Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Hoff-Ceremoniel.
beqvemen als vielmehr sichern Orte, sich zum Frie-
den vergleichen kunten: und demnach findet man
in denen gar alten Geschichten, daß man der-
gleichen Zusammenkünffte meistens auf denen
Gräntzen vorgenommen, und sonder grossen Zeit-
Verlust geendiget.

§. 2.

Nachdem aber heut zu Tage alles auf
das Höchste steiget, und die Magnificentz der Sou-
verain
s immer grösser, auch das Etats-Interesse
in mehrere Intrigues eingewickelt wird: so das
man diesen letzteren durch kurtze Conferentz nicht
so bald abhelffen kan; hat man bevor man ein
Friedens-Werck vollführen können, oder wollen,
sich allererst wegen eines besondern Handels-
Platzes, von welchem der hernach daselbst ge-
schlossene Friede (wie wir in vorhergehenden Ca-
pitul gehöret) auch den Nahmen bekommen, ver-
gleichen müssen.

§. 3.

Uber Auswehlung dieser Handels- oder
Friedens-Plätze, entstehet zu Zeiten nicht geringer
Disput, unter denen, zu einer Friedens-Confe-
ren
tz schreitenden Partheyen. Denn es machet
sich ein oder der andere Potentate einen point d'
honneur
daraus, wenn sein Feind in seinem
Lande, oder ja an einem solchen Orte, welcher dem
Siegenden und Stärckesten am beqvemsten, er-
scheinen, und den Frieden gleichsam bey ihm su-
chen muß; zu geschweigen des Profits, welchen
die Unterthanen eines Souverains, und conse-

quen-

Hoff-Ceremoniel.
beqvemen als vielmehr ſichern Orte, ſich zum Frie-
den vergleichen kunten: und demnach findet man
in denen gar alten Geſchichten, daß man der-
gleichen Zuſammenkuͤnffte meiſtens auf denen
Graͤntzen vorgenommen, und ſonder groſſen Zeit-
Verluſt geendiget.

§. 2.

Nachdem aber heut zu Tage alles auf
das Hoͤchſte ſteiget, und die Magnificentz der Sou-
verain
s immer groͤſſer, auch das Etats-Intereſſe
in mehrere Intrigues eingewickelt wird: ſo das
man dieſen letzteren durch kurtze Conferentz nicht
ſo bald abhelffen kan; hat man bevor man ein
Friedens-Werck vollfuͤhren koͤnnen, oder wollen,
ſich allererſt wegen eines beſondern Handels-
Platzes, von welchem der hernach daſelbſt ge-
ſchloſſene Friede (wie wir in vorhergehenden Ca-
pitul gehoͤret) auch den Nahmen bekommen, ver-
gleichen muͤſſen.

§. 3.

Uber Auswehlung dieſer Handels- oder
Friedens-Plaͤtze, entſtehet zu Zeiten nicht geringer
Diſput, unter denen, zu einer Friedens-Confe-
ren
tz ſchreitenden Partheyen. Denn es machet
ſich ein oder der andere Potentate einen point d’
honneur
daraus, wenn ſein Feind in ſeinem
Lande, oder ja an einem ſolchen Orte, welcher dem
Siegenden und Staͤrckeſten am beqvemſten, er-
ſcheinen, und den Frieden gleichſam bey ihm ſu-
chen muß; zu geſchweigen des Profits, welchen
die Unterthanen eines Souverains, und conſe-

quen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0329" n="301"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
beqvemen als vielmehr &#x017F;ichern Orte, &#x017F;ich zum Frie-<lb/>
den vergleichen kunten: und demnach findet man<lb/>
in denen gar alten Ge&#x017F;chichten, daß man der-<lb/>
gleichen Zu&#x017F;ammenku&#x0364;nffte mei&#x017F;tens auf denen<lb/>
Gra&#x0364;ntzen vorgenommen, und &#x017F;onder gro&#x017F;&#x017F;en Zeit-<lb/>
Verlu&#x017F;t geendiget.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head>
            <p>Nachdem aber heut zu Tage alles auf<lb/>
das Ho&#x0364;ch&#x017F;te &#x017F;teiget, und die <hi rendition="#aq">Magnificen</hi>tz der <hi rendition="#aq">Sou-<lb/>
verain</hi>s immer gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, auch das <hi rendition="#aq">Etats-Intere&#x017F;&#x017F;e</hi><lb/>
in mehrere <hi rendition="#aq">Intrigues</hi> eingewickelt wird: &#x017F;o das<lb/>
man die&#x017F;en letzteren durch kurtze <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz nicht<lb/>
&#x017F;o bald abhelffen kan; hat man bevor man ein<lb/>
Friedens-Werck vollfu&#x0364;hren ko&#x0364;nnen, oder wollen,<lb/>
&#x017F;ich allerer&#x017F;t wegen eines be&#x017F;ondern Handels-<lb/>
Platzes, von welchem der hernach da&#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Friede (wie wir in vorhergehenden Ca-<lb/>
pitul geho&#x0364;ret) auch den Nahmen bekommen, ver-<lb/>
gleichen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head>
            <p>Uber Auswehlung die&#x017F;er Handels- oder<lb/>
Friedens-Pla&#x0364;tze, ent&#x017F;tehet zu Zeiten nicht geringer<lb/><hi rendition="#aq">Di&#x017F;put,</hi> unter denen, zu einer Friedens-<hi rendition="#aq">Confe-<lb/>
ren</hi>tz &#x017F;chreitenden Partheyen. Denn es machet<lb/>
&#x017F;ich ein oder der andere Potentate einen <hi rendition="#aq">point d&#x2019;<lb/>
honneur</hi> daraus, wenn &#x017F;ein Feind in &#x017F;einem<lb/>
Lande, oder ja an einem &#x017F;olchen Orte, welcher dem<lb/>
Siegenden und Sta&#x0364;rcke&#x017F;ten am beqvem&#x017F;ten, er-<lb/>
&#x017F;cheinen, und den Frieden gleich&#x017F;am bey ihm &#x017F;u-<lb/>
chen muß; zu ge&#x017F;chweigen des Profits, welchen<lb/>
die Unterthanen eines <hi rendition="#aq">Souverai</hi>ns, und <hi rendition="#aq">con&#x017F;e</hi>-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">quen</hi>-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0329] Hoff-Ceremoniel. beqvemen als vielmehr ſichern Orte, ſich zum Frie- den vergleichen kunten: und demnach findet man in denen gar alten Geſchichten, daß man der- gleichen Zuſammenkuͤnffte meiſtens auf denen Graͤntzen vorgenommen, und ſonder groſſen Zeit- Verluſt geendiget. §. 2. Nachdem aber heut zu Tage alles auf das Hoͤchſte ſteiget, und die Magnificentz der Sou- verains immer groͤſſer, auch das Etats-Intereſſe in mehrere Intrigues eingewickelt wird: ſo das man dieſen letzteren durch kurtze Conferentz nicht ſo bald abhelffen kan; hat man bevor man ein Friedens-Werck vollfuͤhren koͤnnen, oder wollen, ſich allererſt wegen eines beſondern Handels- Platzes, von welchem der hernach daſelbſt ge- ſchloſſene Friede (wie wir in vorhergehenden Ca- pitul gehoͤret) auch den Nahmen bekommen, ver- gleichen muͤſſen. §. 3. Uber Auswehlung dieſer Handels- oder Friedens-Plaͤtze, entſtehet zu Zeiten nicht geringer Diſput, unter denen, zu einer Friedens-Confe- rentz ſchreitenden Partheyen. Denn es machet ſich ein oder der andere Potentate einen point d’ honneur daraus, wenn ſein Feind in ſeinem Lande, oder ja an einem ſolchen Orte, welcher dem Siegenden und Staͤrckeſten am beqvemſten, er- ſcheinen, und den Frieden gleichſam bey ihm ſu- chen muß; zu geſchweigen des Profits, welchen die Unterthanen eines Souverains, und conſe- quen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/329
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/329>, abgerufen am 01.09.2024.