zu rühmen, der Pabst selbst aber sich des- selben nicht groß zu getrösten hat, en gene- ral aber zu behalten ist, daß wenn die Päb- ste mit ihrem advocato dem Röm. Kay- ser in guten Verständnüß stehen, sie sich zu ihm alles Beystandes zu versehen, und kei- ner fremden Protection von nöthen haben.
7. Es mögen nun aber bißhero von Frantzösischen Scriptoribus angeführte Fundamenta der praetendireten Praecedentz ihres Königes gül- tig seyn oder nicht, so hat er es doch inzwischen dahin gebracht, daß er dem Könige in Spa- nien, als mit welchem er stets am hitzigsten in der Competentz gestanden, im Pas vorgekom- men, und ihn überschritten. Zwar zu den Zei- ten Caroli V., welcher König in Spanien, aber auch zugleich Röm. Kayser war, kunte Franckreich dem Spanischen Könige den Rang nicht ablauffen, und Philippus II. stämmete sich, sonderlich An. 1558. zu Vene- dig, gewaltiglich wieder den Vorzug der Cron Franckreich; allein selbige Republic folgete dem Exempel des Pabst Pauli IV. und räume- te den Vorzug dem Ambassadeur des Köni- ges in Franckreich für Spanien ein. Was aber an einem Orte eingeführet wurde, bliebe in dem andern noch disputirlich, und muste Londen das Amphiteatrum des combat des ceremonies oder der dispute sur le Pas
ab-
Europaͤiſches
zu ruͤhmen, der Pabſt ſelbſt aber ſich deſ- ſelben nicht groß zu getroͤſten hat, en gene- ral aber zu behalten iſt, daß wenn die Paͤb- ſte mit ihrem advocato dem Roͤm. Kay- ſer in guten Verſtaͤndnuͤß ſtehen, ſie ſich zu ihm alles Beyſtandes zu verſehen, und kei- ner fremden Protection von noͤthen haben.
7. Es moͤgen nun aber bißhero von Frantzoͤſiſchen Scriptoribus angefuͤhrte Fundamenta der prætendireten Præcedentz ihres Koͤniges guͤl- tig ſeyn oder nicht, ſo hat er es doch inzwiſchen dahin gebracht, daß er dem Koͤnige in Spa- nien, als mit welchem er ſtets am hitzigſten in der Competentz geſtanden, im Pas vorgekom- men, und ihn uͤberſchritten. Zwar zu den Zei- ten Caroli V., welcher Koͤnig in Spanien, aber auch zugleich Roͤm. Kayſer war, kunte Franckreich dem Spaniſchen Koͤnige den Rang nicht ablauffen, und Philippus II. ſtaͤmmete ſich, ſonderlich An. 1558. zu Vene- dig, gewaltiglich wieder den Vorzug der Cron Franckreich; allein ſelbige Republic folgete dem Exempel des Pabſt Pauli IV. und raͤume- te den Vorzug dem Ambaſſadeur des Koͤni- ges in Franckreich fuͤr Spanien ein. Was aber an einem Orte eingefuͤhret wurde, bliebe in dem andern noch diſputirlich, und muſte Londen das Amphiteatrum des combat des ceremonies oder der diſpute ſur le Pas
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Europaͤiſches
zu ruͤhmen, der Pabſt ſelbſt aber ſich deſ-
ſelben nicht groß zu getroͤſten hat, en gene-
ral aber zu behalten iſt, daß wenn die Paͤb-
ſte mit ihrem advocato dem Roͤm. Kay-
ſer in guten Verſtaͤndnuͤß ſtehen, ſie ſich zu
ihm alles Beyſtandes zu verſehen, und kei-
ner fremden Protection von noͤthen haben.
7. Es moͤgen nun aber bißhero von Frantzoͤſiſchen
Scriptoribus angefuͤhrte Fundamenta der
prætendireten Præcedentz ihres Koͤniges guͤl-
tig ſeyn oder nicht, ſo hat er es doch inzwiſchen
dahin gebracht, daß er dem Koͤnige in Spa-
nien, als mit welchem er ſtets am hitzigſten in
der Competentz geſtanden, im Pas vorgekom-
men, und ihn uͤberſchritten. Zwar zu den Zei-
ten Caroli V., welcher Koͤnig in Spanien,
aber auch zugleich Roͤm. Kayſer war, kunte
Franckreich dem Spaniſchen Koͤnige den
Rang nicht ablauffen, und Philippus II.
ſtaͤmmete ſich, ſonderlich An. 1558. zu Vene-
dig, gewaltiglich wieder den Vorzug der Cron
Franckreich; allein ſelbige Republic folgete
dem Exempel des Pabſt Pauli IV. und raͤume-
te den Vorzug dem Ambaſſadeur des Koͤni-
ges in Franckreich fuͤr Spanien ein. Was
aber an einem Orte eingefuͤhret wurde, bliebe
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/130>, abgerufen am 22.11.2024.
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