Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Europäisches geben solte, dessen sich aber die Grands d' Espa-gne weigerten; so wurde er dieser Verrichtung überhaben, und selbige dem Marschall Duc de Grammont, welcher einer der splendidesten Herren, die damahlen lebeten, nicht nur in Franck- reich, sondern bey nahe in Europa war, zuerken- net. Es offerirete sich zwar der Cardinal ge- gen dem Don Louis de Haro, diese Rcise nach Madrit selber zu übernehmen; allein dieser wieder- riethe es dem Cardinal umb einiger Apparence wegen, welche der Königliche Rath zu Madrit nicht leichtlich accordiren möchte; bliebe es dem- nach bey dem Marschall und Duc de Gram- mont, sonderlich auch darumb: weil ein weltlicher Printz, nehmlich der Hertzog von Lothringen, Charles, Duc von Mayenne genennet, A. 1612. nach Madrit als Extraordinair-Ambassadeur von Franckreich, die Heurath zwischen Ludovico XIII. und der Infantin Anna zu vollziehen, ware gesendet worden: Und ob gleich der Duc de Gram- mont nicht eben von einem so considerablen Hause als der Duc de Mayenne gewesen; so war er doch gleichwohl Duc und Pair de France, und redete en perfection Spanisch, wodurch er sich umb desto angenehmer bey dem Könige in Spa- nien und der Infantin machen könte. Als man nun mit der Person, welche nach Madrit gesendet werden solte, richtig war, entstunde ein neuer Zwei- fel über der Zeit, in welcher der Duc de Gram- mont
Europaͤiſches geben ſolte, deſſen ſich aber die Grands d’ Eſpa-gne weigerten; ſo wurde er dieſer Verrichtung uͤberhaben, und ſelbige dem Marſchall Duc de Grammont, welcher einer der ſplendideſten Herren, die damahlen lebeten, nicht nur in Franck- reich, ſondern bey nahe in Europa war, zuerken- net. Es offerirete ſich zwar der Cardinal ge- gen dem Don Louis de Haro, dieſe Rciſe nach Madrit ſelber zu uͤbernehmen; allein dieſer wieder- riethe es dem Cardinal umb einiger Apparence wegen, welche der Koͤnigliche Rath zu Madrit nicht leichtlich accordiren moͤchte; bliebe es dem- nach bey dem Marſchall und Duc de Gram- mont, ſonderlich auch darumb: weil ein weltlicher Printz, nehmlich der Hertzog von Lothringen, Charles, Duc von Mayenne genennet, A. 1612. nach Madrit als Extraordinair-Ambaſſadeur von Franckreich, die Heurath zwiſchen Ludovico XIII. und der Infantin Anna zu vollziehen, ware geſendet worden: Und ob gleich der Duc de Gram- mont nicht eben von einem ſo conſiderablen Hauſe als der Duc de Mayenne geweſen; ſo war er doch gleichwohl Duc und Pair de France, und redete en perfection Spaniſch, wodurch er ſich umb deſto angenehmer bey dem Koͤnige in Spa- nien und der Infantin machen koͤnte. Als man nun mit der Perſon, welche nach Madrit geſendet werden ſolte, richtig war, entſtunde ein neuer Zwei- fel uͤber der Zeit, in welcher der Duc de Gram- mont
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Europaͤiſches
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gne weigerten; ſo wurde er dieſer Verrichtung
uͤberhaben, und ſelbige dem Marſchall Duc de
Grammont, welcher einer der ſplendideſten
Herren, die damahlen lebeten, nicht nur in Franck-
reich, ſondern bey nahe in Europa war, zuerken-
net. Es offerirete ſich zwar der Cardinal ge-
gen dem Don Louis de Haro, dieſe Rciſe nach
Madrit ſelber zu uͤbernehmen; allein dieſer wieder-
riethe es dem Cardinal umb einiger Apparence
wegen, welche der Koͤnigliche Rath zu Madrit
nicht leichtlich accordiren moͤchte; bliebe es dem-
nach bey dem Marſchall und Duc de Gram-
mont, ſonderlich auch darumb: weil ein weltlicher
Printz, nehmlich der Hertzog von Lothringen,
Charles, Duc von Mayenne genennet, A. 1612.
nach Madrit als Extraordinair-Ambaſſadeur
von Franckreich, die Heurath zwiſchen Ludovico
XIII. und der Infantin Anna zu vollziehen, ware
geſendet worden: Und ob gleich der Duc de Gram-
mont nicht eben von einem ſo conſiderablen
Hauſe als der Duc de Mayenne geweſen; ſo war
er doch gleichwohl Duc und Pair de France, und
redete en perfection Spaniſch, wodurch er ſich
umb deſto angenehmer bey dem Koͤnige in Spa-
nien und der Infantin machen koͤnte. Als man
nun mit der Perſon, welche nach Madrit geſendet
werden ſolte, richtig war, entſtunde ein neuer Zwei-
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