Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite
Lezteres Zehen.
6.
Süß deine Kleider/ süß dein Rokk
das Fuppchen drein ist süß darneben/
du weist/ was du mir drauß gegeben.
Barillchen/ süsse Zukker-dokk'
Jch schmekke dünkt mich/ noch die Gaben/
die auch die Todten können laben.
7.
Das süsseste/ so an dir ist/
muß ich/ ungerne zwar/ verschweigen/
doch kan es über alles steigen/
was je die Sterblichen versüßt.
Die Süsse/ so es von sich giebet
macht Leib und Geist zugleich verliebet.
8.
Man sagt wol/ daß was süssers nicht
sey/ als der sanffte Schlaaff zufinden?

das kan ich leicht daher entgründen:
als neulich uns verschwandt das Licht/
war mir das wachen also süsse/
daß ich den Schlaaff drum fahren liesse.
VIII.
Das kranke Buschgen.
Ober-
Lezteres Zehen.
6.
Suͤß deine Kleider/ ſuͤß dein Rokk
das Fuppchen drein iſt ſuͤß darneben/
du weiſt/ was du mir drauß gegeben.
Barillchen/ ſuͤſſe Zukker-dokk’
Jch ſchmekke duͤnkt mich/ noch die Gaben/
die auch die Todten koͤnnen laben.
7.
Das ſuͤſſeſte/ ſo an dir iſt/
muß ich/ ungerne zwar/ verſchweigen/
doch kan es uͤber alles ſteigen/
was je die Sterblichen verſuͤßt.
Die Suͤſſe/ ſo es von ſich giebet
macht Leib und Geiſt zugleich verliebet.
8.
Man ſagt wol/ daß was ſuͤſſers nicht
ſey/ als der ſanffte Schlaaff zufinden?

das kan ich leicht daher entgruͤnden:
als neulich uns verſchwandt das Licht/
war mir das wachen alſo ſuͤſſe/
daß ich den Schlaaff drum fahren lieſſe.
VIII.
Das kranke Buſchgen.
Ober-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0313" n="259"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Lezteres Zehen.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="6">
              <head>6.</head><lb/>
              <l>Su&#x0364;ß deine Kleider/ &#x017F;u&#x0364;ß dein Rokk</l><lb/>
              <l>das Fuppchen drein i&#x017F;t &#x017F;u&#x0364;ß darneben/</l><lb/>
              <l>du wei&#x017F;t/ was du mir drauß gegeben.</l><lb/>
              <l>Barillchen/ &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Zukker-dokk&#x2019;</l><lb/>
              <l>Jch &#x017F;chmekke du&#x0364;nkt mich/ noch die Gaben/</l><lb/>
              <l>die auch die Todten ko&#x0364;nnen laben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <head>7.</head><lb/>
              <l>Das &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te/ &#x017F;o an dir i&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>muß ich/ ungerne zwar/ ver&#x017F;chweigen/</l><lb/>
              <l>doch kan es u&#x0364;ber alles &#x017F;teigen/</l><lb/>
              <l>was je die Sterblichen ver&#x017F;u&#x0364;ßt.</l><lb/>
              <l>Die Su&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;o es von &#x017F;ich giebet</l><lb/>
              <l>macht Leib und Gei&#x017F;t zugleich verliebet.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <head>8.</head><lb/>
              <l>Man &#x017F;agt wol/ daß was &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;ers nicht<lb/>
&#x017F;ey/ als der &#x017F;anffte Schlaaff zufinden?</l><lb/>
              <l>das kan ich leicht daher entgru&#x0364;nden:</l><lb/>
              <l>als neulich uns ver&#x017F;chwandt das Licht/</l><lb/>
              <l>war mir das wachen al&#x017F;o &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
              <l>daß ich den Schlaaff drum fahren lie&#x017F;&#x017F;e.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#aq">VIII.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Das kranke Bu&#x017F;chgen.</hi> </head><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ober-</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0313] Lezteres Zehen. 6. Suͤß deine Kleider/ ſuͤß dein Rokk das Fuppchen drein iſt ſuͤß darneben/ du weiſt/ was du mir drauß gegeben. Barillchen/ ſuͤſſe Zukker-dokk’ Jch ſchmekke duͤnkt mich/ noch die Gaben/ die auch die Todten koͤnnen laben. 7. Das ſuͤſſeſte/ ſo an dir iſt/ muß ich/ ungerne zwar/ verſchweigen/ doch kan es uͤber alles ſteigen/ was je die Sterblichen verſuͤßt. Die Suͤſſe/ ſo es von ſich giebet macht Leib und Geiſt zugleich verliebet. 8. Man ſagt wol/ daß was ſuͤſſers nicht ſey/ als der ſanffte Schlaaff zufinden? das kan ich leicht daher entgruͤnden: als neulich uns verſchwandt das Licht/ war mir das wachen alſo ſuͤſſe/ daß ich den Schlaaff drum fahren lieſſe. VIII. Das kranke Buſchgen. Ober-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/313
Zitationshilfe: Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/313>, abgerufen am 20.05.2024.