat, steht ein altes finsteres schiefes Herrenhaus mit einem wappengezierten Erker, das übrigens, so hochbetagt es aussieht, wohl kaum in die Zeiten hinaufreicht, als die Montforte Herren zu Veltkilch waren, sondern nach den Inschriften, die außerhalb unter den Fenstern zu lesen sind, von den tirolischen Rittern Caspar von Welsberg und Oswald Sebner, beide in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts lebend, erbaut worden ist. Ober der Stadt auf einem Abhange des Schrofens, den die Ill durchbrochen hat, steht das Feldkircher Schloß, die Schattenburg genannt. Die äußern Mauern sind verfallen, die innern Gebäude noch bewohnbar, aber nicht mehr in gutem Stande. Eine anmuthige Aussicht über die Stadt und ihre enge Feldmark belohnt den der hinaufgestiegen. Fast anziehender aber ist es von der hohen Brücke bei Heiligenkreuz, der Vorstadt jenseits der Ill, auf Feldkirch herüber zu sehen, das sich von da betrachtet grau und alterthümlich darstellt, auf einer Seite von den Rebenhügeln umspannt, auf der andern von jenem kühnen Felsen überragt, der die Burg trägt. Diese Veste mit ihren vier Eckthürmen tritt da recht ritterlich und stolz hervor und weckt das Andenken vergangener Zeiten nicht minder lebhaft,

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[147/0152] Tokenburg, der letzte seines Geschlechts, im Jahre 1436 gestorben war, brachte Herzog Friedrich die Herrschaft Feldkirch wieder an das Haus Oesterreich. Die Stadt liegt in einer engen Schlucht, welche die neuen Gebäude, die außerhalb der Mauern erstehen, nach allen Seiten auszufüllen streben. Oberhalb fällt die Ill durch eine schöne Klamm herein, unterhalb zieht sie durch einen andern Bergriß wirbelnd wieder ab. Alle Höhen sind mit Tannengehölz und Laubwald oder Weinbergen bedeckt und so gewinnt das enge Berggelände ein lachend grünes Ansehen, das auch manche rauhe Felsenwand, die da und dort zu Tage steht, nicht verdirbt. In dem Bauwerke der Stadt schlägt jetzt die Gegenwart vor, an den breiten Gassen stehen hübsche neue Häuser, doch hat sich auch manches Alterthum erhalten. Eine starke Mauer, mit runden Thürmen wohlversehen, umfängt den Ort; die Pfarrkirche selbst ist ein altdeutscher Bau aus dem Jahr 1478. Auf dem Kornmarkt, der seine Lauben hat, steht ein altes finsteres schiefes Herrenhaus mit einem wappengezierten Erker, das übrigens, so hochbetagt es aussieht, wohl kaum in die Zeiten hinaufreicht, als die Montforte Herren zu Veltkilch waren, sondern nach den Inschriften, die außerhalb unter den Fenstern zu lesen sind, von den tirolischen Rittern Caspar von Welsberg und Oswald Sebner, beide in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts lebend, erbaut worden ist. Ober der Stadt auf einem Abhange des Schrofens, den die Ill durchbrochen hat, steht das Feldkircher Schloß, die Schattenburg genannt. Die äußern Mauern sind verfallen, die innern Gebäude noch bewohnbar, aber nicht mehr in gutem Stande. Eine anmuthige Aussicht über die Stadt und ihre enge Feldmark belohnt den der hinaufgestiegen. Fast anziehender aber ist es von der hohen Brücke bei Heiligenkreuz, der Vorstadt jenseits der Ill, auf Feldkirch herüber zu sehen, das sich von da betrachtet grau und alterthümlich darstellt, auf einer Seite von den Rebenhügeln umspannt, auf der andern von jenem kühnen Felsen überragt, der die Burg trägt. Diese Veste mit ihren vier Eckthürmen tritt da recht ritterlich und stolz hervor und weckt das Andenken vergangener Zeiten nicht minder lebhaft,

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/152>, abgerufen am 23.11.2024.