Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweytes Zehen.

Mir sind verdacht/ die Mutter/ Brüder
die Schwester/ Freunde; ja ein ieder
und wär' es meines Dieners Knecht.

3.
Vergib mir meine Furcht Legere.
Der Jungfer Lust wehrt keine Wehre/
wil sie/ so hilfft kein halten nicht.
Der ihr verwahrtes Schloß entgliedet/
der Schlüssel/ ist bereit geschmiedet
und niemand lebt/ dehm er gebricht.
4.
Es kan sich bald ein Schmeichler finden
der dein Gemühte kan entzünden
und wer' es auch so kalt als Eyß.
Jch kenne zarter Weiber Sinnen
wie schleunig der sie kan gewinnen/
der nur die rechten Griffchen weiß.
5.
Biel Weiber sind auß Griechen rüchtig
doch war nicht mehr als eine züchtig
die listige Penelope.
Rom hat nur eine treu beschrieben/
die ihren Ehmann konte lieben
die blutige Lukrezie.
Ehr

Zweytes Zehen.

Mir ſind verdacht/ die Mutter/ Bruͤder
die Schweſter/ Freunde; ja ein ieder
und waͤr’ es meines Dieners Knecht.

3.
Vergib mir meine Furcht Legere.
Der Jungfer Luſt wehrt keine Wehre/
wil ſie/ ſo hilfft kein halten nicht.
Der ihr verwahrtes Schloß entgliedet/
der Schluͤſſel/ iſt bereit geſchmiedet
und niemand lebt/ dehm er gebricht.
4.
Es kan ſich bald ein Schmeichler finden
der dein Gemuͤhte kan entzuͤnden
und wer’ es auch ſo kalt als Eyß.
Jch kenne zarter Weiber Sinnen
wie ſchleunig der ſie kan gewinnen/
der nur die rechten Griffchen weiß.
5.
Biel Weiber ſind auß Griechen ruͤchtig
doch war nicht mehr als eine zuͤchtig
die liſtige Penelope.
Rom hat nur eine treu beſchrieben/
die ihren Ehmann konte lieben
die blutige Lukꝛezie.
Ehr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="2">
              <l>
                <pb facs="#f0091" n="55"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweytes Zehen.</hi> </fw>
              </l><lb/>
              <l>Mir &#x017F;ind verdacht/ die Mutter/ Bru&#x0364;der</l><lb/>
              <l>die Schwe&#x017F;ter/ Freunde; ja ein ieder</l><lb/>
              <l>und wa&#x0364;r&#x2019; es meines Dieners Knecht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <head>3.</head><lb/>
              <l>Vergib mir meine Furcht Legere.</l><lb/>
              <l>Der Jungfer Lu&#x017F;t wehrt keine Wehre/</l><lb/>
              <l>wil &#x017F;ie/ &#x017F;o hilfft kein halten nicht.</l><lb/>
              <l>Der ihr verwahrtes Schloß entgliedet/</l><lb/>
              <l>der Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el/ i&#x017F;t bereit ge&#x017F;chmiedet</l><lb/>
              <l>und niemand lebt/ dehm er gebricht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <head>4.</head><lb/>
              <l>Es kan &#x017F;ich bald ein Schmeichler finden</l><lb/>
              <l>der dein Gemu&#x0364;hte kan entzu&#x0364;nden</l><lb/>
              <l>und wer&#x2019; es auch &#x017F;o kalt als Eyß.</l><lb/>
              <l>Jch kenne zarter Weiber Sinnen</l><lb/>
              <l>wie &#x017F;chleunig der &#x017F;ie kan gewinnen/</l><lb/>
              <l>der nur die rechten Griffchen weiß.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <head>5.</head><lb/>
              <l>Biel Weiber &#x017F;ind auß Griechen ru&#x0364;chtig</l><lb/>
              <l>doch war nicht mehr als eine zu&#x0364;chtig</l><lb/>
              <l>die li&#x017F;tige Penelope.</l><lb/>
              <l>Rom hat nur eine treu be&#x017F;chrieben/</l><lb/>
              <l>die ihren Ehmann konte lieben</l><lb/>
              <l>die blutige Luk&#xA75B;ezie.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ehr</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0091] Zweytes Zehen. Mir ſind verdacht/ die Mutter/ Bruͤder die Schweſter/ Freunde; ja ein ieder und waͤr’ es meines Dieners Knecht. 3. Vergib mir meine Furcht Legere. Der Jungfer Luſt wehrt keine Wehre/ wil ſie/ ſo hilfft kein halten nicht. Der ihr verwahrtes Schloß entgliedet/ der Schluͤſſel/ iſt bereit geſchmiedet und niemand lebt/ dehm er gebricht. 4. Es kan ſich bald ein Schmeichler finden der dein Gemuͤhte kan entzuͤnden und wer’ es auch ſo kalt als Eyß. Jch kenne zarter Weiber Sinnen wie ſchleunig der ſie kan gewinnen/ der nur die rechten Griffchen weiß. 5. Biel Weiber ſind auß Griechen ruͤchtig doch war nicht mehr als eine zuͤchtig die liſtige Penelope. Rom hat nur eine treu beſchrieben/ die ihren Ehmann konte lieben die blutige Lukꝛezie. Ehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/91
Zitationshilfe: Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/91>, abgerufen am 14.05.2024.