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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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kurz mit all den kleinen Freuden, die die Wonne unsrer Kinderstuben sind.

Endlich besuchten wir auch einen der Verleger, Herr Burger, der in einem schönen freundlichen Hause Wohnung und Schnitzwaarenlager hält. Hier sahen wir, was wir bisher nur in Körben gewahrt, in ganzen Gemächern zu vielen Tausenden aufgespeichert oder auf lange Rahmen gestellt. Wir meinten, es würde wohl einige Zeit hergehen bis dieß alles unter die Kinder dieser Welt vertheilt sey, Herr Burger aber sagte, das leere sich oft in wenigen Tagen durch ein paar Versendungen und gerade in diesem Jahre sey die Nachfrage so groß, daß aller Fleiß der Schnitzler kaum hinreiche sie zu befriedigen. In einer der Vorrathskammern standen große halbmannshohe und noch höhere Heiligengestalten, die für Kirchen und Capellen geschnitzt werden. Die Taxirung dieser Figuren ist überraschend einfach. Herr Burger legt seinen Maßstab an, nimmt die Zolle ab und sagt auf der Stelle bei Groschen und Kreuzer, was der Heilige werth ist. Sie sind ziemlich wohlfeil - um etliche Kronenthaler kann man schon einen recht anständigen Schutzpatron mit nach Hause tragen. Zu bemerken ist übrigens, daß sie unbemalt sind und die Kosten für die nachgängige Malerei und Vergoldung übertreffen die der Schnitzarbeit ums Doppelte und Dreifache.

Zuletzt zeigte man uns eine Sammlung von feinen Figuren, wie die beiden Kaiser bei der Schnitzlerin waren, von jenen künstlichen Arbeiten, die gleichsam die Cabinetsstücke der Grödner Schnitzlerei ausmachen. Die einfachen Bergleute speculiren dabei auf die Sympathien aller Nationen. Für den Landsmann gibt's hier einen Kaiser Ferdinand und Kaiser Franz, für die Engländer eine Königin Victoria, für die Franzosen einen Napoleon und Herzog von Reichstadt; den Preußen wird ein alter Fritz geboten und den auswärtigen engern Freunden des tapfern Tirolervolks ein Andreas Hofer.

Auch Pfeifenstopfer und Nadelbüchsen werden gemacht, auf deren Kuppe sich eine liebliche Sennin oder ein herzhafter Gemsenjäger oder sonst eine hübsche Figur zeigt. Alle diese Arbeiten stehen in hohem Preise und werden bis zu eilf Gulden

kurz mit all den kleinen Freuden, die die Wonne unsrer Kinderstuben sind.

Endlich besuchten wir auch einen der Verleger, Herr Burger, der in einem schönen freundlichen Hause Wohnung und Schnitzwaarenlager hält. Hier sahen wir, was wir bisher nur in Körben gewahrt, in ganzen Gemächern zu vielen Tausenden aufgespeichert oder auf lange Rahmen gestellt. Wir meinten, es würde wohl einige Zeit hergehen bis dieß alles unter die Kinder dieser Welt vertheilt sey, Herr Burger aber sagte, das leere sich oft in wenigen Tagen durch ein paar Versendungen und gerade in diesem Jahre sey die Nachfrage so groß, daß aller Fleiß der Schnitzler kaum hinreiche sie zu befriedigen. In einer der Vorrathskammern standen große halbmannshohe und noch höhere Heiligengestalten, die für Kirchen und Capellen geschnitzt werden. Die Taxirung dieser Figuren ist überraschend einfach. Herr Burger legt seinen Maßstab an, nimmt die Zolle ab und sagt auf der Stelle bei Groschen und Kreuzer, was der Heilige werth ist. Sie sind ziemlich wohlfeil – um etliche Kronenthaler kann man schon einen recht anständigen Schutzpatron mit nach Hause tragen. Zu bemerken ist übrigens, daß sie unbemalt sind und die Kosten für die nachgängige Malerei und Vergoldung übertreffen die der Schnitzarbeit ums Doppelte und Dreifache.

Zuletzt zeigte man uns eine Sammlung von feinen Figuren, wie die beiden Kaiser bei der Schnitzlerin waren, von jenen künstlichen Arbeiten, die gleichsam die Cabinetsstücke der Grödner Schnitzlerei ausmachen. Die einfachen Bergleute speculiren dabei auf die Sympathien aller Nationen. Für den Landsmann gibt’s hier einen Kaiser Ferdinand und Kaiser Franz, für die Engländer eine Königin Victoria, für die Franzosen einen Napoleon und Herzog von Reichstadt; den Preußen wird ein alter Fritz geboten und den auswärtigen engern Freunden des tapfern Tirolervolks ein Andreas Hofer.

Auch Pfeifenstopfer und Nadelbüchsen werden gemacht, auf deren Kuppe sich eine liebliche Sennin oder ein herzhafter Gemsenjäger oder sonst eine hübsche Figur zeigt. Alle diese Arbeiten stehen in hohem Preise und werden bis zu eilf Gulden

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[431/0435] kurz mit all den kleinen Freuden, die die Wonne unsrer Kinderstuben sind. Endlich besuchten wir auch einen der Verleger, Herr Burger, der in einem schönen freundlichen Hause Wohnung und Schnitzwaarenlager hält. Hier sahen wir, was wir bisher nur in Körben gewahrt, in ganzen Gemächern zu vielen Tausenden aufgespeichert oder auf lange Rahmen gestellt. Wir meinten, es würde wohl einige Zeit hergehen bis dieß alles unter die Kinder dieser Welt vertheilt sey, Herr Burger aber sagte, das leere sich oft in wenigen Tagen durch ein paar Versendungen und gerade in diesem Jahre sey die Nachfrage so groß, daß aller Fleiß der Schnitzler kaum hinreiche sie zu befriedigen. In einer der Vorrathskammern standen große halbmannshohe und noch höhere Heiligengestalten, die für Kirchen und Capellen geschnitzt werden. Die Taxirung dieser Figuren ist überraschend einfach. Herr Burger legt seinen Maßstab an, nimmt die Zolle ab und sagt auf der Stelle bei Groschen und Kreuzer, was der Heilige werth ist. Sie sind ziemlich wohlfeil – um etliche Kronenthaler kann man schon einen recht anständigen Schutzpatron mit nach Hause tragen. Zu bemerken ist übrigens, daß sie unbemalt sind und die Kosten für die nachgängige Malerei und Vergoldung übertreffen die der Schnitzarbeit ums Doppelte und Dreifache. Zuletzt zeigte man uns eine Sammlung von feinen Figuren, wie die beiden Kaiser bei der Schnitzlerin waren, von jenen künstlichen Arbeiten, die gleichsam die Cabinetsstücke der Grödner Schnitzlerei ausmachen. Die einfachen Bergleute speculiren dabei auf die Sympathien aller Nationen. Für den Landsmann gibt’s hier einen Kaiser Ferdinand und Kaiser Franz, für die Engländer eine Königin Victoria, für die Franzosen einen Napoleon und Herzog von Reichstadt; den Preußen wird ein alter Fritz geboten und den auswärtigen engern Freunden des tapfern Tirolervolks ein Andreas Hofer. Auch Pfeifenstopfer und Nadelbüchsen werden gemacht, auf deren Kuppe sich eine liebliche Sennin oder ein herzhafter Gemsenjäger oder sonst eine hübsche Figur zeigt. Alle diese Arbeiten stehen in hohem Preise und werden bis zu eilf Gulden

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/435>, abgerufen am 23.11.2024.