Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Zuschrifft.
Bücher! Bücher ohne Zahl/ und noch meh-
res glaubet sicher
daß diß alles klar bezeugt ein vergöttertes
Gemüht/
so Minerven Heimligkeit durch viel tausend
Brillen sieht.
Weil ihr nu mit alle dehm/ Momus/ reichlich
seid begabet/
und sechs Unzen mehr Verstand/ als die Göt-
ter selber/ habet
hab' ich diß verblümte Spiel euerm Luch-
sen-scharffem Sinn'
als zum Abschied' hergebracht. Nehmt es
Prüfer/ willigst hin.
Andre handeln allzugrob. Dieser heist auch
einen Narren/
Jener schreibt auff euch Paßqwill' und kan
kaum so lange harren
biß der Titul ist vorbey/ reizt er euch im er-
sten Blat/
der tritt gar mit Drohen auff. Denn so
kommt der viert' und hat
allzuviel vor euch gelernt/ heist euch einen
Jdioten/
heut euch einen Esels-drek/ und was mehr der
groden Zoten
die
Zuſchrifft.
Buͤcher! Buͤcher ohne Zahl/ und noch meh-
res glaubet ſicher
daß diß alles klar bezeugt ein vergoͤttertes
Gemuͤht/
ſo Minerven Heimligkeit durch viel tauſend
Brillen ſieht.
Weil ihr nu mit alle dehm/ Momus/ reichlich
ſeid begabet/
und ſechs Unzen mehr Verſtand/ als die Goͤt-
ter ſelber/ habet
hab’ ich diß verbluͤmte Spiel euerm Luch-
ſen-ſcharffem Sinn’
als zum Abſchied’ hergebracht. Nehmt es
Pruͤfer/ willigſt hin.
Andre handeln allzugrob. Dieſer heiſt auch
einen Narren/
Jener ſchreibt auff euch Paßqwill’ und kan
kaum ſo lange harren
biß der Titul iſt vorbey/ reizt er euch im er-
ſten Blat/
der tritt gar mit Drohen auff. Denn ſo
kommt der viert’ und hat
allzuviel vor euch gelernt/ heiſt euch einen
Jdioten/
heut euch einen Eſels-drek/ und was mehr der
groden Zoten
die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0330"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zu&#x017F;chrifft.</hi> </fw><lb/>
            <l>Bu&#x0364;cher! Bu&#x0364;cher ohne Zahl/ und noch meh-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">res glaubet &#x017F;icher</hi> </l><lb/>
            <l>daß diß alles klar bezeugt ein vergo&#x0364;ttertes</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Gemu&#x0364;ht/</hi> </l><lb/>
            <l>&#x017F;o Minerven Heimligkeit durch viel tau&#x017F;end</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Brillen &#x017F;ieht.</hi> </l><lb/>
            <l>Weil ihr nu mit alle dehm/ Momus/ reichlich</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;eid begabet/</hi> </l><lb/>
            <l>und &#x017F;echs Unzen mehr Ver&#x017F;tand/ als die Go&#x0364;t-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ter &#x017F;elber/ habet</hi> </l><lb/>
            <l>hab&#x2019; ich diß verblu&#x0364;mte Spiel euerm Luch-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;en-&#x017F;charffem Sinn&#x2019;</hi> </l><lb/>
            <l>als zum Ab&#x017F;chied&#x2019; hergebracht. Nehmt es</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Pru&#x0364;fer/ willig&#x017F;t hin.</hi> </l><lb/>
            <l>Andre handeln allzugrob. Die&#x017F;er hei&#x017F;t auch</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">einen Narren/</hi> </l><lb/>
            <l>Jener &#x017F;chreibt auff euch Paßqwill&#x2019; und kan</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">kaum &#x017F;o lange harren</hi> </l><lb/>
            <l>biß der Titul i&#x017F;t vorbey/ reizt er euch im er-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ten Blat/</hi> </l><lb/>
            <l>der tritt gar mit Drohen auff. Denn &#x017F;o</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">kommt der viert&#x2019; und hat</hi> </l><lb/>
            <l>allzuviel vor euch gelernt/ hei&#x017F;t euch einen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Jdioten/</hi> </l><lb/>
            <l>heut euch einen E&#x017F;els-drek/ und was mehr der</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">groden Zoten</hi> </l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0330] Zuſchrifft. Buͤcher! Buͤcher ohne Zahl/ und noch meh- res glaubet ſicher daß diß alles klar bezeugt ein vergoͤttertes Gemuͤht/ ſo Minerven Heimligkeit durch viel tauſend Brillen ſieht. Weil ihr nu mit alle dehm/ Momus/ reichlich ſeid begabet/ und ſechs Unzen mehr Verſtand/ als die Goͤt- ter ſelber/ habet hab’ ich diß verbluͤmte Spiel euerm Luch- ſen-ſcharffem Sinn’ als zum Abſchied’ hergebracht. Nehmt es Pruͤfer/ willigſt hin. Andre handeln allzugrob. Dieſer heiſt auch einen Narren/ Jener ſchreibt auff euch Paßqwill’ und kan kaum ſo lange harren biß der Titul iſt vorbey/ reizt er euch im er- ſten Blat/ der tritt gar mit Drohen auff. Denn ſo kommt der viert’ und hat allzuviel vor euch gelernt/ heiſt euch einen Jdioten/ heut euch einen Eſels-drek/ und was mehr der groden Zoten die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/330
Zitationshilfe: Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/330>, abgerufen am 20.05.2024.