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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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mit Sand und Felsblöcken überschüttet, so geht er ruhig an die mühevolle Arbeit des Abräumens der Gries- und Schotterlage. Diese schichtet er in Haufen, gräbt dann die darunterliegende gute Erde aus und wirft sie ebenfalls auf Haufen. In das Loch, das so entsteht, wird der Schotter versenkt und dann die Erde darauf gelegt - eine Mühewaltung, die man das Wenden heißt. Selbst Felder, die das Wasser davon getragen, sind zuweilen wieder hergestellt worden. So hatten die Hofbauern zu Auten schon vor vielen Jahren einmal ihre Aecker alle und einen guten Theil ihrer Wiesen durch eine Überschwemmung eingebüßt; nur dürrer Kiesboden war zurückgeblieben. Um diesen wieder ergrünen zu lassen, suchten die Leute an den Bergen herum so viel fruchtbare Erde zusammen, um die öde Fläche zu überdecken. Und wo der Gräuel der Verwüstung Mitleid und Trauer erregt hatte, da sproßten bald nachher wieder schöne Saaten. Die Verheerungen die der Rutzbach anstiftet, sind übrigens erschrecklich. Was er in den Jahren 1772, 1776 und 1789 gethan, steht noch in düsterm Angedenken. Der Schaden wurde damals auf 400,000 fl. berechnet. Im Jahr 1807 brach ein Unglück herein, welches zwar nur Vulpmes bedrohte, aber dieß auch mit völligem Untergang. Ein Ungewitter mit Wolkenbruch, das am 30 August vorüberzog, schmolz nämlich die Schneelawinen, die sich seit mehreren Jahren in der Schlicker Alm ober dem Dorfe angelagert hatten. So wurde das Schlicker Bächlein, sonst ein friedliches Mühlwasser, zum tobenden Strom, wüthete zwölf Tage, zerriß dreizehn Brücken und einundzwanzig Gebäude, beschädigte etliche vierzig durch die Felsenstücke, die er an ihre Mauern schleuderte und ließ einen Schaden zurück, der sich auf mehr als 100,000 fl. belief.

Vieles wird am angeführten Orte auch von der Viehzucht der Stubeier erzählt; weniger vom Ackerbau, der auch hier für den Bedarf des Thales nicht zureicht. Es kommen alle Feldfrüchte vor, wie sie in Nordtirol gebaut werden, außer Mais und Weizen. Aepfel und Birnen gibt's nur zu Telfes am Eingange des Thales, Kirschen noch zu Neustift. Ein andres Erzeugniß des Thales ist die Stubeier Sulze,

mit Sand und Felsblöcken überschüttet, so geht er ruhig an die mühevolle Arbeit des Abräumens der Gries- und Schotterlage. Diese schichtet er in Haufen, gräbt dann die darunterliegende gute Erde aus und wirft sie ebenfalls auf Haufen. In das Loch, das so entsteht, wird der Schotter versenkt und dann die Erde darauf gelegt – eine Mühewaltung, die man das Wenden heißt. Selbst Felder, die das Wasser davon getragen, sind zuweilen wieder hergestellt worden. So hatten die Hofbauern zu Auten schon vor vielen Jahren einmal ihre Aecker alle und einen guten Theil ihrer Wiesen durch eine Überschwemmung eingebüßt; nur dürrer Kiesboden war zurückgeblieben. Um diesen wieder ergrünen zu lassen, suchten die Leute an den Bergen herum so viel fruchtbare Erde zusammen, um die öde Fläche zu überdecken. Und wo der Gräuel der Verwüstung Mitleid und Trauer erregt hatte, da sproßten bald nachher wieder schöne Saaten. Die Verheerungen die der Rutzbach anstiftet, sind übrigens erschrecklich. Was er in den Jahren 1772, 1776 und 1789 gethan, steht noch in düsterm Angedenken. Der Schaden wurde damals auf 400,000 fl. berechnet. Im Jahr 1807 brach ein Unglück herein, welches zwar nur Vulpmes bedrohte, aber dieß auch mit völligem Untergang. Ein Ungewitter mit Wolkenbruch, das am 30 August vorüberzog, schmolz nämlich die Schneelawinen, die sich seit mehreren Jahren in der Schlicker Alm ober dem Dorfe angelagert hatten. So wurde das Schlicker Bächlein, sonst ein friedliches Mühlwasser, zum tobenden Strom, wüthete zwölf Tage, zerriß dreizehn Brücken und einundzwanzig Gebäude, beschädigte etliche vierzig durch die Felsenstücke, die er an ihre Mauern schleuderte und ließ einen Schaden zurück, der sich auf mehr als 100,000 fl. belief.

Vieles wird am angeführten Orte auch von der Viehzucht der Stubeier erzählt; weniger vom Ackerbau, der auch hier für den Bedarf des Thales nicht zureicht. Es kommen alle Feldfrüchte vor, wie sie in Nordtirol gebaut werden, außer Mais und Weizen. Aepfel und Birnen gibt’s nur zu Telfes am Eingange des Thales, Kirschen noch zu Neustift. Ein andres Erzeugniß des Thales ist die Stubeier Sulze,

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[494/0498] mit Sand und Felsblöcken überschüttet, so geht er ruhig an die mühevolle Arbeit des Abräumens der Gries- und Schotterlage. Diese schichtet er in Haufen, gräbt dann die darunterliegende gute Erde aus und wirft sie ebenfalls auf Haufen. In das Loch, das so entsteht, wird der Schotter versenkt und dann die Erde darauf gelegt – eine Mühewaltung, die man das Wenden heißt. Selbst Felder, die das Wasser davon getragen, sind zuweilen wieder hergestellt worden. So hatten die Hofbauern zu Auten schon vor vielen Jahren einmal ihre Aecker alle und einen guten Theil ihrer Wiesen durch eine Überschwemmung eingebüßt; nur dürrer Kiesboden war zurückgeblieben. Um diesen wieder ergrünen zu lassen, suchten die Leute an den Bergen herum so viel fruchtbare Erde zusammen, um die öde Fläche zu überdecken. Und wo der Gräuel der Verwüstung Mitleid und Trauer erregt hatte, da sproßten bald nachher wieder schöne Saaten. Die Verheerungen die der Rutzbach anstiftet, sind übrigens erschrecklich. Was er in den Jahren 1772, 1776 und 1789 gethan, steht noch in düsterm Angedenken. Der Schaden wurde damals auf 400,000 fl. berechnet. Im Jahr 1807 brach ein Unglück herein, welches zwar nur Vulpmes bedrohte, aber dieß auch mit völligem Untergang. Ein Ungewitter mit Wolkenbruch, das am 30 August vorüberzog, schmolz nämlich die Schneelawinen, die sich seit mehreren Jahren in der Schlicker Alm ober dem Dorfe angelagert hatten. So wurde das Schlicker Bächlein, sonst ein friedliches Mühlwasser, zum tobenden Strom, wüthete zwölf Tage, zerriß dreizehn Brücken und einundzwanzig Gebäude, beschädigte etliche vierzig durch die Felsenstücke, die er an ihre Mauern schleuderte und ließ einen Schaden zurück, der sich auf mehr als 100,000 fl. belief. Vieles wird am angeführten Orte auch von der Viehzucht der Stubeier erzählt; weniger vom Ackerbau, der auch hier für den Bedarf des Thales nicht zureicht. Es kommen alle Feldfrüchte vor, wie sie in Nordtirol gebaut werden, außer Mais und Weizen. Aepfel und Birnen gibt’s nur zu Telfes am Eingange des Thales, Kirschen noch zu Neustift. Ein andres Erzeugniß des Thales ist die Stubeier Sulze,

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/498>, abgerufen am 23.11.2024.