Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Europäisches Jean de Luz nehmende; und weil der Cardinalvon seiner Ankunfft benachrichtiget worden ware, fuhr er ihm mit einer grossen Hoff-Stadt auf ei- ne halbe Meile entgegen, und nahm ihn mit gros- sen Ehren-Bezeugungen an: jedoch gab er ihme bey der Visite nicht die rechte Hand oder Ober- Stelle; ließ ihn im übrigen sehr propre einqvarti- ren, gabe ihme seine Carossen, Cavalliers und Pa- ges zu seiner Bedienung: mit welchem allem der Hertzog sehr vergnüget, und in grosser Hoffnung war, er würde durch Vermittelung des Cardinals von dem Könige in Franckreich mehr erlangen, als er von Spanien nicht hätte erhalten können. Alleine er wurde bald gewahr, daß die Ceremo- nien und Höfligkeit, welche man einem bezeuget, mit dem Essentiel-Wercke keinen rapport ha- ben. Denn als er dem Cardinal vortruge, daß er ihme doch behülfflich seyn möchte, das Hertzog- thum Baar wieder zu bekommen, dagegen er Be- sancon an Franckreich, auch selbiger Cron eine freye Passage durch sein Land nach Elsaß, und noch einige andere Plätze einräumen wolle; so gab ihm der Cardinal darauf doch keine andere Antwort als diese: daß wenn der Hertzog dem Cardinal zuvor würde sagen können, was ihm Don Louis dißfals versprochen, so wolte alsdenn auch der Cardinal seines Orts dem Hertzoge mel- den, was er in Faveur seiner thun könte; ihm an- bey versprechende alle Mühe anzuwenden, daß er von
Europaͤiſches Jean de Luz nehmende; und weil der Cardinalvon ſeiner Ankunfft benachrichtiget worden ware, fuhr er ihm mit einer groſſen Hoff-Stadt auf ei- ne halbe Meile entgegen, und nahm ihn mit groſ- ſen Ehren-Bezeugungen an: jedoch gab er ihme bey der Viſite nicht die rechte Hand oder Ober- Stelle; ließ ihn im uͤbrigen ſehr propre einqvarti- ren, gabe ihme ſeine Caroſſen, Cavalliers und Pa- ges zu ſeiner Bedienung: mit welchem allem der Hertzog ſehr vergnuͤget, und in groſſer Hoffnung war, er wuͤrde durch Vermittelung des Cardinals von dem Koͤnige in Franckreich mehr erlangen, als er von Spanien nicht haͤtte erhalten koͤnnen. Alleine er wurde bald gewahr, daß die Ceremo- nien und Hoͤfligkeit, welche man einem bezeuget, mit dem Eſſentiel-Wercke keinen rapport ha- ben. Denn als er dem Cardinal vortruge, daß er ihme doch behuͤlfflich ſeyn moͤchte, das Hertzog- thum Baar wieder zu bekommen, dagegen er Be- ſancon an Franckreich, auch ſelbiger Cron eine freye Paſſage durch ſein Land nach Elſaß, und noch einige andere Plaͤtze einraͤumen wolle; ſo gab ihm der Cardinal darauf doch keine andere Antwort als dieſe: daß wenn der Hertzog dem Cardinal zuvor wuͤrde ſagen koͤnnen, was ihm Don Louis dißfals verſprochen, ſo wolte alsdenn auch der Cardinal ſeines Orts dem Hertzoge mel- den, was er in Faveur ſeiner thun koͤnte; ihm an- bey verſprechende alle Muͤhe anzuwenden, daß er von
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Europaͤiſches
Jean de Luz nehmende; und weil der Cardinal
von ſeiner Ankunfft benachrichtiget worden ware,
fuhr er ihm mit einer groſſen Hoff-Stadt auf ei-
ne halbe Meile entgegen, und nahm ihn mit groſ-
ſen Ehren-Bezeugungen an: jedoch gab er ihme
bey der Viſite nicht die rechte Hand oder Ober-
Stelle; ließ ihn im uͤbrigen ſehr propre einqvarti-
ren, gabe ihme ſeine Caroſſen, Cavalliers und Pa-
ges zu ſeiner Bedienung: mit welchem allem der
Hertzog ſehr vergnuͤget, und in groſſer Hoffnung
war, er wuͤrde durch Vermittelung des Cardinals
von dem Koͤnige in Franckreich mehr erlangen,
als er von Spanien nicht haͤtte erhalten koͤnnen.
Alleine er wurde bald gewahr, daß die Ceremo-
nien und Hoͤfligkeit, welche man einem bezeuget,
mit dem Eſſentiel-Wercke keinen rapport ha-
ben. Denn als er dem Cardinal vortruge, daß er
ihme doch behuͤlfflich ſeyn moͤchte, das Hertzog-
thum Baar wieder zu bekommen, dagegen er Be-
ſancon an Franckreich, auch ſelbiger Cron eine
freye Paſſage durch ſein Land nach Elſaß, und
noch einige andere Plaͤtze einraͤumen wolle; ſo
gab ihm der Cardinal darauf doch keine andere
Antwort als dieſe: daß wenn der Hertzog dem
Cardinal zuvor wuͤrde ſagen koͤnnen, was ihm
Don Louis dißfals verſprochen, ſo wolte alsdenn
auch der Cardinal ſeines Orts dem Hertzoge mel-
den, was er in Faveur ſeiner thun koͤnte; ihm an-
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