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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Europäisches
in Franckreich vorzugehen. Weil nun der
Kayser und König in Spanien in einer eintzi-
gen, nehmlich der Person des Caroli V. haff-
tete und verbunden war, so wurde, gleich wie
Carl der V. unter den Kaysern, also auch Carl
der Andere in Spanien, dem Francisco I. in
Franckreich allenthalben vorgesetzt. Als aber
dieser grosse Kayser mit Todt abgegangen
war, kunte An. 1566. dessen Nachfolger in
Spanien Philippus II. durchaus nicht erhal-
ten, daß man ihme in Rom den Rang für
Franckreich gegeben hätte. Ja als eben des
Philippi II. Ambassadeur, Don Stevan de
Gamara,
den Frantzösischen Ambassadeur
Mons. de Thou,
zu Graven Haag im Spa-
tzierfahren rencontrirete, wolte keiner dem
andern Platz machen, welcher combat sur le
Pas
ungezweifelt den laqays dieser beyden
ministres Gelegenheit gegeben haben würde,
einander eine Faust-Bataille zu liefern, dafern
nicht der Herr von Beurevert, ein vornehmes
Glied der Herren Staaten, durch seine Ge-
genwart und klugen Rath, dieses expediens
erfunden, daß man die Schrancken, zwischen
welcher auf dem Voorhout (oder prome-
nade
in der Stadt) die Ambassadeurs einan-
der begegneten, hätte umhauen, und den
Frantzösischen in grader Linie, den Spanischen
aber zur Rechten, jedoch etwas schräge einfah-
ren
Europaͤiſches
in Franckreich vorzugehen. Weil nun der
Kayſer und Koͤnig in Spanien in einer eintzi-
gen, nehmlich der Perſon des Caroli V. haff-
tete und verbunden war, ſo wurde, gleich wie
Carl der V. unter den Kayſern, alſo auch Carl
der Andere in Spanien, dem Franciſco I. in
Franckreich allenthalben vorgeſetzt. Als aber
dieſer groſſe Kayſer mit Todt abgegangen
war, kunte An. 1566. deſſen Nachfolger in
Spanien Philippus II. durchaus nicht erhal-
ten, daß man ihme in Rom den Rang fuͤr
Franckreich gegeben haͤtte. Ja als eben des
Philippi II. Ambaſſadeur, Don Stevan de
Gamara,
den Frantzoͤſiſchen Ambaſſadeur
Monſ. de Thou,
zu Graven Haag im Spa-
tzierfahren rencontrirete, wolte keiner dem
andern Platz machen, welcher combat ſur le
Pas
ungezweifelt den laqays dieſer beyden
miniſtres Gelegenheit gegeben haben wuͤrde,
einander eine Fauſt-Bataille zu liefern, dafern
nicht der Herr von Beurevert, ein vornehmes
Glied der Herren Staaten, durch ſeine Ge-
genwart und klugen Rath, dieſes expediens
erfunden, daß man die Schrancken, zwiſchen
welcher auf dem Voorhout (oder prome-
nade
in der Stadt) die Ambaſſadeurs einan-
der begegneten, haͤtte umhauen, und den
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[86/0114] Europaͤiſches in Franckreich vorzugehen. Weil nun der Kayſer und Koͤnig in Spanien in einer eintzi- gen, nehmlich der Perſon des Caroli V. haff- tete und verbunden war, ſo wurde, gleich wie Carl der V. unter den Kayſern, alſo auch Carl der Andere in Spanien, dem Franciſco I. in Franckreich allenthalben vorgeſetzt. Als aber dieſer groſſe Kayſer mit Todt abgegangen war, kunte An. 1566. deſſen Nachfolger in Spanien Philippus II. durchaus nicht erhal- ten, daß man ihme in Rom den Rang fuͤr Franckreich gegeben haͤtte. Ja als eben des Philippi II. Ambaſſadeur, Don Stevan de Gamara, den Frantzoͤſiſchen Ambaſſadeur Monſ. de Thou, zu Graven Haag im Spa- tzierfahren rencontrirete, wolte keiner dem andern Platz machen, welcher combat ſur le Pas ungezweifelt den laqays dieſer beyden miniſtres Gelegenheit gegeben haben wuͤrde, einander eine Fauſt-Bataille zu liefern, dafern nicht der Herr von Beurevert, ein vornehmes Glied der Herren Staaten, durch ſeine Ge- genwart und klugen Rath, dieſes expediens erfunden, daß man die Schrancken, zwiſchen welcher auf dem Voorhout (oder prome- nade in der Stadt) die Ambaſſadeurs einan- der begegneten, haͤtte umhauen, und den Frantzoͤſiſchen in grader Linie, den Spaniſchen aber zur Rechten, jedoch etwas ſchraͤge einfah- ren

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/114>, abgerufen am 22.11.2024.