brauch stünde: jedoch in alle Wege an unsern Reiches-Hof-Rath der Deutschen und Lateini- schen Sprache unabbrüchig. Woraus fliesset, daß zwar intra fines imperii in publicis nego- tiis, ausser dem Deutschen und Lateinischen keine andere Sprache solle gebrauchet werden; jedoch ist krafft dieses angeführeten Paragraphi nicht verbothen, sondern vielmehr expresse zugelassen, in Orten ausserhalb des Reiches in derjenigen Sprache zu negotiren, welche in dem loco ne- gotiationis üblich: so daß man es nunmehro der Deutschen Nation nicht mehr für praejudicir- lich achten kan, wenn selbige in Spanischer, Fran- tzösischer, Jtaliänischer, Englischer Sprache etc. einige Friedens- oder andere Handlungen ab- fassete.
§. 15.
Diesem aber ungeachtet, so haben den- noch so wohl die Deutschen Kayser, als das Deutsche Reich, wenn es mit auswärtigen Po- tentien zu thun gehabt, welche der Deutschen Sprache nicht kündig: sich lieber mit dem Latein behelffen, als einer andern Sprache bedienen wollen: dergleichen andere Potentaten, und derer Ministri auch gethan; weil man dafür hält, daß diese Sprache keinem Theil praejudicire, weil kein Potentate mehr in der Welt zu finden, der in sei- nem Lande diese Sprache als patriam lingvam gebrauche. Noch auf dem zu Münster und Oß- nabrüg geschlossenen Frieden, wurden nicht allein
die
Europaͤiſches
brauch ſtuͤnde: jedoch in alle Wege an unſern Reiches-Hof-Rath der Deutſchen und Lateini- ſchen Sprache unabbruͤchig. Woraus flieſſet, daß zwar intra fines imperii in publicis nego- tiis, auſſer dem Deutſchen und Lateiniſchen keine andere Sprache ſolle gebrauchet werden; jedoch iſt krafft dieſes angefuͤhreten Paragraphi nicht verbothen, ſondern vielmehr expreſſe zugelaſſen, in Orten auſſerhalb des Reiches in derjenigen Sprache zu negotiren, welche in dem loco ne- gotiationis uͤblich: ſo daß man es nunmehro der Deutſchen Nation nicht mehr fuͤr præjudicir- lich achten kan, wenn ſelbige in Spaniſcher, Fran- tzoͤſiſcher, Jtaliaͤniſcher, Engliſcher Sprache ꝛc. einige Friedens- oder andere Handlungen ab- faſſete.
§. 15.
Dieſem aber ungeachtet, ſo haben den- noch ſo wohl die Deutſchen Kayſer, als das Deutſche Reich, wenn es mit auswaͤrtigen Po- tentien zu thun gehabt, welche der Deutſchen Sprache nicht kuͤndig: ſich lieber mit dem Latein behelffen, als einer andern Sprache bedienen wollen: dergleichen andere Potentaten, und derer Miniſtri auch gethan; weil man dafuͤr haͤlt, daß dieſe Sprache keinem Theil præjudicire, weil kein Potentate mehr in der Welt zu finden, der in ſei- nem Lande dieſe Sprache als patriam lingvam gebrauche. Noch auf dem zu Muͤnſter und Oß- nabruͤg geſchloſſenen Frieden, wurden nicht allein
die
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Europaͤiſches
brauch ſtuͤnde: jedoch in alle Wege an unſern
Reiches-Hof-Rath der Deutſchen und Lateini-
ſchen Sprache unabbruͤchig. Woraus flieſſet,
daß zwar intra fines imperii in publicis nego-
tiis, auſſer dem Deutſchen und Lateiniſchen keine
andere Sprache ſolle gebrauchet werden; jedoch
iſt krafft dieſes angefuͤhreten Paragraphi nicht
verbothen, ſondern vielmehr expreſſe zugelaſſen,
in Orten auſſerhalb des Reiches in derjenigen
Sprache zu negotiren, welche in dem loco ne-
gotiationis uͤblich: ſo daß man es nunmehro der
Deutſchen Nation nicht mehr fuͤr præjudicir-
lich achten kan, wenn ſelbige in Spaniſcher, Fran-
tzoͤſiſcher, Jtaliaͤniſcher, Engliſcher Sprache ꝛc.
einige Friedens- oder andere Handlungen ab-
faſſete.
§. 15. Dieſem aber ungeachtet, ſo haben den-
noch ſo wohl die Deutſchen Kayſer, als das
Deutſche Reich, wenn es mit auswaͤrtigen Po-
tentien zu thun gehabt, welche der Deutſchen
Sprache nicht kuͤndig: ſich lieber mit dem Latein
behelffen, als einer andern Sprache bedienen
wollen: dergleichen andere Potentaten, und derer
Miniſtri auch gethan; weil man dafuͤr haͤlt, daß
dieſe Sprache keinem Theil præjudicire, weil kein
Potentate mehr in der Welt zu finden, der in ſei-
nem Lande dieſe Sprache als patriam lingvam
gebrauche. Noch auf dem zu Muͤnſter und Oß-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/378>, abgerufen am 24.11.2024.
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