Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Europäisches

gesetzet, und angefangen wird, rationibus & Ju-
ribus zu disputiren. Ja es giebet der Exempel
zur Gnüge, daß der künfftig zu schliessende Friede,
gar anders abgelauffen, als man es in den Praeli-
minaribus projectiret und versichert hatte, wel-
ches man, (vieler andern Factorum zugeschwei-
gen) mit der einzigen Stadt Straßburg erweisen
kan; Denn obgleich dieser Ort in den Praelimi-
naribus des Rißwigischen Friedens expresse,
dem Deutschem Reiche wieder restituiret zu wer-
den, bedungen und versprochen worden war: so
wuste doch Franckreich sich, bey dem hernach zu
Rißwig geschlossenen Frieden, so meisterlich von
diesem Praeliminar-Puncte loß zu drehen, daß
man ihm selbigen Ort lassen, und einen der besten
Praeliminar-Articul, gleich als wäre er nicht zum
Friedens-Grunde geleget worden, übersehen mu-
ste. Noch ein anderer und nicht geringerer Be-
weißthum, daß die Praeliminaria von einem for-
malen Frieden sehr weit unterschieden, kan aus
der Antwort des Königes in Franckreich genom-
men werden, welche er bey den Praeliminariis des
Rißwigischen Friedens gabe. Denn als man von
dem Aller-Christlichstem Könige praetendirte,
daß er sich, ausser Straßburg zu restituiren, noch
zu was mehrerem erklären möchte, gabe er seine
Erklärung dergestalt: Wenn man alles in den
Praeliminar-Puncten abhandeln wolte, so brau-
che es keines ferneren Friedens: nun aber wä-

ren

Europaͤiſches

geſetzet, und angefangen wird, rationibus & Ju-
ribus zu diſputiren. Ja es giebet der Exempel
zur Gnuͤge, daß der kuͤnfftig zu ſchlieſſende Friede,
gar anders abgelauffen, als man es in den Præli-
minaribus projectiret und verſichert hatte, wel-
ches man, (vieler andern Factorum zugeſchwei-
gen) mit der einzigen Stadt Straßburg erweiſen
kan; Denn obgleich dieſer Ort in den Prælimi-
naribus des Rißwigiſchen Friedens expreſſe,
dem Deutſchem Reiche wieder reſtituiret zu wer-
den, bedungen und verſprochen worden war: ſo
wuſte doch Franckreich ſich, bey dem hernach zu
Rißwig geſchloſſenen Frieden, ſo meiſterlich von
dieſem Præliminar-Puncte loß zu drehen, daß
man ihm ſelbigen Ort laſſen, und einen der beſten
Præliminar-Articul, gleich als waͤre er nicht zum
Friedens-Grunde geleget worden, uͤberſehen mu-
ſte. Noch ein anderer und nicht geringerer Be-
weißthum, daß die Præliminaria von einem for-
malen Frieden ſehr weit unterſchieden, kan aus
der Antwort des Koͤniges in Franckreich genom-
men werden, welche er bey den Præliminariis des
Rißwigiſchen Friedens gabe. Denn als man von
dem Aller-Chriſtlichſtem Koͤnige prætendirte,
daß er ſich, auſſer Straßburg zu reſtituiren, noch
zu was mehrerem erklaͤren moͤchte, gabe er ſeine
Erklaͤrung dergeſtalt: Wenn man alles in den
Præliminar-Puncten abhandeln wolte, ſo brau-
che es keines ferneren Friedens: nun aber waͤ-

ren

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0314" n="286"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
ge&#x017F;etzet, und angefangen wird, <hi rendition="#aq">rationibus &amp; Ju-<lb/>
ribus</hi> zu <hi rendition="#aq">di&#x017F;puti</hi>ren. Ja es giebet der Exempel<lb/>
zur Gnu&#x0364;ge, daß der ku&#x0364;nfftig zu &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ende Friede,<lb/>
gar anders abgelauffen, als man es in den <hi rendition="#aq">Præli-<lb/>
minaribus projecti</hi>ret und ver&#x017F;ichert hatte, wel-<lb/>
ches man, (vieler andern <hi rendition="#aq">Factorum</hi> zuge&#x017F;chwei-<lb/>
gen) mit der einzigen Stadt Straßburg erwei&#x017F;en<lb/>
kan; Denn obgleich die&#x017F;er Ort in den <hi rendition="#aq">Prælimi-<lb/>
naribus</hi> des Rißwigi&#x017F;chen Friedens <hi rendition="#aq">expre&#x017F;&#x017F;</hi>e,<lb/>
dem Deut&#x017F;chem Reiche wieder <hi rendition="#aq">re&#x017F;titui</hi>ret zu wer-<lb/>
den, bedungen und ver&#x017F;prochen worden war: &#x017F;o<lb/>
wu&#x017F;te doch Franckreich &#x017F;ich, bey dem hernach zu<lb/>
Rißwig ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Frieden, &#x017F;o mei&#x017F;terlich von<lb/>
die&#x017F;em <hi rendition="#aq">Præliminar</hi>-Puncte loß zu drehen, daß<lb/>
man ihm &#x017F;elbigen Ort la&#x017F;&#x017F;en, und einen der be&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#aq">Præliminar</hi>-Articul, gleich als wa&#x0364;re er nicht zum<lb/>
Friedens-Grunde geleget worden, u&#x0364;ber&#x017F;ehen mu-<lb/>
&#x017F;te. Noch ein anderer und nicht geringerer Be-<lb/>
weißthum, daß die <hi rendition="#aq">Præliminaria</hi> von einem <hi rendition="#aq">for-<lb/>
mal</hi>en Frieden &#x017F;ehr weit unter&#x017F;chieden, kan aus<lb/>
der Antwort des Ko&#x0364;niges in Franckreich genom-<lb/>
men werden, welche er bey den <hi rendition="#aq">Præliminariis</hi> des<lb/>
Rißwigi&#x017F;chen Friedens gabe. Denn als man von<lb/>
dem Aller-Chri&#x017F;tlich&#x017F;tem Ko&#x0364;nige <hi rendition="#aq">prætendir</hi>te,<lb/>
daß er &#x017F;ich, au&#x017F;&#x017F;er Straßburg zu <hi rendition="#aq">re&#x017F;titui</hi>ren, noch<lb/>
zu was mehrerem erkla&#x0364;ren mo&#x0364;chte, gabe er &#x017F;eine<lb/>
Erkla&#x0364;rung derge&#x017F;talt: Wenn man alles in den<lb/><hi rendition="#aq">Præliminar</hi>-Puncten abhandeln wolte, &#x017F;o brau-<lb/>
che es keines ferneren Friedens: nun aber wa&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ren</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[286/0314] Europaͤiſches geſetzet, und angefangen wird, rationibus & Ju- ribus zu diſputiren. Ja es giebet der Exempel zur Gnuͤge, daß der kuͤnfftig zu ſchlieſſende Friede, gar anders abgelauffen, als man es in den Præli- minaribus projectiret und verſichert hatte, wel- ches man, (vieler andern Factorum zugeſchwei- gen) mit der einzigen Stadt Straßburg erweiſen kan; Denn obgleich dieſer Ort in den Prælimi- naribus des Rißwigiſchen Friedens expreſſe, dem Deutſchem Reiche wieder reſtituiret zu wer- den, bedungen und verſprochen worden war: ſo wuſte doch Franckreich ſich, bey dem hernach zu Rißwig geſchloſſenen Frieden, ſo meiſterlich von dieſem Præliminar-Puncte loß zu drehen, daß man ihm ſelbigen Ort laſſen, und einen der beſten Præliminar-Articul, gleich als waͤre er nicht zum Friedens-Grunde geleget worden, uͤberſehen mu- ſte. Noch ein anderer und nicht geringerer Be- weißthum, daß die Præliminaria von einem for- malen Frieden ſehr weit unterſchieden, kan aus der Antwort des Koͤniges in Franckreich genom- men werden, welche er bey den Præliminariis des Rißwigiſchen Friedens gabe. Denn als man von dem Aller-Chriſtlichſtem Koͤnige prætendirte, daß er ſich, auſſer Straßburg zu reſtituiren, noch zu was mehrerem erklaͤren moͤchte, gabe er ſeine Erklaͤrung dergeſtalt: Wenn man alles in den Præliminar-Puncten abhandeln wolte, ſo brau- che es keines ferneren Friedens: nun aber waͤ- ren

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/314
Zitationshilfe:	Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/314>, abgerufen am 24.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.