Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.tritt der Wanderer gerne in die Räume wo am dritten Christmond jenes Jahres die Kaiserin Richenza, Herzog Heinrich der Stolze von Bayern, die Herzoge von Kärnthen und Franken, Erzbischof Konrad von Magdeburg und der Bischof von Regensburg sammt andern Fürsten, Herren und Aebten den sterbenden Kaiser umstanden. Auf dem Schlosse zu Hohenschwangau ist die Begebenheit in einem schönen Gemälde vergegenwärtigt. Von Breitenwang ist eine kleine Viertelstunde zu den schönen Fällen des Stuibenbaches, der aus dem Plansee kommt, und der Plansee selbst ist ein Bild voll reizender Bergeinsamkeit. Dort findet sich am linken Gestade eine Quelle, die das Kaiserbrünnlein heißt, weil sich Ludwig der Bayer öfter daran gelabt haben soll, als er von seiner Stiftung zu Ettal aus in diesen Revieren zu jagen ging. Vom Plansee hinaus führen dann zwei Pfade, der eine nach Garmisch und dem vielbesuchten Badeort Partenkirchen, der andre nach Ammergau, wo die kunstreichen Holzschnitzler wohnen, die alle zehn Jahre ihre Passionsvorstellungen aufführen, und nach Ettal, zum aufgehobenen Stift. Ferner führt gegen Süden eine Heerstraße ins Innthal, zuerst zur ehemals oft berannten, jetzt zerstörten Bergveste Ehrenberg, von welcher das ganze Reutener Gericht seinen Namen hat. Dieses tirolischen Vorwerks wird oft gedacht in der Geschichte des schmalkaldischen Krieges, wo es von dem Bundeshauptmann Schärtlin von Burtenbach und sechs Jahre später, 1552, von Moriz von Sachsen genommen wurde; endlich auch wieder im spanischen Erbfolgekrieg, wo es an die Bayern überging. Durch die Ehrenberger Klause geht die Straße in das Alpenthal von Leermoos, aus dem sich die riesige Wand des Wettersteins erhebt, und zuletzt über den prächtigen Fernpaß mit seinen düstern Seen und dem malerischen Gemäuer von Sigmundsburg, das jetzt so geisterhaft auf einsamem Felseneiland trauert. Der Fern ist hier die alte Landmark zwischen den Leuten in montanis, die mit der Zeit sich nach dem Hauptschlosse im Etschland Tiroler nannten, und den Bewohnern des Lechthales. Noch heutzutage sagen die Ehrenberger, tritt der Wanderer gerne in die Räume wo am dritten Christmond jenes Jahres die Kaiserin Richenza, Herzog Heinrich der Stolze von Bayern, die Herzoge von Kärnthen und Franken, Erzbischof Konrad von Magdeburg und der Bischof von Regensburg sammt andern Fürsten, Herren und Aebten den sterbenden Kaiser umstanden. Auf dem Schlosse zu Hohenschwangau ist die Begebenheit in einem schönen Gemälde vergegenwärtigt. Von Breitenwang ist eine kleine Viertelstunde zu den schönen Fällen des Stuibenbaches, der aus dem Plansee kommt, und der Plansee selbst ist ein Bild voll reizender Bergeinsamkeit. Dort findet sich am linken Gestade eine Quelle, die das Kaiserbrünnlein heißt, weil sich Ludwig der Bayer öfter daran gelabt haben soll, als er von seiner Stiftung zu Ettal aus in diesen Revieren zu jagen ging. Vom Plansee hinaus führen dann zwei Pfade, der eine nach Garmisch und dem vielbesuchten Badeort Partenkirchen, der andre nach Ammergau, wo die kunstreichen Holzschnitzler wohnen, die alle zehn Jahre ihre Passionsvorstellungen aufführen, und nach Ettal, zum aufgehobenen Stift. Ferner führt gegen Süden eine Heerstraße ins Innthal, zuerst zur ehemals oft berannten, jetzt zerstörten Bergveste Ehrenberg, von welcher das ganze Reutener Gericht seinen Namen hat. Dieses tirolischen Vorwerks wird oft gedacht in der Geschichte des schmalkaldischen Krieges, wo es von dem Bundeshauptmann Schärtlin von Burtenbach und sechs Jahre später, 1552, von Moriz von Sachsen genommen wurde; endlich auch wieder im spanischen Erbfolgekrieg, wo es an die Bayern überging. Durch die Ehrenberger Klause geht die Straße in das Alpenthal von Leermoos, aus dem sich die riesige Wand des Wettersteins erhebt, und zuletzt über den prächtigen Fernpaß mit seinen düstern Seen und dem malerischen Gemäuer von Sigmundsburg, das jetzt so geisterhaft auf einsamem Felseneiland trauert. Der Fern ist hier die alte Landmark zwischen den Leuten in montanis, die mit der Zeit sich nach dem Hauptschlosse im Etschland Tiroler nannten, und den Bewohnern des Lechthales. Noch heutzutage sagen die Ehrenberger, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="13"/> tritt der Wanderer gerne in die Räume wo am dritten Christmond jenes Jahres die Kaiserin Richenza, Herzog Heinrich der Stolze von Bayern, die Herzoge von Kärnthen und Franken, Erzbischof Konrad von Magdeburg und der Bischof von Regensburg sammt andern Fürsten, Herren und Aebten den sterbenden Kaiser umstanden. Auf dem Schlosse zu Hohenschwangau ist die Begebenheit in einem schönen Gemälde vergegenwärtigt.</p> <p>Von Breitenwang ist eine kleine Viertelstunde zu den schönen Fällen des Stuibenbaches, der aus dem Plansee kommt, und der Plansee selbst ist ein Bild voll reizender Bergeinsamkeit. Dort findet sich am linken Gestade eine Quelle, die das Kaiserbrünnlein heißt, weil sich Ludwig der Bayer öfter daran gelabt haben soll, als er von seiner Stiftung zu Ettal aus in diesen Revieren zu jagen ging. Vom Plansee hinaus führen dann zwei Pfade, der eine nach Garmisch und dem vielbesuchten Badeort Partenkirchen, der andre nach Ammergau, wo die kunstreichen Holzschnitzler wohnen, die alle zehn Jahre ihre Passionsvorstellungen aufführen, und nach Ettal, zum aufgehobenen Stift.</p> <p>Ferner führt gegen Süden eine Heerstraße ins Innthal, zuerst zur ehemals oft berannten, jetzt zerstörten Bergveste Ehrenberg, von welcher das ganze Reutener Gericht seinen Namen hat. Dieses tirolischen Vorwerks wird oft gedacht in der Geschichte des schmalkaldischen Krieges, wo es von dem Bundeshauptmann Schärtlin von Burtenbach und sechs Jahre später, 1552, von Moriz von Sachsen genommen wurde; endlich auch wieder im spanischen Erbfolgekrieg, wo es an die Bayern überging. Durch die Ehrenberger Klause geht die Straße in das Alpenthal von Leermoos, aus dem sich die riesige Wand des Wettersteins erhebt, und zuletzt über den prächtigen Fernpaß mit seinen düstern Seen und dem malerischen Gemäuer von Sigmundsburg, das jetzt so geisterhaft auf einsamem Felseneiland trauert. Der Fern ist hier die alte Landmark zwischen den Leuten <hi rendition="#aq">in montanis</hi>, die mit der Zeit sich nach dem Hauptschlosse im Etschland Tiroler nannten, und den Bewohnern des Lechthales. Noch heutzutage sagen die Ehrenberger, </p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0018]
tritt der Wanderer gerne in die Räume wo am dritten Christmond jenes Jahres die Kaiserin Richenza, Herzog Heinrich der Stolze von Bayern, die Herzoge von Kärnthen und Franken, Erzbischof Konrad von Magdeburg und der Bischof von Regensburg sammt andern Fürsten, Herren und Aebten den sterbenden Kaiser umstanden. Auf dem Schlosse zu Hohenschwangau ist die Begebenheit in einem schönen Gemälde vergegenwärtigt.
Von Breitenwang ist eine kleine Viertelstunde zu den schönen Fällen des Stuibenbaches, der aus dem Plansee kommt, und der Plansee selbst ist ein Bild voll reizender Bergeinsamkeit. Dort findet sich am linken Gestade eine Quelle, die das Kaiserbrünnlein heißt, weil sich Ludwig der Bayer öfter daran gelabt haben soll, als er von seiner Stiftung zu Ettal aus in diesen Revieren zu jagen ging. Vom Plansee hinaus führen dann zwei Pfade, der eine nach Garmisch und dem vielbesuchten Badeort Partenkirchen, der andre nach Ammergau, wo die kunstreichen Holzschnitzler wohnen, die alle zehn Jahre ihre Passionsvorstellungen aufführen, und nach Ettal, zum aufgehobenen Stift.
Ferner führt gegen Süden eine Heerstraße ins Innthal, zuerst zur ehemals oft berannten, jetzt zerstörten Bergveste Ehrenberg, von welcher das ganze Reutener Gericht seinen Namen hat. Dieses tirolischen Vorwerks wird oft gedacht in der Geschichte des schmalkaldischen Krieges, wo es von dem Bundeshauptmann Schärtlin von Burtenbach und sechs Jahre später, 1552, von Moriz von Sachsen genommen wurde; endlich auch wieder im spanischen Erbfolgekrieg, wo es an die Bayern überging. Durch die Ehrenberger Klause geht die Straße in das Alpenthal von Leermoos, aus dem sich die riesige Wand des Wettersteins erhebt, und zuletzt über den prächtigen Fernpaß mit seinen düstern Seen und dem malerischen Gemäuer von Sigmundsburg, das jetzt so geisterhaft auf einsamem Felseneiland trauert. Der Fern ist hier die alte Landmark zwischen den Leuten in montanis, die mit der Zeit sich nach dem Hauptschlosse im Etschland Tiroler nannten, und den Bewohnern des Lechthales. Noch heutzutage sagen die Ehrenberger,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-05T13:27:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-05T13:27:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-05T13:27:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |