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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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sind es jetzt ihrer achtzig, wohlgehaltene, machtbewußte, ausgreifende Herren.*)

Nun noch einige allgemeine Betrachtungen über das tirolische Volk.

Die innere Tüchtigkeit des tirolischen Bauernstandes ist weltbekannt. Aus gesundem Kern hervorgewachsen, durch die früheren Geschichten seines Vaterlandes gehoben, seit Jahrhunderten aller Leibeigenschaft ledig, frei auf seinem Eigen, durch den rauhen Boden und die frischen Lüfte seiner Alpen nur gekräftigt, mit trefflichen Anlagen ausgerüstet, gibt er jedem Unbefangenen vieles zu loben, manchen schönen Zug auch zu bewundern. Von seinen eigenen Thaten her ist ihm großes Selbstgefühl geblieben und eine hohe Meinung von der Ehre seines Standes, von seiner eigenen Begabung, nicht allein das Land zu schützen, sondern wohl auch mit eigener Weisheit ohne Zutritt der Herren es zu verwalten. Diese Germanismen, die ehedem vor den landschaftlichen Ständen ihre gesetzliche Verlautbarung fanden, haben sich seit dem Verwelken der Institution wieder einwärts geschlagen, sitzen aber im Bauernblute wie vorher, nur daß die Wünsche formloser, unbestimmter geworden. Legt man nun zu dieser innern bildungsfähigen Selbständigkeit ein frisches kräftiges Volksleben, mit allem ausgestattet was dazu gehört, mit sinnigen Ueberlieferungen, schönen Gebräuchen, heitern Festen, so kann man leicht der Ansicht werden, daß der Tiroler Bauernstand, wenn man zu rechter Zeit seiner vernünftigen Entwickelung ihren Weg gelassen, seine geistigen Kräfte gefördert, seinen Bildungstrieb entfaltet hätte, viele Aussicht hatte ein Musterschlag zu werden.

Aber die hohen Freunde und Gönner, die er sich durch seine Thaten erworben, scheinen seine Talente nie überschätzt, selten nur recht gewürdigt zu haben. Als die Befreiungskriege vorüber waren, legte man viel mehr Werth auf seine

*) Ueber Wiedereinführung und Wirksamkeit des Ordens siehe außer mehreren Artikeln in den Grenzboten: Die Jesuiten in Tirol. Von einem Tiroler. Heidelberg bel Wilhelm Hoffmeister. 1845.

sind es jetzt ihrer achtzig, wohlgehaltene, machtbewußte, ausgreifende Herren.*)

Nun noch einige allgemeine Betrachtungen über das tirolische Volk.

Die innere Tüchtigkeit des tirolischen Bauernstandes ist weltbekannt. Aus gesundem Kern hervorgewachsen, durch die früheren Geschichten seines Vaterlandes gehoben, seit Jahrhunderten aller Leibeigenschaft ledig, frei auf seinem Eigen, durch den rauhen Boden und die frischen Lüfte seiner Alpen nur gekräftigt, mit trefflichen Anlagen ausgerüstet, gibt er jedem Unbefangenen vieles zu loben, manchen schönen Zug auch zu bewundern. Von seinen eigenen Thaten her ist ihm großes Selbstgefühl geblieben und eine hohe Meinung von der Ehre seines Standes, von seiner eigenen Begabung, nicht allein das Land zu schützen, sondern wohl auch mit eigener Weisheit ohne Zutritt der Herren es zu verwalten. Diese Germanismen, die ehedem vor den landschaftlichen Ständen ihre gesetzliche Verlautbarung fanden, haben sich seit dem Verwelken der Institution wieder einwärts geschlagen, sitzen aber im Bauernblute wie vorher, nur daß die Wünsche formloser, unbestimmter geworden. Legt man nun zu dieser innern bildungsfähigen Selbständigkeit ein frisches kräftiges Volksleben, mit allem ausgestattet was dazu gehört, mit sinnigen Ueberlieferungen, schönen Gebräuchen, heitern Festen, so kann man leicht der Ansicht werden, daß der Tiroler Bauernstand, wenn man zu rechter Zeit seiner vernünftigen Entwickelung ihren Weg gelassen, seine geistigen Kräfte gefördert, seinen Bildungstrieb entfaltet hätte, viele Aussicht hatte ein Musterschlag zu werden.

Aber die hohen Freunde und Gönner, die er sich durch seine Thaten erworben, scheinen seine Talente nie überschätzt, selten nur recht gewürdigt zu haben. Als die Befreiungskriege vorüber waren, legte man viel mehr Werth auf seine

*) Ueber Wiedereinführung und Wirksamkeit des Ordens siehe außer mehreren Artikeln in den Grenzboten: Die Jesuiten in Tirol. Von einem Tiroler. Heidelberg bel Wilhelm Hoffmeister. 1845.
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[643/0647] sind es jetzt ihrer achtzig, wohlgehaltene, machtbewußte, ausgreifende Herren. *) Nun noch einige allgemeine Betrachtungen über das tirolische Volk. Die innere Tüchtigkeit des tirolischen Bauernstandes ist weltbekannt. Aus gesundem Kern hervorgewachsen, durch die früheren Geschichten seines Vaterlandes gehoben, seit Jahrhunderten aller Leibeigenschaft ledig, frei auf seinem Eigen, durch den rauhen Boden und die frischen Lüfte seiner Alpen nur gekräftigt, mit trefflichen Anlagen ausgerüstet, gibt er jedem Unbefangenen vieles zu loben, manchen schönen Zug auch zu bewundern. Von seinen eigenen Thaten her ist ihm großes Selbstgefühl geblieben und eine hohe Meinung von der Ehre seines Standes, von seiner eigenen Begabung, nicht allein das Land zu schützen, sondern wohl auch mit eigener Weisheit ohne Zutritt der Herren es zu verwalten. Diese Germanismen, die ehedem vor den landschaftlichen Ständen ihre gesetzliche Verlautbarung fanden, haben sich seit dem Verwelken der Institution wieder einwärts geschlagen, sitzen aber im Bauernblute wie vorher, nur daß die Wünsche formloser, unbestimmter geworden. Legt man nun zu dieser innern bildungsfähigen Selbständigkeit ein frisches kräftiges Volksleben, mit allem ausgestattet was dazu gehört, mit sinnigen Ueberlieferungen, schönen Gebräuchen, heitern Festen, so kann man leicht der Ansicht werden, daß der Tiroler Bauernstand, wenn man zu rechter Zeit seiner vernünftigen Entwickelung ihren Weg gelassen, seine geistigen Kräfte gefördert, seinen Bildungstrieb entfaltet hätte, viele Aussicht hatte ein Musterschlag zu werden. Aber die hohen Freunde und Gönner, die er sich durch seine Thaten erworben, scheinen seine Talente nie überschätzt, selten nur recht gewürdigt zu haben. Als die Befreiungskriege vorüber waren, legte man viel mehr Werth auf seine *) Ueber Wiedereinführung und Wirksamkeit des Ordens siehe außer mehreren Artikeln in den Grenzboten: Die Jesuiten in Tirol. Von einem Tiroler. Heidelberg bel Wilhelm Hoffmeister. 1845.

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/647>, abgerufen am 23.11.2024.