tum, nicht könne. Und es ist ein unfehlbahres Zei- chen, daß wenn man den Praeliminair-Puncten nicht stricte bey künfftigem Friedens-Schluß inhaeriret, sondern allerhand Chicanen und ter- giversationes machet, der Frieden auf der einen Seiten schlecht ablauffen werde. Ausser diesen specifice verfasseten Praeliminair-Puncten, wird auch meistens ein schon vorhero geschlossener Frie- de, pro Basi des wiederum zu schliessenden genom- men: also wolten die Holländer den Utrechtischen Frieden mit Franckreich nach dem Niemägischen einrichten; und in Deutschland wird meistens ein jeder Friede nach dem Westphälischen, als wel- cher Ex-fundamentalis worden, projectiret: in dem Randstädischen Praeliminaribus aber, hat man den Rißwigischen zum Grunde mit geleget.
§. 8.
Uber der Auswehlung eines Orts, in welchem der durch die Praeliminarien angefange- ne Frieden, solle vollzogen werden, giebet es zu Zeiten harte Contestationes: was dessen Ursache, wird in folgenden Capitul berühret werden, hier aber nur nöthig seyn, ein oder das andere Exempel anzuführen. Der grosse Westphälische Anno 1648. geschlossene Friede, hatte gar ungemeine lange vorhergehende Praeliminaria, massen schon 1634. der Schwedische Reichs-Cantzler Oxen- stiern mit einigen Deutschen Fürsten zu Franck- furth am Mayn in Deliberation trat, wie und wo ein sicherer Friede zu schliessen wäre. Und der
An.
Europaͤiſches
tum, nicht koͤnne. Und es iſt ein unfehlbahres Zei- chen, daß wenn man den Præliminair-Puncten nicht ſtricte bey kuͤnfftigem Friedens-Schluß inhæriret, ſondern allerhand Chicanen und ter- giverſationes machet, der Frieden auf der einen Seiten ſchlecht ablauffen werde. Auſſer dieſen ſpecifice verfaſſeten Præliminair-Puncten, wird auch meiſtens ein ſchon vorhero geſchloſſener Frie- de, pro Baſi des wiederum zu ſchlieſſenden genom- men: alſo wolten die Hollaͤnder den Utrechtiſchen Frieden mit Franckreich nach dem Niemaͤgiſchen einrichten; und in Deutſchland wird meiſtens ein jeder Friede nach dem Weſtphaͤliſchen, als wel- cher Ex-fundamentalis worden, projectiret: in dem Randſtaͤdiſchen Præliminaribus aber, hat man den Rißwigiſchen zum Grunde mit geleget.
§. 8.
Uber der Auswehlung eines Orts, in welchem der durch die Præliminarien angefange- ne Frieden, ſolle vollzogen werden, giebet es zu Zeiten harte Conteſtationes: was deſſen Urſache, wird in folgenden Capitul beruͤhret werden, hier aber nur noͤthig ſeyn, ein oder das andere Exempel anzufuͤhren. Der groſſe Weſtphaͤliſche Anno 1648. geſchloſſene Friede, hatte gar ungemeine lange vorhergehende Præliminaria, maſſen ſchon 1634. der Schwediſche Reichs-Cantzler Oxen- ſtiern mit einigen Deutſchen Fuͤrſten zu Franck- furth am Mayn in Deliberation trat, wie und wo ein ſicherer Friede zu ſchlieſſen waͤre. Und der
An.
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Europaͤiſches
tum, nicht koͤnne. Und es iſt ein unfehlbahres Zei-
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nicht ſtricte bey kuͤnfftigem Friedens-Schluß
inhæriret, ſondern allerhand Chicanen und ter-
giverſationes machet, der Frieden auf der einen
Seiten ſchlecht ablauffen werde. Auſſer dieſen
ſpecifice verfaſſeten Præliminair-Puncten, wird
auch meiſtens ein ſchon vorhero geſchloſſener Frie-
de, pro Baſi des wiederum zu ſchlieſſenden genom-
men: alſo wolten die Hollaͤnder den Utrechtiſchen
Frieden mit Franckreich nach dem Niemaͤgiſchen
einrichten; und in Deutſchland wird meiſtens ein
jeder Friede nach dem Weſtphaͤliſchen, als wel-
cher Ex-fundamentalis worden, projectiret: in
dem Randſtaͤdiſchen Præliminaribus aber, hat
man den Rißwigiſchen zum Grunde mit geleget.
§. 8. Uber der Auswehlung eines Orts, in
welchem der durch die Præliminarien angefange-
ne Frieden, ſolle vollzogen werden, giebet es zu
Zeiten harte Conteſtationes: was deſſen Urſache,
wird in folgenden Capitul beruͤhret werden, hier
aber nur noͤthig ſeyn, ein oder das andere Exempel
anzufuͤhren. Der groſſe Weſtphaͤliſche Anno
1648. geſchloſſene Friede, hatte gar ungemeine
lange vorhergehende Præliminaria, maſſen ſchon
1634. der Schwediſche Reichs-Cantzler Oxen-
ſtiern mit einigen Deutſchen Fuͤrſten zu Franck-
furth am Mayn in Deliberation trat, wie und
wo ein ſicherer Friede zu ſchlieſſen waͤre. Und der
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/316>, abgerufen am 24.11.2024.
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