he, weil sich die Kayserlichen und Spa- nischen als Ministres einer Familie regar- dirten, und also casum pro amico, wel- cher niemanden nachtheilig, exercireten.
3. Bald nach Ankunfft der Chur-Trierischen Herren Plenipotentiariorum zu Münster, wurden selbige von den Frantzösischen Ge- sandten ersuchet, daß sie nicht von den Spa- niern, sondern von ihnen, die erste Visite annehmen möchten; darauf aber die Chur- Trierischen, als welche mit dem Nuntio Apostolico schon hierüber deliberiret, zur Antwort gaben; daß sie dem etablirten Ce- remoniel gemäß, niemanden von der erste- ren Visite, der sich selbige zu thun melden liesse, abweisen könten: und dergestalt Mons. d' Avaux und Mons. de Servien, im fall, daß sie die Spanier in der ersten Visite ih- nen nachgesetzt wissen wolten, sich bald nach dem Nuncio und Käyserl. Ministris melden lassen, und bloß allein durch dieses Mittel den Spaniern in der Visite vor- kommen müsten.
§. §.
Mit dem Venetianischen Gesandten Aloysio Contarini, welcher das ansehnliche und wichtige Amt eines Mediatoris zu verwalten hatte, gab es auch harten Praecedentz- und Cere- monien-Streit, worüber er wohl Ursach nehmen
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Hoff-Ceremoniel.
he, weil ſich die Kayſerlichen und Spa- niſchen als Miniſtres einer Familie regar- dirten, und alſo caſum pro amico, wel- cher niemanden nachtheilig, exercireten.
3. Bald nach Ankunfft der Chur-Trieriſchen Herren Plenipotentiariorum zu Muͤnſter, wurden ſelbige von den Frantzoͤſiſchen Ge- ſandten erſuchet, daß ſie nicht von den Spa- niern, ſondern von ihnen, die erſte Viſite annehmen moͤchten; darauf aber die Chur- Trieriſchen, als welche mit dem Nuntio Apoſtolico ſchon hieruͤber deliberiret, zur Antwort gaben; daß ſie dem etablirten Ce- remoniel gemaͤß, niemanden von der erſte- ren Viſite, der ſich ſelbige zu thun melden lieſſe, abweiſen koͤnten: und dergeſtalt Monſ. d’ Avaux und Monſ. de Servien, im fall, daß ſie die Spanier in der erſten Viſite ih- nen nachgeſetzt wiſſen wolten, ſich bald nach dem Nuncio und Kaͤyſerl. Miniſtris melden laſſen, und bloß allein durch dieſes Mittel den Spaniern in der Viſite vor- kommen muͤſten.
§. §.
Mit dem Venetianiſchen Geſandten Aloyſio Contarini, welcher das anſehnliche und wichtige Amt eines Mediatoris zu verwalten hatte, gab es auch harten Præcedentz- und Cere- monien-Streit, woruͤber er wohl Urſach nehmen
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Hoff-Ceremoniel.
he, weil ſich die Kayſerlichen und Spa-
niſchen als Miniſtres einer Familie regar-
dirten, und alſo caſum pro amico, wel-
cher niemanden nachtheilig, exercireten.
3. Bald nach Ankunfft der Chur-Trieriſchen
Herren Plenipotentiariorum zu Muͤnſter,
wurden ſelbige von den Frantzoͤſiſchen Ge-
ſandten erſuchet, daß ſie nicht von den Spa-
niern, ſondern von ihnen, die erſte Viſite
annehmen moͤchten; darauf aber die Chur-
Trieriſchen, als welche mit dem Nuntio
Apoſtolico ſchon hieruͤber deliberiret, zur
Antwort gaben; daß ſie dem etablirten Ce-
remoniel gemaͤß, niemanden von der erſte-
ren Viſite, der ſich ſelbige zu thun melden
lieſſe, abweiſen koͤnten: und dergeſtalt Monſ.
d’ Avaux und Monſ. de Servien, im fall,
daß ſie die Spanier in der erſten Viſite ih-
nen nachgeſetzt wiſſen wolten, ſich bald
nach dem Nuncio und Kaͤyſerl. Miniſtris
melden laſſen, und bloß allein durch dieſes
Mittel den Spaniern in der Viſite vor-
kommen muͤſten.
§. §. Mit dem Venetianiſchen Geſandten
Aloyſio Contarini, welcher das anſehnliche und
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hatte, gab es auch harten Præcedentz- und Cere-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/397>, abgerufen am 23.11.2024.
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