Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Hoff-Ceremoniel.
nie als Zeuge beywohnete, und den Don Louis
de Haro
für dem Thron; da denn der hier letzt ge-
nente dem schon gemeldteten Ertz-Bischoffe das
Königliche Frantzösische Procuratorium, laut
dessen er die Infantin im Nahmen Ludovici
XIV. ceremonialiter
sich antrauen lassen möch-
te, überreichete: welcher selbiges alsdann, wie
auch des Pabstes Dispensation, und der Infan-
tin Renunciati
on über die Succession und Prae-
tensi
on auf Spanien ablase: und ihr folgends den
Eyd, womit sie öffentlich renuncirete, abfra-
gete. Als nun dieses geschehen, wurde die In-
fantin
von dem Ertz-Bischoff drey mahl gefra-
get: Ob sie den König in Franckreich zu ihrem
Ehe-Gemahl haben wolte? auf welche wieder-
hohlete Frage sie sich jedes mahl zu ihrem Herren
Vater wendete, und damit stillschweigende sei-
nen Consens begehrete: und als er ihr selbigen
durch Minen zu verstehen gegeben, hat sie auch
alle drey mahl die Frage mit Ja beantwortet.
Darauf wurde sie an den Don Louis de Haro
Vicarium
des Königes in Franckreich getrauet:
da denn der König Philippus IV. ihr einen kost-
bahren Ring an den Finger gestecket; nach dessen
Empfang machte die Infantin einen tieffen Re-
verentz gegen ihrem Herrn Vater, der sie so dann
aus der Kirchen führete, und ihr die Ober-Stelle
zueignete: welches sie aber nicht anzunehmen schie-
ne, massen sie nicht grade neben, sondern etwas

hin-

Hoff-Ceremoniel.
nie als Zeuge beywohnete, und den Don Louis
de Haro
fuͤr dem Thron; da denn der hier letzt ge-
nente dem ſchon gemeldteten Ertz-Biſchoffe das
Koͤnigliche Frantzoͤſiſche Procuratorium, laut
deſſen er die Infantin im Nahmen Ludovici
XIV. ceremonialiter
ſich antrauen laſſen moͤch-
te, uͤberreichete: welcher ſelbiges alsdann, wie
auch des Pabſtes Diſpenſation, und der Infan-
tin Renunciati
on uͤber die Succesſion und Præ-
tenſi
on auf Spanien ablaſe: und ihr folgends den
Eyd, womit ſie oͤffentlich renuncirete, abfra-
gete. Als nun dieſes geſchehen, wurde die In-
fantin
von dem Ertz-Biſchoff drey mahl gefra-
get: Ob ſie den Koͤnig in Franckreich zu ihrem
Ehe-Gemahl haben wolte? auf welche wieder-
hohlete Frage ſie ſich jedes mahl zu ihrem Herren
Vater wendete, und damit ſtillſchweigende ſei-
nen Conſens begehrete: und als er ihr ſelbigen
durch Minen zu verſtehen gegeben, hat ſie auch
alle drey mahl die Frage mit Ja beantwortet.
Darauf wurde ſie an den Don Louis de Haro
Vicarium
des Koͤniges in Franckreich getrauet:
da denn der Koͤnig Philippus IV. ihr einen koſt-
bahren Ring an den Finger geſtecket; nach deſſen
Empfang machte die Infantin einen tieffen Re-
verentz gegen ihrem Herrn Vater, der ſie ſo dann
aus der Kirchen fuͤhrete, und ihr die Ober-Stelle
zueignete: welches ſie aber nicht anzunehmen ſchie-
ne, maſſen ſie nicht grade neben, ſondern etwas

hin-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0473" n="445"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
nie als Zeuge beywohnete, und den <hi rendition="#aq">Don Louis<lb/>
de Haro</hi> fu&#x0364;r dem Thron; da denn der hier letzt ge-<lb/>
nente dem &#x017F;chon gemeldteten Ertz-Bi&#x017F;choffe das<lb/>
Ko&#x0364;nigliche Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che <hi rendition="#aq">Procuratorium,</hi> laut<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en er die <hi rendition="#aq">Infantin</hi> im Nahmen <hi rendition="#aq">Ludovici<lb/>
XIV. ceremonialiter</hi> &#x017F;ich antrauen la&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;ch-<lb/>
te, u&#x0364;berreichete: welcher &#x017F;elbiges alsdann, wie<lb/>
auch des Pab&#x017F;tes <hi rendition="#aq">Di&#x017F;pen&#x017F;ati</hi>on, und der <hi rendition="#aq">Infan-<lb/>
tin Renunciati</hi>on u&#x0364;ber die <hi rendition="#aq">Succes&#x017F;i</hi>on und <hi rendition="#aq">Præ-<lb/>
ten&#x017F;i</hi>on auf Spanien abla&#x017F;e: und ihr folgends den<lb/>
Eyd, womit &#x017F;ie o&#x0364;ffentlich <hi rendition="#aq">renuncir</hi>ete, abfra-<lb/>
gete. Als nun die&#x017F;es ge&#x017F;chehen, wurde die <hi rendition="#aq">In-<lb/>
fantin</hi> von dem Ertz-Bi&#x017F;choff drey mahl gefra-<lb/>
get: Ob &#x017F;ie den Ko&#x0364;nig in Franckreich zu ihrem<lb/>
Ehe-Gemahl haben wolte? auf welche wieder-<lb/>
hohlete Frage &#x017F;ie &#x017F;ich jedes mahl zu ihrem Herren<lb/>
Vater wendete, und damit &#x017F;till&#x017F;chweigende &#x017F;ei-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Con&#x017F;en</hi>s begehrete: und als er ihr &#x017F;elbigen<lb/>
durch Minen zu ver&#x017F;tehen gegeben, hat &#x017F;ie auch<lb/>
alle drey mahl die Frage mit Ja beantwortet.<lb/>
Darauf wurde &#x017F;ie an den <hi rendition="#aq">Don Louis de Haro<lb/>
Vicarium</hi> des Ko&#x0364;niges in Franckreich getrauet:<lb/>
da denn der Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Philippus IV.</hi> ihr einen ko&#x017F;t-<lb/>
bahren Ring an den Finger ge&#x017F;tecket; nach de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Empfang machte die <hi rendition="#aq">Infantin</hi> einen tieffen Re-<lb/>
verentz gegen ihrem Herrn Vater, der &#x017F;ie &#x017F;o dann<lb/>
aus der Kirchen fu&#x0364;hrete, und ihr die Ober-Stelle<lb/>
zueignete: welches &#x017F;ie aber nicht anzunehmen &#x017F;chie-<lb/>
ne, ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie nicht grade neben, &#x017F;ondern etwas<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hin-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[445/0473] Hoff-Ceremoniel. nie als Zeuge beywohnete, und den Don Louis de Haro fuͤr dem Thron; da denn der hier letzt ge- nente dem ſchon gemeldteten Ertz-Biſchoffe das Koͤnigliche Frantzoͤſiſche Procuratorium, laut deſſen er die Infantin im Nahmen Ludovici XIV. ceremonialiter ſich antrauen laſſen moͤch- te, uͤberreichete: welcher ſelbiges alsdann, wie auch des Pabſtes Diſpenſation, und der Infan- tin Renunciation uͤber die Succesſion und Præ- tenſion auf Spanien ablaſe: und ihr folgends den Eyd, womit ſie oͤffentlich renuncirete, abfra- gete. Als nun dieſes geſchehen, wurde die In- fantin von dem Ertz-Biſchoff drey mahl gefra- get: Ob ſie den Koͤnig in Franckreich zu ihrem Ehe-Gemahl haben wolte? auf welche wieder- hohlete Frage ſie ſich jedes mahl zu ihrem Herren Vater wendete, und damit ſtillſchweigende ſei- nen Conſens begehrete: und als er ihr ſelbigen durch Minen zu verſtehen gegeben, hat ſie auch alle drey mahl die Frage mit Ja beantwortet. Darauf wurde ſie an den Don Louis de Haro Vicarium des Koͤniges in Franckreich getrauet: da denn der Koͤnig Philippus IV. ihr einen koſt- bahren Ring an den Finger geſtecket; nach deſſen Empfang machte die Infantin einen tieffen Re- verentz gegen ihrem Herrn Vater, der ſie ſo dann aus der Kirchen fuͤhrete, und ihr die Ober-Stelle zueignete: welches ſie aber nicht anzunehmen ſchie- ne, maſſen ſie nicht grade neben, ſondern etwas hin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/473
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/473>, abgerufen am 22.11.2024.