Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.Romanismus, und so hat das deutsche Element von Trient abwärts immerzu verloren, während es oberhalb dieser Stadt im Laufe der Zeit sich das ganze Land am obern Inn, an der obern Etsch und am Eisack unterwarf. Nur die beiden Thäler von Gröden und Enneberg haben sich, obgleich durch ihre Lage dem deutschen Sprachgebiete unterwürfig, noch bis zum heutigen Tage ein romanisches Idiom zu bewahren gewußt. Die mächtigsten Herren des Landes "im Gebirge," in montanis, wie man nun das heutige Tirol nannte, waren später die Grafen von Andechs, von der Burg am Ammersee stammend, welche zu Ambras Hof hielten und über das Inn- und Wippthal walteten. Ueber Pusterthal geboten die Grafen von Görz und auf dem alten Schloß Terioli saßen die Enkel Hunfrieds, weiland eines Markgrafen von Istrien und Churrhätien, welche in der Mitte des zwölften Jahrhunderts anfingen sich Grafen von Tirol zu nennen und über Vintschgau bis an die Brücke zu Pontalt im Engadein zu schalten hatten. Die Bischöfe von Trient und von Brixen waren Reichsfürsten und besaßen schon manche schöne Herrschaft. Im Etschlande und den anstoßenden Seitenthälern waren noch andere Geschlechter mächtig geworden, wie die welfischen Grafen von Eppan, Greifenstein, von Ulten, die Herren von Matsch und weiter hinab die von Castelbarco, von Arco und Lodron. Die Menge des minder mächtigen Adels bezeugen die Burgen, die, obwohl zumeist in Trümmern, längs der bewohnteren Thäler von allen Hügeln und Höhen herunter schauen, und überdieß ist ein guter Theil derselben nicht einmal mehr in Trümmern übrig. Die Gewalt der bayerischen Herzoge wurde im Gebirge seit der Aechtung Heinrichs des Löwen (1180) wenig mehr verspürt. Als der letzte der Andechser in der Abtei zu Langenheim im Vogtlande begraben war (1248), fielen ihre Besitzthümer im Inn- und Wippthal erbschaftsweise an die Grafen von Tirol, so daß deren Herrschaft bis an die bayerischen Marken zu reichen anfing, und als auch Albrecht, der letzte der alten tirolischen Grafen, sechs Jahre darnach gestorben, theilten seine Schwiegersöhne, Graf Meinhard von Görz und Graf Gebhard Romanismus, und so hat das deutsche Element von Trient abwärts immerzu verloren, während es oberhalb dieser Stadt im Laufe der Zeit sich das ganze Land am obern Inn, an der obern Etsch und am Eisack unterwarf. Nur die beiden Thäler von Gröden und Enneberg haben sich, obgleich durch ihre Lage dem deutschen Sprachgebiete unterwürfig, noch bis zum heutigen Tage ein romanisches Idiom zu bewahren gewußt. Die mächtigsten Herren des Landes „im Gebirge,“ in montanis, wie man nun das heutige Tirol nannte, waren später die Grafen von Andechs, von der Burg am Ammersee stammend, welche zu Ambras Hof hielten und über das Inn- und Wippthal walteten. Ueber Pusterthal geboten die Grafen von Görz und auf dem alten Schloß Terioli saßen die Enkel Hunfrieds, weiland eines Markgrafen von Istrien und Churrhätien, welche in der Mitte des zwölften Jahrhunderts anfingen sich Grafen von Tirol zu nennen und über Vintschgau bis an die Brücke zu Pontalt im Engadein zu schalten hatten. Die Bischöfe von Trient und von Brixen waren Reichsfürsten und besaßen schon manche schöne Herrschaft. Im Etschlande und den anstoßenden Seitenthälern waren noch andere Geschlechter mächtig geworden, wie die welfischen Grafen von Eppan, Greifenstein, von Ulten, die Herren von Matsch und weiter hinab die von Castelbarco, von Arco und Lodron. Die Menge des minder mächtigen Adels bezeugen die Burgen, die, obwohl zumeist in Trümmern, längs der bewohnteren Thäler von allen Hügeln und Höhen herunter schauen, und überdieß ist ein guter Theil derselben nicht einmal mehr in Trümmern übrig. Die Gewalt der bayerischen Herzoge wurde im Gebirge seit der Aechtung Heinrichs des Löwen (1180) wenig mehr verspürt. Als der letzte der Andechser in der Abtei zu Langenheim im Vogtlande begraben war (1248), fielen ihre Besitzthümer im Inn- und Wippthal erbschaftsweise an die Grafen von Tirol, so daß deren Herrschaft bis an die bayerischen Marken zu reichen anfing, und als auch Albrecht, der letzte der alten tirolischen Grafen, sechs Jahre darnach gestorben, theilten seine Schwiegersöhne, Graf Meinhard von Görz und Graf Gebhard <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0197" n="193"/> Romanismus, und so hat das deutsche Element von Trient abwärts immerzu verloren, während es oberhalb dieser Stadt im Laufe der Zeit sich das ganze Land am obern Inn, an der obern Etsch und am Eisack unterwarf. 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Im Etschlande und den anstoßenden Seitenthälern waren noch andere Geschlechter mächtig geworden, wie die welfischen Grafen von Eppan, Greifenstein, von Ulten, die Herren von Matsch und weiter hinab die von Castelbarco, von Arco und Lodron. Die Menge des minder mächtigen Adels bezeugen die Burgen, die, obwohl zumeist in Trümmern, längs der bewohnteren Thäler von allen Hügeln und Höhen herunter schauen, und überdieß ist ein guter Theil derselben nicht einmal mehr in Trümmern übrig. 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Romanismus, und so hat das deutsche Element von Trient abwärts immerzu verloren, während es oberhalb dieser Stadt im Laufe der Zeit sich das ganze Land am obern Inn, an der obern Etsch und am Eisack unterwarf. Nur die beiden Thäler von Gröden und Enneberg haben sich, obgleich durch ihre Lage dem deutschen Sprachgebiete unterwürfig, noch bis zum heutigen Tage ein romanisches Idiom zu bewahren gewußt.
Die mächtigsten Herren des Landes „im Gebirge,“ in montanis, wie man nun das heutige Tirol nannte, waren später die Grafen von Andechs, von der Burg am Ammersee stammend, welche zu Ambras Hof hielten und über das Inn- und Wippthal walteten. Ueber Pusterthal geboten die Grafen von Görz und auf dem alten Schloß Terioli saßen die Enkel Hunfrieds, weiland eines Markgrafen von Istrien und Churrhätien, welche in der Mitte des zwölften Jahrhunderts anfingen sich Grafen von Tirol zu nennen und über Vintschgau bis an die Brücke zu Pontalt im Engadein zu schalten hatten. Die Bischöfe von Trient und von Brixen waren Reichsfürsten und besaßen schon manche schöne Herrschaft. Im Etschlande und den anstoßenden Seitenthälern waren noch andere Geschlechter mächtig geworden, wie die welfischen Grafen von Eppan, Greifenstein, von Ulten, die Herren von Matsch und weiter hinab die von Castelbarco, von Arco und Lodron. Die Menge des minder mächtigen Adels bezeugen die Burgen, die, obwohl zumeist in Trümmern, längs der bewohnteren Thäler von allen Hügeln und Höhen herunter schauen, und überdieß ist ein guter Theil derselben nicht einmal mehr in Trümmern übrig. Die Gewalt der bayerischen Herzoge wurde im Gebirge seit der Aechtung Heinrichs des Löwen (1180) wenig mehr verspürt.
Als der letzte der Andechser in der Abtei zu Langenheim im Vogtlande begraben war (1248), fielen ihre Besitzthümer im Inn- und Wippthal erbschaftsweise an die Grafen von Tirol, so daß deren Herrschaft bis an die bayerischen Marken zu reichen anfing, und als auch Albrecht, der letzte der alten tirolischen Grafen, sechs Jahre darnach gestorben, theilten seine Schwiegersöhne, Graf Meinhard von Görz und Graf Gebhard
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