Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Hoff-Ceremoniel.
Sechstes Capitel.
Ein Churfürst mit einem andern
Churfürsten.
§. 1.

Die Churfürsten, weil sie Königen gleich
geachtet werden, so empfahen sie auch einander,
wann sie entweder

1. Auf einem Wahl-Tage
2. Auf einem Reichs-Tage
3. Jn ihren Residentien
und anderswo
zusammen kom-
men, mit fast Königlichen Ceremonien.
§. 2.

Weil nun unter ihnen als Churfürsten
und Membris eines Collegii keine differentia
dignitatis sed tantum ordinis, und sie also alle
an Würden und Hoheit einander gleich, so ge-
schiehet es auch, daß der letzt angekommene, wenn
er auch gleich der letzte in der Ordnung wäre, von
dem erst angekommenen, so bald er seine Ankunfft
gehöriger massen melden lassen, die erste Visite
bekommt.

§. 3.

Wenn nun die Kutsche des Besuchen-
den, in den Hoff des Churfürsten, welchen er be-
suchet gefahren kommt, empfängt der andere
Churfürst diesen an der Carosse, und giebet der
Wirth dem Gaste im Gehen und an der Tafel die
rechte Hand. Der Fremde gehet bey Eintritt
in ein Zimmer stets zuvor in dasselbe, setzen sich un-
ter einem Dais beyde einander gleich über, in glei-

che
M 2
Hoff-Ceremoniel.
Sechſtes Capitel.
Ein Churfuͤrſt mit einem andern
Churfuͤrſten.
§. 1.

Die Churfuͤrſten, weil ſie Koͤnigen gleich
geachtet werden, ſo empfahen ſie auch einander,
wann ſie entweder

1. Auf einem Wahl-Tage
2. Auf einem Reichs-Tage
3. Jn ihren Reſidentien
und anderswo
zuſammen kom-
men, mit faſt Koͤniglichen Ceremonien.
§. 2.

Weil nun unter ihnen als Churfuͤrſten
und Membris eines Collegii keine differentia
dignitatis ſed tantum ordinis, und ſie alſo alle
an Wuͤrden und Hoheit einander gleich, ſo ge-
ſchiehet es auch, daß der letzt angekommene, wenn
er auch gleich der letzte in der Ordnung waͤre, von
dem erſt angekommenen, ſo bald er ſeine Ankunfft
gehoͤriger maſſen melden laſſen, die erſte Viſite
bekommt.

§. 3.

Wenn nun die Kutſche des Beſuchen-
den, in den Hoff des Churfuͤrſten, welchen er be-
ſuchet gefahren kommt, empfaͤngt der andere
Churfuͤrſt dieſen an der Caroſſe, und giebet der
Wirth dem Gaſte im Gehen und an der Tafel die
rechte Hand. Der Fremde gehet bey Eintritt
in ein Zimmer ſtets zuvor in daſſelbe, ſetzen ſich un-
ter einem Dais beyde einander gleich uͤber, in glei-

che
M 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0207" n="179"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Sech&#x017F;tes Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Ein Churfu&#x0364;r&#x017F;t mit einem andern<lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;ten.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head>
            <p>Die Churfu&#x0364;r&#x017F;ten, weil &#x017F;ie Ko&#x0364;nigen gleich<lb/>
geachtet werden, &#x017F;o empfahen &#x017F;ie auch einander,<lb/>
wann &#x017F;ie entweder</p><lb/>
            <list>
              <item><list><item>1. Auf einem Wahl-Tage</item><lb/><item>2. Auf einem Reichs-Tage</item><lb/><item>3. Jn ihren <hi rendition="#aq">Re&#x017F;identi</hi>en</item></list>und anderswo<lb/>
zu&#x017F;ammen kom-<lb/>
men, mit fa&#x017F;t Ko&#x0364;niglichen Ceremonien.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head>
            <p>Weil nun unter ihnen als Churfu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
und <hi rendition="#aq">Membris</hi> eines <hi rendition="#aq">Collegii</hi> keine <hi rendition="#aq">differentia<lb/>
dignitatis &#x017F;ed tantum ordinis,</hi> und &#x017F;ie al&#x017F;o alle<lb/>
an Wu&#x0364;rden und Hoheit einander gleich, &#x017F;o ge-<lb/>
&#x017F;chiehet es auch, daß der letzt angekommene, wenn<lb/>
er auch gleich der letzte in der Ordnung wa&#x0364;re, von<lb/>
dem er&#x017F;t angekommenen, &#x017F;o bald er &#x017F;eine Ankunfft<lb/>
geho&#x0364;riger ma&#x017F;&#x017F;en melden la&#x017F;&#x017F;en, die er&#x017F;te Vi&#x017F;ite<lb/>
bekommt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head>
            <p>Wenn nun die Kut&#x017F;che des Be&#x017F;uchen-<lb/>
den, in den Hoff des Churfu&#x0364;r&#x017F;ten, welchen er be-<lb/>
&#x017F;uchet gefahren kommt, empfa&#x0364;ngt der andere<lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;t die&#x017F;en an der Caro&#x017F;&#x017F;e, und giebet der<lb/>
Wirth dem Ga&#x017F;te im Gehen und an der Tafel die<lb/>
rechte Hand. Der Fremde gehet bey Eintritt<lb/>
in ein Zimmer &#x017F;tets zuvor in da&#x017F;&#x017F;elbe, &#x017F;etzen &#x017F;ich un-<lb/>
ter einem <hi rendition="#aq">Dais</hi> beyde einander gleich u&#x0364;ber, in glei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 2</fw><fw place="bottom" type="catch">che</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0207] Hoff-Ceremoniel. Sechſtes Capitel. Ein Churfuͤrſt mit einem andern Churfuͤrſten. §. 1. Die Churfuͤrſten, weil ſie Koͤnigen gleich geachtet werden, ſo empfahen ſie auch einander, wann ſie entweder 1. Auf einem Wahl-Tage 2. Auf einem Reichs-Tage 3. Jn ihren Reſidentien und anderswo zuſammen kom- men, mit faſt Koͤniglichen Ceremonien. §. 2. Weil nun unter ihnen als Churfuͤrſten und Membris eines Collegii keine differentia dignitatis ſed tantum ordinis, und ſie alſo alle an Wuͤrden und Hoheit einander gleich, ſo ge- ſchiehet es auch, daß der letzt angekommene, wenn er auch gleich der letzte in der Ordnung waͤre, von dem erſt angekommenen, ſo bald er ſeine Ankunfft gehoͤriger maſſen melden laſſen, die erſte Viſite bekommt. §. 3. Wenn nun die Kutſche des Beſuchen- den, in den Hoff des Churfuͤrſten, welchen er be- ſuchet gefahren kommt, empfaͤngt der andere Churfuͤrſt dieſen an der Caroſſe, und giebet der Wirth dem Gaſte im Gehen und an der Tafel die rechte Hand. Der Fremde gehet bey Eintritt in ein Zimmer ſtets zuvor in daſſelbe, ſetzen ſich un- ter einem Dais beyde einander gleich uͤber, in glei- che M 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/207
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/207>, abgerufen am 24.11.2024.