7. Was für ein Ceremoniel er praeten- diren solle, etc. und dergleichen Dinge mehr, in welchen es nöthig einem Mini- ster Ziel und Maaß zu setzen. Diese Art der Instructionen darff ein Ambas- sadeur oder Envoye nicht leicht über- schreiten, will er nicht auf einmahl sein Glücke hazardiren; jedoch wenn des Herrn Principals inevitable Interesse darunter versiret, und ein Minister nur weiß, wie er mit seinem Herren stehet, kan er zu Zeiten wohl etwas wagen, was aus- ser (praeter) nicht aber was wieder (contra) die Instruction lauffet. Denn allerdings zu befürchten, daß es sonst ei- nem Gesandten so ergehen möchte, wie es dem Waldemaro, Marggraffens zu Brandenburg, und Anno 1639. dem Brugmann, Hertzoglichen Holsteinischen Gesandten nach Persien ergangen, von welchem erstern Cranzius Lib. 9. Re- rum Sax. c. 8. von dem andern aber Olearius lib. 6. cap. ult. p. 778. Mel- dung thun.
2. Ein creditive oder Vollmacht, durch wel- che sich ein Gesandter oder Abgesandter legitimiren kan, eine gewisse Affaire zu tractiren und abzuhandeln. Dieses muß er demjenigen, zu welchem er gesendet wor-
den,
Europaͤiſches
7. Was fuͤr ein Ceremoniel er præten- diren ſolle, ꝛc. und dergleichen Dinge mehr, in welchen es noͤthig einem Mini- ſter Ziel und Maaß zu ſetzen. Dieſe Art der Inſtructionen darff ein Ambaſ- ſadeur oder Envoyé nicht leicht uͤber- ſchreiten, will er nicht auf einmahl ſein Gluͤcke hazardiren; jedoch wenn des Herrn Principals inevitable Intereſſe darunter verſiret, und ein Miniſter nur weiß, wie er mit ſeinem Herren ſtehet, kan er zu Zeiten wohl etwas wagen, was auſ- ſer (præter) nicht aber was wieder (contra) die Inſtruction lauffet. Denn allerdings zu befuͤrchten, daß es ſonſt ei- nem Geſandten ſo ergehen moͤchte, wie es dem Waldemaro, Marggraffens zu Brandenburg, und Anno 1639. dem Brugmann, Hertzoglichen Holſteiniſchen Geſandten nach Perſien ergangen, von welchem erſtern Cranzius Lib. 9. Re- rum Sax. c. 8. von dem andern aber Olearius lib. 6. cap. ult. p. 778. Mel- dung thun.
2. Ein creditive oder Vollmacht, durch wel- che ſich ein Geſandter oder Abgeſandter legitimiren kan, eine gewiſſe Affaire zu tractiren und abzuhandeln. Dieſes muß er demjenigen, zu welchem er geſendet wor-
den,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><listrendition="#leftBraced"><item><list><item><list><item><listrendition="#leftBraced"><item><listrendition="#leftBraced"><item><list><pbfacs="#f0230"n="202"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Europaͤiſches</hi></fw><lb/><item>7. Was fuͤr ein <hirendition="#aq">Ceremoniel</hi> er <hirendition="#aq">præten-<lb/>
di</hi>ren ſolle, ꝛc. und dergleichen Dinge<lb/>
mehr, in welchen es noͤthig einem Mini-<lb/>ſter Ziel und Maaß zu ſetzen. Dieſe<lb/>
Art der <hirendition="#aq">Inſtruction</hi>en darff ein <hirendition="#aq">Ambaſ-<lb/>ſadeur</hi> oder <hirendition="#aq">Envoyé</hi> nicht leicht uͤber-<lb/>ſchreiten, will er nicht auf einmahl ſein<lb/>
Gluͤcke <hirendition="#aq">hazardi</hi>ren; jedoch wenn des<lb/>
Herrn Principals <hirendition="#aq">inevitable Intereſſe</hi><lb/>
darunter <hirendition="#aq">verſi</hi>ret, und ein Miniſter nur<lb/>
weiß, wie er mit ſeinem Herren ſtehet, kan<lb/>
er zu Zeiten wohl etwas wagen, was auſ-<lb/>ſer (<hirendition="#aq">præter</hi>) nicht aber was wieder<lb/>
(<hirendition="#aq">contra</hi>) die <hirendition="#aq">Inſtructi</hi>on lauffet. Denn<lb/>
allerdings zu befuͤrchten, daß es ſonſt ei-<lb/>
nem Geſandten ſo ergehen moͤchte, wie<lb/>
es dem <hirendition="#aq">Waldemaro,</hi> Marggraffens zu<lb/>
Brandenburg, und <hirendition="#aq">Anno</hi> 1639. dem<lb/>
Brugmann, Hertzoglichen Holſteiniſchen<lb/>
Geſandten nach Perſien ergangen, von<lb/>
welchem erſtern <hirendition="#aq">Cranzius Lib. 9. Re-<lb/>
rum Sax. c.</hi> 8. von dem andern aber<lb/><hirendition="#aq">Olearius lib. 6. cap. ult. p.</hi> 778. Mel-<lb/>
dung thun.</item></list></item></list></item></list></item><lb/><item><listrendition="#leftBraced"><item>2. Ein <hirendition="#aq"><hirendition="#i">crediti</hi></hi>ve oder Vollmacht, durch wel-<lb/>
che ſich ein Geſandter oder Abgeſandter<lb/><hirendition="#aq">legitimi</hi>ren kan, eine gewiſſe <hirendition="#aq">Affaire</hi> zu<lb/>
tractiren und abzuhandeln. Dieſes muß<lb/>
er demjenigen, zu welchem er geſendet wor-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den,</fw><lb/></item></list></item></list></item></list></item></list></div></div></div></body></text></TEI>
[202/0230]
Europaͤiſches
7. Was fuͤr ein Ceremoniel er præten-
diren ſolle, ꝛc. und dergleichen Dinge
mehr, in welchen es noͤthig einem Mini-
ſter Ziel und Maaß zu ſetzen. Dieſe
Art der Inſtructionen darff ein Ambaſ-
ſadeur oder Envoyé nicht leicht uͤber-
ſchreiten, will er nicht auf einmahl ſein
Gluͤcke hazardiren; jedoch wenn des
Herrn Principals inevitable Intereſſe
darunter verſiret, und ein Miniſter nur
weiß, wie er mit ſeinem Herren ſtehet, kan
er zu Zeiten wohl etwas wagen, was auſ-
ſer (præter) nicht aber was wieder
(contra) die Inſtruction lauffet. Denn
allerdings zu befuͤrchten, daß es ſonſt ei-
nem Geſandten ſo ergehen moͤchte, wie
es dem Waldemaro, Marggraffens zu
Brandenburg, und Anno 1639. dem
Brugmann, Hertzoglichen Holſteiniſchen
Geſandten nach Perſien ergangen, von
welchem erſtern Cranzius Lib. 9. Re-
rum Sax. c. 8. von dem andern aber
Olearius lib. 6. cap. ult. p. 778. Mel-
dung thun.
2. Ein creditive oder Vollmacht, durch wel-
che ſich ein Geſandter oder Abgeſandter
legitimiren kan, eine gewiſſe Affaire zu
tractiren und abzuhandeln. Dieſes muß
er demjenigen, zu welchem er geſendet wor-
den,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/230>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.