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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Steinklauber vor und bot mir bald auch seine gesammelten "Imeralien" an, von denen ich aber leider keinen Gebrauch machen konnte. Doch schieden wir im besten Frieden, und zuletzt empfahl er mir auch noch dringend das obere Wirthshaus von wegen des bessern "Gesüffes."

Von St. Jos an verliert sich der Weg gegen Dux, den wir einschlagen, bald in einen waldigen Tobel, den der Schmirnerbach immer stürzend und tosend durchjagt. Der Pfad ist schmal und oft eingebrochen, die Zusammenwirkung von wilden Wasserstürzen und abgerissenen Tobelwänden im dunkeln Föhrenschatten manchmal schauerlich. In das Düster herein scheint zuweilen von der Höhe herab durch den Wald ein weißes Bauernhaus. Endlich führt der Steig wieder ins Freie, in eine schöne, hellgrüne Fläche, in das Thal von Schmirn, durch welches der Bach ruhig, silberglänzend dahin fließt. Weit zerstreute, steinerne Höfe stehen jenseits des Wassers und diesseits an den waldigen Halden. Die Dächer glänzten im Morgenscheine und ein bläulicher Rauch schwebte um ihre Giebel. Schöne Bergeinsamkeit! Die Aelpler sind mit der Ernte auf den Feldern beschäftigt und beleben das morgenlichte Bild.

Die Kirche steht am Ende der Thalebene, der Widdum daneben. Der Herr Curat, den ich um den Weg befragte, gab mir freundlich Bescheid, und führte mich auch in die Kirche. Dort zeigte er mir den schön gefaßten heiligen Leib, den Stolz des Thales. Er soll einem gebornen Schmirner angehört haben, der Felix geheißen und ein Krieger gewesen. Es ist zu wünschen, daß diesem Felix nichts Aehnliches zustößt, wie dem San Felice in einem Dorf bei Roveredo, der es sich schon vor hundert Jahren gefallen lassen mußte, von dem gelehrten Abbate Tartarotti durch authentische Urkunden für einen einbalsamirten Grafen von Castelbarco erklärt zu werden.

Nachdem wir heiligen Leib und Kirche besehen, begleitete mich der Geistliche noch weiter ins Thälchen hinein zur kalten Herberge, einer Wallfahrt, die sich erst in den neuesten Zeiten aufgethan. Es ist ein reinliches Kirchlein, das eine halbe Stunde vom Dorfgotteshause oben im Walde leuchtet.

Steinklauber vor und bot mir bald auch seine gesammelten „Imeralien“ an, von denen ich aber leider keinen Gebrauch machen konnte. Doch schieden wir im besten Frieden, und zuletzt empfahl er mir auch noch dringend das obere Wirthshaus von wegen des bessern „Gesüffes.“

Von St. Jos an verliert sich der Weg gegen Dux, den wir einschlagen, bald in einen waldigen Tobel, den der Schmirnerbach immer stürzend und tosend durchjagt. Der Pfad ist schmal und oft eingebrochen, die Zusammenwirkung von wilden Wasserstürzen und abgerissenen Tobelwänden im dunkeln Föhrenschatten manchmal schauerlich. In das Düster herein scheint zuweilen von der Höhe herab durch den Wald ein weißes Bauernhaus. Endlich führt der Steig wieder ins Freie, in eine schöne, hellgrüne Fläche, in das Thal von Schmirn, durch welches der Bach ruhig, silberglänzend dahin fließt. Weit zerstreute, steinerne Höfe stehen jenseits des Wassers und diesseits an den waldigen Halden. Die Dächer glänzten im Morgenscheine und ein bläulicher Rauch schwebte um ihre Giebel. Schöne Bergeinsamkeit! Die Aelpler sind mit der Ernte auf den Feldern beschäftigt und beleben das morgenlichte Bild.

Die Kirche steht am Ende der Thalebene, der Widdum daneben. Der Herr Curat, den ich um den Weg befragte, gab mir freundlich Bescheid, und führte mich auch in die Kirche. Dort zeigte er mir den schön gefaßten heiligen Leib, den Stolz des Thales. Er soll einem gebornen Schmirner angehört haben, der Felix geheißen und ein Krieger gewesen. Es ist zu wünschen, daß diesem Felix nichts Aehnliches zustößt, wie dem San Felice in einem Dorf bei Roveredo, der es sich schon vor hundert Jahren gefallen lassen mußte, von dem gelehrten Abbate Tartarotti durch authentische Urkunden für einen einbalsamirten Grafen von Castelbarco erklärt zu werden.

Nachdem wir heiligen Leib und Kirche besehen, begleitete mich der Geistliche noch weiter ins Thälchen hinein zur kalten Herberge, einer Wallfahrt, die sich erst in den neuesten Zeiten aufgethan. Es ist ein reinliches Kirchlein, das eine halbe Stunde vom Dorfgotteshause oben im Walde leuchtet.

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[502/0506] Steinklauber vor und bot mir bald auch seine gesammelten „Imeralien“ an, von denen ich aber leider keinen Gebrauch machen konnte. Doch schieden wir im besten Frieden, und zuletzt empfahl er mir auch noch dringend das obere Wirthshaus von wegen des bessern „Gesüffes.“ Von St. Jos an verliert sich der Weg gegen Dux, den wir einschlagen, bald in einen waldigen Tobel, den der Schmirnerbach immer stürzend und tosend durchjagt. Der Pfad ist schmal und oft eingebrochen, die Zusammenwirkung von wilden Wasserstürzen und abgerissenen Tobelwänden im dunkeln Föhrenschatten manchmal schauerlich. In das Düster herein scheint zuweilen von der Höhe herab durch den Wald ein weißes Bauernhaus. Endlich führt der Steig wieder ins Freie, in eine schöne, hellgrüne Fläche, in das Thal von Schmirn, durch welches der Bach ruhig, silberglänzend dahin fließt. Weit zerstreute, steinerne Höfe stehen jenseits des Wassers und diesseits an den waldigen Halden. Die Dächer glänzten im Morgenscheine und ein bläulicher Rauch schwebte um ihre Giebel. Schöne Bergeinsamkeit! Die Aelpler sind mit der Ernte auf den Feldern beschäftigt und beleben das morgenlichte Bild. Die Kirche steht am Ende der Thalebene, der Widdum daneben. Der Herr Curat, den ich um den Weg befragte, gab mir freundlich Bescheid, und führte mich auch in die Kirche. Dort zeigte er mir den schön gefaßten heiligen Leib, den Stolz des Thales. Er soll einem gebornen Schmirner angehört haben, der Felix geheißen und ein Krieger gewesen. Es ist zu wünschen, daß diesem Felix nichts Aehnliches zustößt, wie dem San Felice in einem Dorf bei Roveredo, der es sich schon vor hundert Jahren gefallen lassen mußte, von dem gelehrten Abbate Tartarotti durch authentische Urkunden für einen einbalsamirten Grafen von Castelbarco erklärt zu werden. Nachdem wir heiligen Leib und Kirche besehen, begleitete mich der Geistliche noch weiter ins Thälchen hinein zur kalten Herberge, einer Wallfahrt, die sich erst in den neuesten Zeiten aufgethan. Es ist ein reinliches Kirchlein, das eine halbe Stunde vom Dorfgotteshause oben im Walde leuchtet.

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/506>, abgerufen am 23.11.2024.