Verlangen gewehren, und alles, was et- wan passiret, vergeben und vergessen würde.
§. 40.
Mit einem dergleichen Ceremoniel, wurde nun dieser Frieden angefangen, fortgese- tzet, und beschlossen: welchen der Cardinal kein Bedencken truge eine Comödie zu nennen, ob aus Schertz oder Ernst ist unbewust; wenn man aber bey dem Termino oder Vergleich des Cardinals bleiben solte, so könte man sagen: daß noch auf kei- nem Theatro dergleichen vornehme und wohl ge- kleidete Actores als auf diesem, welches in die Fasanen-Jnsul erbauet worden, erschienen; Denn man hat auf demselben fünff Majestäten, den Kö- nig Philippum in Spanien, Ludovicum XIV. die Königl. Frau Mutter in Franckreich, die In- fantin, Carolum II. König von Engelland, (wie- wohl diese letzteren nur gleichsam hinter den Spa- nischen Wänden des Theatri) anbey den Hertzog von Lothringen, die zwey hohen Plenipotentia- rios, allerhand Ambassadeurs gesehen: da einer oder der andere seine Person en naturel, der an- dere aber en masque gespielet; welche damahlige so genente schöne Comödie, nach der Zeit in eine traurige Trajödie verwandelt worden; Omnium enim rerum vicissitudo.
Achtes
Hoff-Ceremoniel.
Verlangen gewehren, und alles, was et- wan pasſiret, vergeben und vergeſſen wuͤrde.
§. 40.
Mit einem dergleichen Ceremoniel, wurde nun dieſer Frieden angefangen, fortgeſe- tzet, und beſchloſſen: welchen der Cardinal kein Bedencken truge eine Comoͤdie zu nennen, ob aus Schertz oder Ernſt iſt unbewuſt; wenn man aber bey dem Termino oder Vergleich des Cardinals bleiben ſolte, ſo koͤnte man ſagen: daß noch auf kei- nem Theatro dergleichen vornehme und wohl ge- kleidete Actores als auf dieſem, welches in die Faſanen-Jnſul erbauet worden, erſchienen; Denn man hat auf demſelben fuͤnff Majeſtaͤten, den Koͤ- nig Philippum in Spanien, Ludovicum XIV. die Koͤnigl. Frau Mutter in Franckreich, die In- fantin, Carolum II. Koͤnig von Engelland, (wie- wohl dieſe letzteren nur gleichſam hinter den Spa- niſchen Waͤnden des Theatri) anbey den Hertzog von Lothringen, die zwey hohen Plenipotentia- rios, allerhand Ambaſſadeurs geſehen: da einer oder der andere ſeine Perſon en naturel, der an- dere aber en maſque geſpielet; welche damahlige ſo genente ſchoͤne Comoͤdie, nach der Zeit in eine traurige Trajoͤdie verwandelt worden; Omnium enim rerum vicisſitudo.
Achtes
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><list><item><pbfacs="#f0507"n="479"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Hoff-<hirendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
Verlangen gewehren, und alles, was et-<lb/>
wan <hirendition="#aq">pasſi</hi>ret, vergeben und vergeſſen<lb/>
wuͤrde.</item></list></div><lb/><divn="3"><head>§. 40.</head><p>Mit einem dergleichen Ceremoniel,<lb/>
wurde nun dieſer Frieden angefangen, fortgeſe-<lb/>
tzet, und beſchloſſen: welchen der Cardinal kein<lb/>
Bedencken truge eine Comoͤdie zu nennen, ob aus<lb/>
Schertz oder Ernſt iſt unbewuſt; wenn man aber<lb/>
bey dem <hirendition="#aq">Termino</hi> oder Vergleich des Cardinals<lb/>
bleiben ſolte, ſo koͤnte man ſagen: daß noch auf kei-<lb/>
nem <hirendition="#aq">Theatro</hi> dergleichen vornehme und wohl ge-<lb/>
kleidete <hirendition="#aq">Actores</hi> als auf dieſem, welches in die<lb/><hirendition="#aq">Faſan</hi>en-Jnſul erbauet worden, erſchienen; Denn<lb/>
man hat auf demſelben fuͤnff Majeſtaͤten, den Koͤ-<lb/>
nig <hirendition="#aq">Philippum</hi> in Spanien, <hirendition="#aq">Ludovicum XIV.</hi><lb/>
die Koͤnigl. Frau Mutter in Franckreich, die <hirendition="#aq">In-<lb/>
fantin, Carolum II.</hi> Koͤnig von Engelland, (wie-<lb/>
wohl dieſe letzteren nur gleichſam hinter den Spa-<lb/>
niſchen Waͤnden des <hirendition="#aq">Theatri</hi>) anbey den Hertzog<lb/>
von Lothringen, die zwey hohen <hirendition="#aq">Plenipotentia-<lb/>
rios,</hi> allerhand <hirendition="#aq">Ambaſſadeur</hi>s geſehen: da einer<lb/>
oder der andere ſeine Perſon <hirendition="#aq">en naturel,</hi> der an-<lb/>
dere aber <hirendition="#aq">en maſque</hi> geſpielet; welche damahlige<lb/>ſo genente ſchoͤne Comoͤdie, nach der Zeit in<lb/><hirendition="#c">eine traurige Trajoͤdie verwandelt worden;<lb/><hirendition="#aq">Omnium enim rerum vicisſitudo.</hi></hi></p></div></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Achtes</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[479/0507]
Hoff-Ceremoniel.
Verlangen gewehren, und alles, was et-
wan pasſiret, vergeben und vergeſſen
wuͤrde.
§. 40.Mit einem dergleichen Ceremoniel,
wurde nun dieſer Frieden angefangen, fortgeſe-
tzet, und beſchloſſen: welchen der Cardinal kein
Bedencken truge eine Comoͤdie zu nennen, ob aus
Schertz oder Ernſt iſt unbewuſt; wenn man aber
bey dem Termino oder Vergleich des Cardinals
bleiben ſolte, ſo koͤnte man ſagen: daß noch auf kei-
nem Theatro dergleichen vornehme und wohl ge-
kleidete Actores als auf dieſem, welches in die
Faſanen-Jnſul erbauet worden, erſchienen; Denn
man hat auf demſelben fuͤnff Majeſtaͤten, den Koͤ-
nig Philippum in Spanien, Ludovicum XIV.
die Koͤnigl. Frau Mutter in Franckreich, die In-
fantin, Carolum II. Koͤnig von Engelland, (wie-
wohl dieſe letzteren nur gleichſam hinter den Spa-
niſchen Waͤnden des Theatri) anbey den Hertzog
von Lothringen, die zwey hohen Plenipotentia-
rios, allerhand Ambaſſadeurs geſehen: da einer
oder der andere ſeine Perſon en naturel, der an-
dere aber en maſque geſpielet; welche damahlige
ſo genente ſchoͤne Comoͤdie, nach der Zeit in
eine traurige Trajoͤdie verwandelt worden;
Omnium enim rerum vicisſitudo.
Achtes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/507>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.