Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.Nun wollen aber die Leute bei ihren "Hochgeziten" der Priester nicht entrathen, und so erfüllt man in den meisten Gegenden die Bedingung; an einzelnen Orten, wo man noch am alten Herkommen hält, fehlt es nicht an schweren Unwettern von den Kanzeln herab. Armer Bauer in deiner Heiligkeit! eine Hochzeit ohne Musik und Tanz, ohne die schmetternden Trompeten und die gellenden Clarinette, ohne Jauchzen und das dröhnende Stampfen des Tactschlags, ohne Schwingen der erröthenden Jungfrauen und Ehrenreigen des Brautvaters - eine Hochzeit ohne alle Freude, nur mit vollem Magen und weinschwerem Kopf - was ist das für eine Erinnerung in den alten Tagen, wo man von der Jugend zehren muß! Und nun noch einmal von den Schlössern, um dann das Meranerthal zu verlassen. In einem Lande, das überall von alten Burgen strotzt, ist es kaum zu verwundern, daß ihrer in den geräumigen schönen Gründen an der Etsch, auf den milden Weinbergen zu beiden Seiten der Stadt so viele erbaut worden sind. Die Hügel von Obermais gelten ja für die angenehmste Höhe des deutschen Südtirols. Für das feine Gefühl der Eingebornen hat nämlich diese Flur noch den Vorzug eines weichen süßen Klima's mit lauen Lüften und warmen Sonnenstrahlen im Winter und mit frischen Winden aus dem Passerthale im Sommer. An heißen schwülen Juliustagen sehnen sich die Meraner in der Stadt nach diesen luftigen Hügeln, die ihnen über die Mauern hereinlugen, gleichsam als nach einer schönern Zone. Die andern Burgen liegen zum Theil minder günstig zur Sonne und zur Sommerkühle, aber keine ohne herrliche Aussichten aus den Fenstern. In ihrem äußern Wesen stehen sie untereinander in demselben Gegensatze wie im Kelleramte zu Meran die alten Zimmer aus der Zeit Herzog Friedrichs mit den neu eingerichteten Schreibstuben daneben. Etliche gehen über die Tage der schönen Margarethe zurück, an andern ist noch das späteste Rococo zur Verherrlichung gekommen. Die beste unter den alterthümlichen scheint mir die Burg Rubein, zwar klein und fast versunken zwischen den Weinbergen, aber ehrwürdig grau von außen und innerhalb im engen Burghof mit mancher Erinnerung Nun wollen aber die Leute bei ihren „Hochgeziten“ der Priester nicht entrathen, und so erfüllt man in den meisten Gegenden die Bedingung; an einzelnen Orten, wo man noch am alten Herkommen hält, fehlt es nicht an schweren Unwettern von den Kanzeln herab. Armer Bauer in deiner Heiligkeit! eine Hochzeit ohne Musik und Tanz, ohne die schmetternden Trompeten und die gellenden Clarinette, ohne Jauchzen und das dröhnende Stampfen des Tactschlags, ohne Schwingen der erröthenden Jungfrauen und Ehrenreigen des Brautvaters – eine Hochzeit ohne alle Freude, nur mit vollem Magen und weinschwerem Kopf – was ist das für eine Erinnerung in den alten Tagen, wo man von der Jugend zehren muß! Und nun noch einmal von den Schlössern, um dann das Meranerthal zu verlassen. In einem Lande, das überall von alten Burgen strotzt, ist es kaum zu verwundern, daß ihrer in den geräumigen schönen Gründen an der Etsch, auf den milden Weinbergen zu beiden Seiten der Stadt so viele erbaut worden sind. Die Hügel von Obermais gelten ja für die angenehmste Höhe des deutschen Südtirols. Für das feine Gefühl der Eingebornen hat nämlich diese Flur noch den Vorzug eines weichen süßen Klima’s mit lauen Lüften und warmen Sonnenstrahlen im Winter und mit frischen Winden aus dem Passerthale im Sommer. An heißen schwülen Juliustagen sehnen sich die Meraner in der Stadt nach diesen luftigen Hügeln, die ihnen über die Mauern hereinlugen, gleichsam als nach einer schönern Zone. Die andern Burgen liegen zum Theil minder günstig zur Sonne und zur Sommerkühle, aber keine ohne herrliche Aussichten aus den Fenstern. In ihrem äußern Wesen stehen sie untereinander in demselben Gegensatze wie im Kelleramte zu Meran die alten Zimmer aus der Zeit Herzog Friedrichs mit den neu eingerichteten Schreibstuben daneben. Etliche gehen über die Tage der schönen Margarethe zurück, an andern ist noch das späteste Rococo zur Verherrlichung gekommen. 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Armer Bauer in deiner Heiligkeit! eine Hochzeit ohne Musik und Tanz, ohne die schmetternden Trompeten und die gellenden Clarinette, ohne Jauchzen und das dröhnende Stampfen des Tactschlags, ohne Schwingen der erröthenden Jungfrauen und Ehrenreigen des Brautvaters – eine Hochzeit ohne alle Freude, nur mit vollem Magen und weinschwerem Kopf – was ist das für eine Erinnerung in den alten Tagen, wo man von der Jugend zehren muß!</p> <p>Und nun noch einmal von den Schlössern, um dann das Meranerthal zu verlassen. In einem Lande, das überall von alten Burgen strotzt, ist es kaum zu verwundern, daß ihrer in den geräumigen schönen Gründen an der Etsch, auf den milden Weinbergen zu beiden Seiten der Stadt so viele erbaut worden sind. Die Hügel von Obermais gelten ja für die angenehmste Höhe des deutschen Südtirols. Für das feine Gefühl der Eingebornen hat nämlich diese Flur noch den Vorzug eines weichen süßen Klima’s mit lauen Lüften und warmen Sonnenstrahlen im Winter und mit frischen Winden aus dem Passerthale im Sommer. An heißen schwülen Juliustagen sehnen sich die Meraner in der Stadt nach diesen luftigen Hügeln, die ihnen über die Mauern hereinlugen, gleichsam als nach einer schönern Zone. Die andern Burgen liegen zum Theil minder günstig zur Sonne und zur Sommerkühle, aber keine ohne herrliche Aussichten aus den Fenstern. In ihrem äußern Wesen stehen sie untereinander in demselben Gegensatze wie im Kelleramte zu Meran die alten Zimmer aus der Zeit Herzog Friedrichs mit den neu eingerichteten Schreibstuben daneben. Etliche gehen über die Tage der schönen Margarethe zurück, an andern ist noch das späteste Rococo zur Verherrlichung gekommen. 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Nun wollen aber die Leute bei ihren „Hochgeziten“ der Priester nicht entrathen, und so erfüllt man in den meisten Gegenden die Bedingung; an einzelnen Orten, wo man noch am alten Herkommen hält, fehlt es nicht an schweren Unwettern von den Kanzeln herab. Armer Bauer in deiner Heiligkeit! eine Hochzeit ohne Musik und Tanz, ohne die schmetternden Trompeten und die gellenden Clarinette, ohne Jauchzen und das dröhnende Stampfen des Tactschlags, ohne Schwingen der erröthenden Jungfrauen und Ehrenreigen des Brautvaters – eine Hochzeit ohne alle Freude, nur mit vollem Magen und weinschwerem Kopf – was ist das für eine Erinnerung in den alten Tagen, wo man von der Jugend zehren muß!
Und nun noch einmal von den Schlössern, um dann das Meranerthal zu verlassen. In einem Lande, das überall von alten Burgen strotzt, ist es kaum zu verwundern, daß ihrer in den geräumigen schönen Gründen an der Etsch, auf den milden Weinbergen zu beiden Seiten der Stadt so viele erbaut worden sind. Die Hügel von Obermais gelten ja für die angenehmste Höhe des deutschen Südtirols. Für das feine Gefühl der Eingebornen hat nämlich diese Flur noch den Vorzug eines weichen süßen Klima’s mit lauen Lüften und warmen Sonnenstrahlen im Winter und mit frischen Winden aus dem Passerthale im Sommer. An heißen schwülen Juliustagen sehnen sich die Meraner in der Stadt nach diesen luftigen Hügeln, die ihnen über die Mauern hereinlugen, gleichsam als nach einer schönern Zone. Die andern Burgen liegen zum Theil minder günstig zur Sonne und zur Sommerkühle, aber keine ohne herrliche Aussichten aus den Fenstern. In ihrem äußern Wesen stehen sie untereinander in demselben Gegensatze wie im Kelleramte zu Meran die alten Zimmer aus der Zeit Herzog Friedrichs mit den neu eingerichteten Schreibstuben daneben. Etliche gehen über die Tage der schönen Margarethe zurück, an andern ist noch das späteste Rococo zur Verherrlichung gekommen. Die beste unter den alterthümlichen scheint mir die Burg Rubein, zwar klein und fast versunken zwischen den Weinbergen, aber ehrwürdig grau von außen und innerhalb im engen Burghof mit mancher Erinnerung
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