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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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an kriegerische Zeiten, denn so sind die Wehrmänner des Aufgebots an den Berg Isel und aufs Sterzinger Moos gezogen. Es ist ein anmuthiger Gebrauch, daß dabei zwei Knaben zarten Alters, ganz genau gekleidet, wie die großen Burschen, mit ebendenselben Jacken und grünen Hüten, und mit leichten Stutzen bewaffnet an der Spitze gehen, als redendes Zeichen, daß auch der Knabe schon berufen sey, ein Landesvertheidiger zu werden, oder daß Vertrautheit mit den Waffen schon von Kindesbeinen an gepflogen werden soll. Die kleinen Schützen gebärden sich sehr ernsthaft, nehmen die Sache viel wichtiger als die großen, werden auch von den Zuschauern viel neugieriger betrachtet und sind stets, die niedlichsten Kerlchen der Pfarrei, die mit ihren blauen Augen, fast kriegslustig aus den blonden Locken herausschauen. In vollem Feierstaat treten die Schützencompagnien bei dem Umgang des Frohnleichnamstages auf. Ich erinnere mich gerne an den vorjährigen zu Mais, wo die schönste Sonne schien und die Böller so sabbathmäßig knallten, während das hochwürdige Gut mit den betenden Priestern und den wehenden Fahnen und unzähligem Volke in den besten Gewändern durch die Weingärten daherzog. Da wehte ein kühler Morgenwind aus Passeier heraus und spielte mit den Fahnen und mit den Bändern der grünen Schützenhüte, und die prunkende Mannschaft bildete das Spalier und der ehrenfeste Priamibauer, der erprobte Kriegsmann, stand mit blankem Säbel als Hauptmann vor der Fronte und commandirte mit schallendem Rufe: Präsentirt's Gewehr.

Von den Kriegern zu den Schönen, ist ein leichter Uebergang. Wir behaupten mit Vergnügen, daß die Landmädchen um Meran in ihrer Schönheit dem wohlgeschlachten Männervolk vollkommen ebenbürtig seyen. Auch ihr Wuchs ist schlank und hoch, aber außer der Leibesgestalt treten sie auch durch den feinen Gesichtsschnitt angenehm ins Auge. Während am untern Innthal, das bekanntlich an schönen Mädchen keinen Mangel hat, eine runde und volle Form vorherrscht, ist hier das Antlitz länglich und schmal, dabei eines milden Ernstes und doch der freundlichstrahlenden Augen wegen nicht ohne liebliche Gutmüthigkeit. Zartgefärbte rothwangige nordische Gesichter wechseln

an kriegerische Zeiten, denn so sind die Wehrmänner des Aufgebots an den Berg Isel und aufs Sterzinger Moos gezogen. Es ist ein anmuthiger Gebrauch, daß dabei zwei Knaben zarten Alters, ganz genau gekleidet, wie die großen Burschen, mit ebendenselben Jacken und grünen Hüten, und mit leichten Stutzen bewaffnet an der Spitze gehen, als redendes Zeichen, daß auch der Knabe schon berufen sey, ein Landesvertheidiger zu werden, oder daß Vertrautheit mit den Waffen schon von Kindesbeinen an gepflogen werden soll. Die kleinen Schützen gebärden sich sehr ernsthaft, nehmen die Sache viel wichtiger als die großen, werden auch von den Zuschauern viel neugieriger betrachtet und sind stets, die niedlichsten Kerlchen der Pfarrei, die mit ihren blauen Augen, fast kriegslustig aus den blonden Locken herausschauen. In vollem Feierstaat treten die Schützencompagnien bei dem Umgang des Frohnleichnamstages auf. Ich erinnere mich gerne an den vorjährigen zu Mais, wo die schönste Sonne schien und die Böller so sabbathmäßig knallten, während das hochwürdige Gut mit den betenden Priestern und den wehenden Fahnen und unzähligem Volke in den besten Gewändern durch die Weingärten daherzog. Da wehte ein kühler Morgenwind aus Passeier heraus und spielte mit den Fahnen und mit den Bändern der grünen Schützenhüte, und die prunkende Mannschaft bildete das Spalier und der ehrenfeste Priamibauer, der erprobte Kriegsmann, stand mit blankem Säbel als Hauptmann vor der Fronte und commandirte mit schallendem Rufe: Präsentirt’s Gewehr.

Von den Kriegern zu den Schönen, ist ein leichter Uebergang. Wir behaupten mit Vergnügen, daß die Landmädchen um Meran in ihrer Schönheit dem wohlgeschlachten Männervolk vollkommen ebenbürtig seyen. Auch ihr Wuchs ist schlank und hoch, aber außer der Leibesgestalt treten sie auch durch den feinen Gesichtsschnitt angenehm ins Auge. Während am untern Innthal, das bekanntlich an schönen Mädchen keinen Mangel hat, eine runde und volle Form vorherrscht, ist hier das Antlitz länglich und schmal, dabei eines milden Ernstes und doch der freundlichstrahlenden Augen wegen nicht ohne liebliche Gutmüthigkeit. Zartgefärbte rothwangige nordische Gesichter wechseln

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an kriegerische Zeiten, denn so sind die Wehrmänner des Aufgebots an den Berg Isel und aufs Sterzinger Moos gezogen. Es ist ein anmuthiger Gebrauch, daß dabei zwei Knaben zarten Alters, ganz genau gekleidet, wie die großen Burschen, mit ebendenselben Jacken und grünen Hüten, und mit leichten Stutzen bewaffnet an der Spitze gehen, als redendes Zeichen, daß auch der Knabe schon berufen sey, ein Landesvertheidiger zu werden, oder daß Vertrautheit mit den Waffen schon von Kindesbeinen an gepflogen werden soll. Die kleinen Schützen gebärden sich sehr ernsthaft, nehmen die Sache viel wichtiger als die großen, werden auch von den Zuschauern viel neugieriger betrachtet und sind stets, die niedlichsten Kerlchen der Pfarrei, die mit ihren blauen Augen, fast kriegslustig aus den blonden Locken herausschauen. In vollem Feierstaat treten die Schützencompagnien bei dem Umgang des Frohnleichnamstages auf. Ich erinnere mich gerne an den vorjährigen zu Mais, wo die schönste Sonne schien und die Böller so sabbathmäßig knallten, während das hochwürdige Gut mit den betenden Priestern und den wehenden Fahnen und unzähligem Volke in den besten Gewändern durch die Weingärten daherzog. Da wehte ein kühler Morgenwind aus Passeier heraus und spielte mit den Fahnen und mit den Bändern der grünen Schützenhüte, und die prunkende Mannschaft bildete das Spalier und der ehrenfeste Priamibauer, der erprobte Kriegsmann, stand mit blankem Säbel als Hauptmann vor der Fronte und commandirte mit schallendem Rufe: Präsentirt&#x2019;s Gewehr.</p>
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[315/0319] an kriegerische Zeiten, denn so sind die Wehrmänner des Aufgebots an den Berg Isel und aufs Sterzinger Moos gezogen. Es ist ein anmuthiger Gebrauch, daß dabei zwei Knaben zarten Alters, ganz genau gekleidet, wie die großen Burschen, mit ebendenselben Jacken und grünen Hüten, und mit leichten Stutzen bewaffnet an der Spitze gehen, als redendes Zeichen, daß auch der Knabe schon berufen sey, ein Landesvertheidiger zu werden, oder daß Vertrautheit mit den Waffen schon von Kindesbeinen an gepflogen werden soll. Die kleinen Schützen gebärden sich sehr ernsthaft, nehmen die Sache viel wichtiger als die großen, werden auch von den Zuschauern viel neugieriger betrachtet und sind stets, die niedlichsten Kerlchen der Pfarrei, die mit ihren blauen Augen, fast kriegslustig aus den blonden Locken herausschauen. In vollem Feierstaat treten die Schützencompagnien bei dem Umgang des Frohnleichnamstages auf. Ich erinnere mich gerne an den vorjährigen zu Mais, wo die schönste Sonne schien und die Böller so sabbathmäßig knallten, während das hochwürdige Gut mit den betenden Priestern und den wehenden Fahnen und unzähligem Volke in den besten Gewändern durch die Weingärten daherzog. Da wehte ein kühler Morgenwind aus Passeier heraus und spielte mit den Fahnen und mit den Bändern der grünen Schützenhüte, und die prunkende Mannschaft bildete das Spalier und der ehrenfeste Priamibauer, der erprobte Kriegsmann, stand mit blankem Säbel als Hauptmann vor der Fronte und commandirte mit schallendem Rufe: Präsentirt’s Gewehr. Von den Kriegern zu den Schönen, ist ein leichter Uebergang. Wir behaupten mit Vergnügen, daß die Landmädchen um Meran in ihrer Schönheit dem wohlgeschlachten Männervolk vollkommen ebenbürtig seyen. Auch ihr Wuchs ist schlank und hoch, aber außer der Leibesgestalt treten sie auch durch den feinen Gesichtsschnitt angenehm ins Auge. Während am untern Innthal, das bekanntlich an schönen Mädchen keinen Mangel hat, eine runde und volle Form vorherrscht, ist hier das Antlitz länglich und schmal, dabei eines milden Ernstes und doch der freundlichstrahlenden Augen wegen nicht ohne liebliche Gutmüthigkeit. Zartgefärbte rothwangige nordische Gesichter wechseln

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/319>, abgerufen am 23.11.2024.