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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Jahrhunderts in Spanien und zu Wien als Bildner rühmlich aufgetreten sind.

Die Sprache der Grödner hat schon zu mancher seltsamen Hypothese Veranlassung gegeben. Freiherr von Hormayr in der Geschichte der gefürsteten Grafschaft Tirol erwähnte zuerst ausführlicher dieses Idioms, und lieferte damals auch ein Vocabular. Doch ist der Gegenstand nur erst sehr flüchtig behandelt und die angeblich grödnerischen Wörter sind nicht aus der Sprache von Gardena, sondern aus der der Abtei genommen, welche Abtei, oder nach dem Idiome des Landes Badia, jenseits der Berge im hintern Theile von Enneberg liegt. Er meint auch, selbe Sprache habe weder mit dem Deutschen, noch mit dem Italienischen eine Aehnlichkeit, während doch die Verwandtschaft mit letzterem beim ersten Blick in die Augen springt. Anziehend ist nebenbei die Nachricht, daß der Rechtsgelehrte Bartolomei aus Pergine ein ähnliches Verzeichniß grödnerischer Wörter der berühmten etruskischen Akademie zu Cortona mitgetheilt und diese in der Sprache der Grödner die alttuskische und sogar assyrische, hebräische und was sehr begreiflich sey, griechische Stammsylben zu finden geglaubt hat.

Säuberlicher ist Pfleger Steiner mit dieser Sprache umgegangen und zwar in demselben lehrreichen Aufsatze, den wir oben schon angeführt haben. Er konnte in seiner Unbefangenheit die nahe Verwandtschaft mit dem Italienischen nicht verkennen, doch gelang es ihm andrerseits auch nicht, sich der Wiederholung jener Hypothesen zu enthalten, die den Gelehrten, welche an der Tiber und in Deutschland über den räthselhaften Schriften der alten Tusker verzweifelnd saßen, eine Fata Morgana vorspiegeln, die bei näherem Herantreten lügenhaft verschwimmt. Warum, sagt er, sollten wir nicht das Völkchen der Grödner für Abkömmlinge und Ueberbleibsel des alten Volkes der Rhätier und ihre Sprache für einen freilich nicht unverdorbenen Dialekt der rhätischen Sprache halten? In dem von jeder Heerstraße abgelegenen Gröden konnte sie sich um so leichter erhalten, als dieß Thal wahrscheinlich noch nie von fremden Kriegsvölkern überzogen worden ist.

Jahrhunderts in Spanien und zu Wien als Bildner rühmlich aufgetreten sind.

Die Sprache der Grödner hat schon zu mancher seltsamen Hypothese Veranlassung gegeben. Freiherr von Hormayr in der Geschichte der gefürsteten Grafschaft Tirol erwähnte zuerst ausführlicher dieses Idioms, und lieferte damals auch ein Vocabular. Doch ist der Gegenstand nur erst sehr flüchtig behandelt und die angeblich grödnerischen Wörter sind nicht aus der Sprache von Gardena, sondern aus der der Abtei genommen, welche Abtei, oder nach dem Idiome des Landes Badia, jenseits der Berge im hintern Theile von Enneberg liegt. Er meint auch, selbe Sprache habe weder mit dem Deutschen, noch mit dem Italienischen eine Aehnlichkeit, während doch die Verwandtschaft mit letzterem beim ersten Blick in die Augen springt. Anziehend ist nebenbei die Nachricht, daß der Rechtsgelehrte Bartolomei aus Pergine ein ähnliches Verzeichniß grödnerischer Wörter der berühmten etruskischen Akademie zu Cortona mitgetheilt und diese in der Sprache der Grödner die alttuskische und sogar assyrische, hebräische und was sehr begreiflich sey, griechische Stammsylben zu finden geglaubt hat.

Säuberlicher ist Pfleger Steiner mit dieser Sprache umgegangen und zwar in demselben lehrreichen Aufsatze, den wir oben schon angeführt haben. Er konnte in seiner Unbefangenheit die nahe Verwandtschaft mit dem Italienischen nicht verkennen, doch gelang es ihm andrerseits auch nicht, sich der Wiederholung jener Hypothesen zu enthalten, die den Gelehrten, welche an der Tiber und in Deutschland über den räthselhaften Schriften der alten Tusker verzweifelnd saßen, eine Fata Morgana vorspiegeln, die bei näherem Herantreten lügenhaft verschwimmt. Warum, sagt er, sollten wir nicht das Völkchen der Grödner für Abkömmlinge und Ueberbleibsel des alten Volkes der Rhätier und ihre Sprache für einen freilich nicht unverdorbenen Dialekt der rhätischen Sprache halten? In dem von jeder Heerstraße abgelegenen Gröden konnte sie sich um so leichter erhalten, als dieß Thal wahrscheinlich noch nie von fremden Kriegsvölkern überzogen worden ist.

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[433/0437] Jahrhunderts in Spanien und zu Wien als Bildner rühmlich aufgetreten sind. Die Sprache der Grödner hat schon zu mancher seltsamen Hypothese Veranlassung gegeben. Freiherr von Hormayr in der Geschichte der gefürsteten Grafschaft Tirol erwähnte zuerst ausführlicher dieses Idioms, und lieferte damals auch ein Vocabular. Doch ist der Gegenstand nur erst sehr flüchtig behandelt und die angeblich grödnerischen Wörter sind nicht aus der Sprache von Gardena, sondern aus der der Abtei genommen, welche Abtei, oder nach dem Idiome des Landes Badia, jenseits der Berge im hintern Theile von Enneberg liegt. Er meint auch, selbe Sprache habe weder mit dem Deutschen, noch mit dem Italienischen eine Aehnlichkeit, während doch die Verwandtschaft mit letzterem beim ersten Blick in die Augen springt. Anziehend ist nebenbei die Nachricht, daß der Rechtsgelehrte Bartolomei aus Pergine ein ähnliches Verzeichniß grödnerischer Wörter der berühmten etruskischen Akademie zu Cortona mitgetheilt und diese in der Sprache der Grödner die alttuskische und sogar assyrische, hebräische und was sehr begreiflich sey, griechische Stammsylben zu finden geglaubt hat. Säuberlicher ist Pfleger Steiner mit dieser Sprache umgegangen und zwar in demselben lehrreichen Aufsatze, den wir oben schon angeführt haben. Er konnte in seiner Unbefangenheit die nahe Verwandtschaft mit dem Italienischen nicht verkennen, doch gelang es ihm andrerseits auch nicht, sich der Wiederholung jener Hypothesen zu enthalten, die den Gelehrten, welche an der Tiber und in Deutschland über den räthselhaften Schriften der alten Tusker verzweifelnd saßen, eine Fata Morgana vorspiegeln, die bei näherem Herantreten lügenhaft verschwimmt. Warum, sagt er, sollten wir nicht das Völkchen der Grödner für Abkömmlinge und Ueberbleibsel des alten Volkes der Rhätier und ihre Sprache für einen freilich nicht unverdorbenen Dialekt der rhätischen Sprache halten? In dem von jeder Heerstraße abgelegenen Gröden konnte sie sich um so leichter erhalten, als dieß Thal wahrscheinlich noch nie von fremden Kriegsvölkern überzogen worden ist.

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/437>, abgerufen am 23.11.2024.