Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Europäisches
zu ihrem Grunde, als das Jus Sangvinis
und den respectum unius Familiae ge-
habt; so würde, wenn etwan ein Printz,
welcher dem Allerdurchläuchtigstem Ertz-
Hertzoglichen Hause nicht auf solche Weise,
als Carolus II. und dessen allerglorieuseste
Ascendenten gewesen, verwandt, den Spa-
nischen Thron behaupten solte, dieses Recht
der ersteren Visite wohl geändert werden.
§. 6.

Den andern Punct oder die Revisite
betreffende, so ist es abermahl zu einer Gewohn-
heit und Regul worden: Daß man denjeni-
gen, welcher sich seine Visite abzustatten
zu erst melden lässet, nicht nur zu erst vor-
lassen, sondern ihme auch die
Revisite wie-
derumb am ersten geben solle.
Es würde
viel Streit verhütet werden, wenn dieses sonst in
sich selbst billige Axioma sonder Exception ob-
servi
ret würde; allein es giebet einige Minister,
welche praetendiren, daß man ihnen die Revisite,
wegen Praeeminentz ihrer Herren Principalen,
eher abstatten solle als einem andern, dessen Her-
ren sie dem ihrigen etwan nicht gleich achten wol-
len: ungeachtet der Minister des etwan minderen
Potentaten die erste Visite eher abgestattet habe
als sie. Das beste ist, daß es noch gar wenigen
gelungen, die erste Revisite bloß wegen der Prae-
eminen
tz ihrer Herren Principalen zu bekommen.
Denn es sind doch die meisten Minister darüber in-

strui-
Europaͤiſches
zu ihrem Grunde, als das Jus Sangvinis
und den reſpectum unius Familiæ ge-
habt; ſo wuͤrde, wenn etwan ein Printz,
welcher dem Allerdurchlaͤuchtigſtem Ertz-
Hertzoglichen Hauſe nicht auf ſolche Weiſe,
als Carolus II. und deſſen allerglorieuſeſte
Aſcendenten geweſen, verwandt, den Spa-
niſchen Thron behaupten ſolte, dieſes Recht
der erſteren Viſite wohl geaͤndert werden.
§. 6.

Den andern Punct oder die Reviſite
betreffende, ſo iſt es abermahl zu einer Gewohn-
heit und Regul worden: Daß man denjeni-
gen, welcher ſich ſeine Viſite abzuſtatten
zu erſt melden laͤſſet, nicht nur zu erſt vor-
laſſen, ſondern ihme auch die
Reviſite wie-
derumb am erſten geben ſolle.
Es wuͤrde
viel Streit verhuͤtet werden, wenn dieſes ſonſt in
ſich ſelbſt billige Axioma ſonder Exception ob-
ſervi
ret wuͤrde; allein es giebet einige Miniſter,
welche prætendiren, daß man ihnen die Reviſite,
wegen Præeminentz ihrer Herren Principalen,
eher abſtatten ſolle als einem andern, deſſen Her-
ren ſie dem ihrigen etwan nicht gleich achten wol-
len: ungeachtet der Miniſter des etwan minderen
Potentaten die erſte Viſite eher abgeſtattet habe
als ſie. Das beſte iſt, daß es noch gar wenigen
gelungen, die erſte Reviſite bloß wegen der Præ-
eminen
tz ihrer Herren Principalen zu bekommen.
Deñ es ſind doch die meiſten Miniſter daruͤber in-

ſtrui-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0392" n="364"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
zu ihrem Grunde, als das <hi rendition="#aq">Jus Sangvinis</hi><lb/>
und den <hi rendition="#aq">re&#x017F;pectum unius Familiæ</hi> ge-<lb/>
habt; &#x017F;o wu&#x0364;rde, wenn etwan ein Printz,<lb/>
welcher dem Allerdurchla&#x0364;uchtig&#x017F;tem Ertz-<lb/>
Hertzoglichen Hau&#x017F;e nicht auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e,<lb/>
als <hi rendition="#aq">Carolus II.</hi> und de&#x017F;&#x017F;en allerglorieu&#x017F;e&#x017F;te<lb/><hi rendition="#aq">A&#x017F;cenden</hi>ten gewe&#x017F;en, verwandt, den Spa-<lb/>
ni&#x017F;chen Thron behaupten &#x017F;olte, die&#x017F;es Recht<lb/>
der er&#x017F;teren Vi&#x017F;ite wohl gea&#x0364;ndert werden.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6.</head>
            <p>Den andern Punct oder die <hi rendition="#aq">Revi&#x017F;it</hi>e<lb/>
betreffende, &#x017F;o i&#x017F;t es abermahl zu einer Gewohn-<lb/>
heit und Regul worden: <hi rendition="#fr">Daß man denjeni-<lb/>
gen, welcher &#x017F;ich &#x017F;eine Vi&#x017F;ite abzu&#x017F;tatten<lb/>
zu er&#x017F;t melden la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, nicht nur zu er&#x017F;t vor-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ondern ihme auch die</hi> <hi rendition="#aq">Revi&#x017F;it</hi><hi rendition="#fr">e wie-<lb/>
derumb am er&#x017F;ten geben &#x017F;olle.</hi> Es wu&#x0364;rde<lb/>
viel Streit verhu&#x0364;tet werden, wenn die&#x017F;es &#x017F;on&#x017F;t in<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t billige <hi rendition="#aq">Axioma</hi> &#x017F;onder <hi rendition="#aq">Excepti</hi>on <hi rendition="#aq">ob-<lb/>
&#x017F;ervi</hi>ret wu&#x0364;rde; allein es giebet einige Mini&#x017F;ter,<lb/>
welche <hi rendition="#aq">prætendi</hi>ren, daß man ihnen die Revi&#x017F;ite,<lb/>
wegen <hi rendition="#aq">Præeminen</hi>tz ihrer Herren Principalen,<lb/>
eher ab&#x017F;tatten &#x017F;olle als einem andern, de&#x017F;&#x017F;en Her-<lb/>
ren &#x017F;ie dem ihrigen etwan nicht gleich achten wol-<lb/>
len: ungeachtet der Mini&#x017F;ter des etwan minderen<lb/>
Potentaten die er&#x017F;te Vi&#x017F;ite eher abge&#x017F;tattet habe<lb/>
als &#x017F;ie. Das be&#x017F;te i&#x017F;t, daß es noch gar wenigen<lb/>
gelungen, die er&#x017F;te Revi&#x017F;ite bloß wegen der <hi rendition="#aq">Præ-<lb/>
eminen</hi>tz ihrer Herren Principalen zu bekommen.<lb/>
Den&#x0303; es &#x017F;ind doch die mei&#x017F;ten Mini&#x017F;ter daru&#x0364;ber <hi rendition="#aq">in-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">&#x017F;trui-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[364/0392] Europaͤiſches zu ihrem Grunde, als das Jus Sangvinis und den reſpectum unius Familiæ ge- habt; ſo wuͤrde, wenn etwan ein Printz, welcher dem Allerdurchlaͤuchtigſtem Ertz- Hertzoglichen Hauſe nicht auf ſolche Weiſe, als Carolus II. und deſſen allerglorieuſeſte Aſcendenten geweſen, verwandt, den Spa- niſchen Thron behaupten ſolte, dieſes Recht der erſteren Viſite wohl geaͤndert werden. §. 6. Den andern Punct oder die Reviſite betreffende, ſo iſt es abermahl zu einer Gewohn- heit und Regul worden: Daß man denjeni- gen, welcher ſich ſeine Viſite abzuſtatten zu erſt melden laͤſſet, nicht nur zu erſt vor- laſſen, ſondern ihme auch die Reviſite wie- derumb am erſten geben ſolle. Es wuͤrde viel Streit verhuͤtet werden, wenn dieſes ſonſt in ſich ſelbſt billige Axioma ſonder Exception ob- ſerviret wuͤrde; allein es giebet einige Miniſter, welche prætendiren, daß man ihnen die Reviſite, wegen Præeminentz ihrer Herren Principalen, eher abſtatten ſolle als einem andern, deſſen Her- ren ſie dem ihrigen etwan nicht gleich achten wol- len: ungeachtet der Miniſter des etwan minderen Potentaten die erſte Viſite eher abgeſtattet habe als ſie. Das beſte iſt, daß es noch gar wenigen gelungen, die erſte Reviſite bloß wegen der Præ- eminentz ihrer Herren Principalen zu bekommen. Deñ es ſind doch die meiſten Miniſter daruͤber in- ſtrui-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/392
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/392>, abgerufen am 23.11.2024.