Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.
5. Bald ward ihr Gesichte helle/rötlich ihrer Wangen Saal/ Muht und Leben kam zur Stelle: doch erseuffzt sie noch einmahl/ dieses machte/ daß ich fragte was sie heimlich plagte. 6. Nichts nicht (sprach sie) mich betrübet/daß ich nicht zu Hause bin. Meine Mutter/ die mich liebet/ kränket sich in ihrem Sinn/ wenn allein ich ohn begleiten geh bey späten Zeiten. 7. Töhricht müst' ich sein gewesen/wenn ich nicht errahten solt' ihre Krankheit und genesen/ und was sie von mir gewolt/ Doch verbarg ich diß mein wissen mit gehäufften Küssen. Unter
5. Bald ward ihr Geſichte helle/roͤtlich ihrer Wangen Saal/ Muht und Leben kam zur Stelle: doch erſeuffzt ſie noch einmahl/ dieſes machte/ daß ich fragte was ſie heimlich plagte. 6. Nichts nicht (ſprach ſie) mich betruͤbet/daß ich nicht zu Hauſe bin. Meine Mutter/ die mich liebet/ kraͤnket ſich in ihrem Sinn/ wenn allein ich ohn begleiten geh bey ſpaͤten Zeiten. 7. Toͤhricht muͤſt’ ich ſein geweſen/wenn ich nicht errahten ſolt’ ihre Krankheit und geneſen/ und was ſie von mir gewolt/ Doch verbarg ich diß mein wiſſen mit gehaͤufften Kuͤſſen. Unter
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Geharnſchter Venus.
zu des Buſchgen ſtillem Leide
einig nur der Anlaß war/
drum wolt’ ich ſie gleicher maſſen
kuͤſſend auch umfaſſen!
5.
Bald ward ihr Geſichte helle/
roͤtlich ihrer Wangen Saal/
Muht und Leben kam zur Stelle:
doch erſeuffzt ſie noch einmahl/
dieſes machte/ daß ich fragte
was ſie heimlich plagte.
6.
Nichts nicht (ſprach ſie) mich betruͤbet/
daß ich nicht zu Hauſe bin.
Meine Mutter/ die mich liebet/
kraͤnket ſich in ihrem Sinn/
wenn allein ich ohn begleiten
geh bey ſpaͤten Zeiten.
7.
Toͤhricht muͤſt’ ich ſein geweſen/
wenn ich nicht errahten ſolt’
ihre Krankheit und geneſen/
und was ſie von mir gewolt/
Doch verbarg ich diß mein wiſſen
mit gehaͤufften Kuͤſſen.
Unter
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