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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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kamen in eine Stadt, heißt Salzburg. Da ist ein Bisthum und da lagen sie still. Und Graf Albrecht schickte zu dem von Altstetten, der ein Vogt zu Werdenberg war und ein Vetter desselben, so in Triest gestorben. Diesem ließ er sagen, daß er eine Königin von Portugal brächte, die sein Gemahl wäre, und mit ihr ein großes Gut. Da sollte er zu seinen Brüdern und anderen seinen Freunden senden und ihnen zu wissen thun, daß sie ihm entgegenritten, so gut sie könnten. Auch das Schloß Werdenberg sollten sie herrichten so köstlich und gut sie könnten. Also ward ihm auch entgegengeritten wohl mit sechshundert Pferden und zwei und dreißig Frauenwagen und wohl hundert und achtzig Speisewagen. Dabei waren zween Burggrafen von Nürnberg und drei Grafen von Teck und zwei von Helfenstein und etlich von Tokenburg und Graf Wilhelm von Achalm und zween seiner Söhne und Diether von Stoffeln und sein Bruder und da waren der Herren und Knechte so viele, daß man sie nicht alle beschreiben mag.

Nun hatte Graf Albrecht einen Sohn, der war das erste Kind. Als der neun Jahre alt war, schickte er ihn in das Land gen Portugal, seinem Aehne auf Gnade. Und ließ ihm sagen, er hätte ihm den liebsten und größten Schatz gegeben, den er hätte auf dieser Erde und wenn er ihm gnädig wäre und seine Ungnade abließe und ihn hörte, so wollte er ihm sagen, was die Sache für eine Gestalt hätte und was an ihr wäre. Also da der König in Portugal das hübsche Kind ersah, da ward er sehr fröhlich und schrieb seinem Vater ein Geleit zu unter seinem heimlichen Secret, daß er zu ihm käme. Also machte sich der Graf auf und fuhr zu ihm. Und da er in die Stadt kam gen Portugal zu seinem Schwäher, da erfuhr er, daß der von Hatstatt noch in der Gefängniß liege, weil er geziehen worden, er hätte dazu gerathen und geholfen, daß die andern hinweg wären gekommen, und wäre das also, so müßte er in der Gefängniß sterben. Das lag Graf Albrecht hart an.

Des Morgens schickte der König nach ihm und da er zu ihm einging, fiel er auf die Knie und sprach: gnädiger Herr, eure Gnade vergesse eures Zornes und so will ich euch sagen, was es für eine Gestalt hat und wie es darzu gekommen ist,

kamen in eine Stadt, heißt Salzburg. Da ist ein Bisthum und da lagen sie still. Und Graf Albrecht schickte zu dem von Altstetten, der ein Vogt zu Werdenberg war und ein Vetter desselben, so in Triest gestorben. Diesem ließ er sagen, daß er eine Königin von Portugal brächte, die sein Gemahl wäre, und mit ihr ein großes Gut. Da sollte er zu seinen Brüdern und anderen seinen Freunden senden und ihnen zu wissen thun, daß sie ihm entgegenritten, so gut sie könnten. Auch das Schloß Werdenberg sollten sie herrichten so köstlich und gut sie könnten. Also ward ihm auch entgegengeritten wohl mit sechshundert Pferden und zwei und dreißig Frauenwagen und wohl hundert und achtzig Speisewagen. Dabei waren zween Burggrafen von Nürnberg und drei Grafen von Teck und zwei von Helfenstein und etlich von Tokenburg und Graf Wilhelm von Achalm und zween seiner Söhne und Diether von Stoffeln und sein Bruder und da waren der Herren und Knechte so viele, daß man sie nicht alle beschreiben mag.

Nun hatte Graf Albrecht einen Sohn, der war das erste Kind. Als der neun Jahre alt war, schickte er ihn in das Land gen Portugal, seinem Aehne auf Gnade. Und ließ ihm sagen, er hätte ihm den liebsten und größten Schatz gegeben, den er hätte auf dieser Erde und wenn er ihm gnädig wäre und seine Ungnade abließe und ihn hörte, so wollte er ihm sagen, was die Sache für eine Gestalt hätte und was an ihr wäre. Also da der König in Portugal das hübsche Kind ersah, da ward er sehr fröhlich und schrieb seinem Vater ein Geleit zu unter seinem heimlichen Secret, daß er zu ihm käme. Also machte sich der Graf auf und fuhr zu ihm. Und da er in die Stadt kam gen Portugal zu seinem Schwäher, da erfuhr er, daß der von Hatstatt noch in der Gefängniß liege, weil er geziehen worden, er hätte dazu gerathen und geholfen, daß die andern hinweg wären gekommen, und wäre das also, so müßte er in der Gefängniß sterben. Das lag Graf Albrecht hart an.

Des Morgens schickte der König nach ihm und da er zu ihm einging, fiel er auf die Knie und sprach: gnädiger Herr, eure Gnade vergesse eures Zornes und so will ich euch sagen, was es für eine Gestalt hat und wie es darzu gekommen ist,

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kamen in eine Stadt, heißt Salzburg. Da ist ein Bisthum und da lagen sie still. Und Graf Albrecht schickte zu dem von Altstetten, der ein Vogt zu Werdenberg war und ein Vetter desselben, so in Triest gestorben. Diesem ließ er sagen, daß er eine Königin von Portugal brächte, die sein Gemahl wäre, und mit ihr ein großes Gut. Da sollte er zu seinen Brüdern und anderen seinen Freunden senden und ihnen zu wissen thun, daß sie ihm entgegenritten, so gut sie könnten. Auch das Schloß Werdenberg sollten sie herrichten so köstlich und gut sie könnten. Also ward ihm auch entgegengeritten wohl mit sechshundert Pferden und zwei und dreißig Frauenwagen und wohl hundert und achtzig Speisewagen. Dabei waren zween Burggrafen von Nürnberg und drei Grafen von Teck und zwei von Helfenstein und etlich von Tokenburg und Graf Wilhelm von Achalm und zween seiner Söhne und Diether von Stoffeln und sein Bruder und da waren der Herren und Knechte so viele, daß man sie nicht alle beschreiben mag.</p>
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[171/0176] kamen in eine Stadt, heißt Salzburg. Da ist ein Bisthum und da lagen sie still. Und Graf Albrecht schickte zu dem von Altstetten, der ein Vogt zu Werdenberg war und ein Vetter desselben, so in Triest gestorben. Diesem ließ er sagen, daß er eine Königin von Portugal brächte, die sein Gemahl wäre, und mit ihr ein großes Gut. Da sollte er zu seinen Brüdern und anderen seinen Freunden senden und ihnen zu wissen thun, daß sie ihm entgegenritten, so gut sie könnten. Auch das Schloß Werdenberg sollten sie herrichten so köstlich und gut sie könnten. Also ward ihm auch entgegengeritten wohl mit sechshundert Pferden und zwei und dreißig Frauenwagen und wohl hundert und achtzig Speisewagen. Dabei waren zween Burggrafen von Nürnberg und drei Grafen von Teck und zwei von Helfenstein und etlich von Tokenburg und Graf Wilhelm von Achalm und zween seiner Söhne und Diether von Stoffeln und sein Bruder und da waren der Herren und Knechte so viele, daß man sie nicht alle beschreiben mag. Nun hatte Graf Albrecht einen Sohn, der war das erste Kind. Als der neun Jahre alt war, schickte er ihn in das Land gen Portugal, seinem Aehne auf Gnade. Und ließ ihm sagen, er hätte ihm den liebsten und größten Schatz gegeben, den er hätte auf dieser Erde und wenn er ihm gnädig wäre und seine Ungnade abließe und ihn hörte, so wollte er ihm sagen, was die Sache für eine Gestalt hätte und was an ihr wäre. Also da der König in Portugal das hübsche Kind ersah, da ward er sehr fröhlich und schrieb seinem Vater ein Geleit zu unter seinem heimlichen Secret, daß er zu ihm käme. Also machte sich der Graf auf und fuhr zu ihm. Und da er in die Stadt kam gen Portugal zu seinem Schwäher, da erfuhr er, daß der von Hatstatt noch in der Gefängniß liege, weil er geziehen worden, er hätte dazu gerathen und geholfen, daß die andern hinweg wären gekommen, und wäre das also, so müßte er in der Gefängniß sterben. Das lag Graf Albrecht hart an. Des Morgens schickte der König nach ihm und da er zu ihm einging, fiel er auf die Knie und sprach: gnädiger Herr, eure Gnade vergesse eures Zornes und so will ich euch sagen, was es für eine Gestalt hat und wie es darzu gekommen ist,

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/176>, abgerufen am 23.11.2024.