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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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wenn er alle die süßen Gefühle der Flitterwochen, die so beredt in seinem Herzen liegen, seiner jungen Gattin nur radebrechend zu erkennen geben kann, so daß sie immer doppelt lächeln muß, einmal selig über den Ausdruck seines liebenden Innern und zugleich auch spöttisch über die jämmerlichen Schnitzer, die in seinen Ergießungen mit aufsprudeln. Die Anwesenden waren übrigens sämmtlich in Feiertagskleidern. Die Tracht der Männer ist nahezu städtisch; die Tracht der Mädchen wenig unterschieden von der am Lande, nur in der Fatzelhaube liegt ein Merkzeichen, denn draußen sieht sie einem Zuckerhute ähnlich, hier aber einer langgezogenen Birne. Sie ist dunkelblau und oben darauf liebäugelt ein hellblauseidenes Schleifchen. Alles sprach grödnerisch, wie sich von selbst versteht, bis auf ein paar fremde Viehhändler, die zum Markte hereingekommen waren.

Die Bildschnitzerei die in diesem stillen Thale viele Jahre lang in größter Heimlichkeit verübt wurde, ist nunmehr eine weltbekannte Sache und wer jetzt den Namen Gröden hört, denkt wohl auch unwillkürlich an geschnitzte Pudel, an liebenswürdige Puppen und fröhliche Hanswurste. Die ersten verlässigen und ausführlichen Nachrichten über die Beschaffenheit des Bergländchens und die Betriebsamkeit seiner Einwohner gab J. Steiner, der Pfleger zu Castelrutt, im zweiten Bande des Sammlers für Geschichte und Statistik von Tirol, der 1807 zu Innsbruck erschien. Diese Mittheilungen sind die Grundlage für alle Anderen geworden, die seitdem über das Grödnerthal geschrieben und nach diesem Herkommen erlauben auch wir uns daraus zu nehmen, was für unsern Zweck ersprießlich scheint.

Vor allem ist also zu wissen, daß der Urheber der Bildschnitzerei in Gröden "und so der größte Wohlthäter seines vaterländischen Thales" Johann de Mez zu Schuaut bei St. Ulrich geboren wurde. Im Jahre 1703 fing er der Erste an, Bilderrahmen zu schnitzen, und da er mit dem Verdienst zufrieden, richtete er auch seine Söhne und andere junge Leute dazu ab. Die ersten Erzeugnisse dieses Kunstbetriebs waren einfache, halbovale Stäbe, wie sie noch an alten Kupferstichen

wenn er alle die süßen Gefühle der Flitterwochen, die so beredt in seinem Herzen liegen, seiner jungen Gattin nur radebrechend zu erkennen geben kann, so daß sie immer doppelt lächeln muß, einmal selig über den Ausdruck seines liebenden Innern und zugleich auch spöttisch über die jämmerlichen Schnitzer, die in seinen Ergießungen mit aufsprudeln. Die Anwesenden waren übrigens sämmtlich in Feiertagskleidern. Die Tracht der Männer ist nahezu städtisch; die Tracht der Mädchen wenig unterschieden von der am Lande, nur in der Fatzelhaube liegt ein Merkzeichen, denn draußen sieht sie einem Zuckerhute ähnlich, hier aber einer langgezogenen Birne. Sie ist dunkelblau und oben darauf liebäugelt ein hellblauseidenes Schleifchen. Alles sprach grödnerisch, wie sich von selbst versteht, bis auf ein paar fremde Viehhändler, die zum Markte hereingekommen waren.

Die Bildschnitzerei die in diesem stillen Thale viele Jahre lang in größter Heimlichkeit verübt wurde, ist nunmehr eine weltbekannte Sache und wer jetzt den Namen Gröden hört, denkt wohl auch unwillkürlich an geschnitzte Pudel, an liebenswürdige Puppen und fröhliche Hanswurste. Die ersten verlässigen und ausführlichen Nachrichten über die Beschaffenheit des Bergländchens und die Betriebsamkeit seiner Einwohner gab J. Steiner, der Pfleger zu Castelrutt, im zweiten Bande des Sammlers für Geschichte und Statistik von Tirol, der 1807 zu Innsbruck erschien. Diese Mittheilungen sind die Grundlage für alle Anderen geworden, die seitdem über das Grödnerthal geschrieben und nach diesem Herkommen erlauben auch wir uns daraus zu nehmen, was für unsern Zweck ersprießlich scheint.

Vor allem ist also zu wissen, daß der Urheber der Bildschnitzerei in Gröden „und so der größte Wohlthäter seines vaterländischen Thales“ Johann de Mez zu Schuaut bei St. Ulrich geboren wurde. Im Jahre 1703 fing er der Erste an, Bilderrahmen zu schnitzen, und da er mit dem Verdienst zufrieden, richtete er auch seine Söhne und andere junge Leute dazu ab. Die ersten Erzeugnisse dieses Kunstbetriebs waren einfache, halbovale Stäbe, wie sie noch an alten Kupferstichen

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[422/0426] wenn er alle die süßen Gefühle der Flitterwochen, die so beredt in seinem Herzen liegen, seiner jungen Gattin nur radebrechend zu erkennen geben kann, so daß sie immer doppelt lächeln muß, einmal selig über den Ausdruck seines liebenden Innern und zugleich auch spöttisch über die jämmerlichen Schnitzer, die in seinen Ergießungen mit aufsprudeln. Die Anwesenden waren übrigens sämmtlich in Feiertagskleidern. Die Tracht der Männer ist nahezu städtisch; die Tracht der Mädchen wenig unterschieden von der am Lande, nur in der Fatzelhaube liegt ein Merkzeichen, denn draußen sieht sie einem Zuckerhute ähnlich, hier aber einer langgezogenen Birne. Sie ist dunkelblau und oben darauf liebäugelt ein hellblauseidenes Schleifchen. Alles sprach grödnerisch, wie sich von selbst versteht, bis auf ein paar fremde Viehhändler, die zum Markte hereingekommen waren. Die Bildschnitzerei die in diesem stillen Thale viele Jahre lang in größter Heimlichkeit verübt wurde, ist nunmehr eine weltbekannte Sache und wer jetzt den Namen Gröden hört, denkt wohl auch unwillkürlich an geschnitzte Pudel, an liebenswürdige Puppen und fröhliche Hanswurste. Die ersten verlässigen und ausführlichen Nachrichten über die Beschaffenheit des Bergländchens und die Betriebsamkeit seiner Einwohner gab J. Steiner, der Pfleger zu Castelrutt, im zweiten Bande des Sammlers für Geschichte und Statistik von Tirol, der 1807 zu Innsbruck erschien. Diese Mittheilungen sind die Grundlage für alle Anderen geworden, die seitdem über das Grödnerthal geschrieben und nach diesem Herkommen erlauben auch wir uns daraus zu nehmen, was für unsern Zweck ersprießlich scheint. Vor allem ist also zu wissen, daß der Urheber der Bildschnitzerei in Gröden „und so der größte Wohlthäter seines vaterländischen Thales“ Johann de Mez zu Schuaut bei St. Ulrich geboren wurde. Im Jahre 1703 fing er der Erste an, Bilderrahmen zu schnitzen, und da er mit dem Verdienst zufrieden, richtete er auch seine Söhne und andere junge Leute dazu ab. Die ersten Erzeugnisse dieses Kunstbetriebs waren einfache, halbovale Stäbe, wie sie noch an alten Kupferstichen

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/426>, abgerufen am 23.11.2024.