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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Europäisches
§. 5.

Eines der grössesten Obstacles, daß
man nicht zu diesem Frieden schreiten kunte, ent-
stande wegen des Wilhelm Egon von Fürsten-
berg; welchen Kayserliche Majestät An. 1674.
in Cölln, allwo er in der Qualite eines Frantzö-
sischen Plenipotentiarii sich aufhielte, und dem
Kayser allerhand höchst empfindliche und zum
Nachtheil gereichende Dinge vornahme, gefan-
gen nehmen, und nach Neustadt in Oesterreich
bringen ließ, allwo er auch biß zu dem Niemägi-
schen Frieden eingesperret bliebe. Diesen nun
wolte der König in Franckreich, bevor er sich mit
Kayserl. Maj. in einen Frieden einliesse, absolut
auf freyen Fuß gestellet wissen: höchstgedachte
Kays. Maj. aber, wolten selbigen durchaus nicht
loßgeben. Diese Contestation war desto hitziger,
weil sie den Point d' honneur dieser zweyen Po-
tentaten concernirete; der Kayser regardirete
den Fürsten von Fürstenberg als seinen Vasal-
len, welches er auch vere war: Der König in
Franckreich aber als seinen Minister, welches er
nur ficte, oder doch nur dergestalt war, daß er sich
dazu nicht legitimiret; massen er von Kayserl.
Majestät keine Passeports begehret, auch seine
Vollmacht nicht produciret hatte. So kam
es demnach auf die Behauptung der Praerogati-
vae
dieser zweyen Majestäten an, welcher unter
beyden, in regard der Person des von Fürsten-
berg, mehr gelten müsse: ob der Dominus Vasalli,

wel-
Europaͤiſches
§. 5.

Eines der groͤſſeſten Obſtacles, daß
man nicht zu dieſem Frieden ſchreiten kunte, ent-
ſtande wegen des Wilhelm Egon von Fuͤrſten-
berg; welchen Kayſerliche Majeſtaͤt An. 1674.
in Coͤlln, allwo er in der Qualité eines Frantzoͤ-
ſiſchen Plenipotentiarii ſich aufhielte, und dem
Kayſer allerhand hoͤchſt empfindliche und zum
Nachtheil gereichende Dinge vornahme, gefan-
gen nehmen, und nach Neuſtadt in Oeſterreich
bringen ließ, allwo er auch biß zu dem Niemaͤgi-
ſchen Frieden eingeſperret bliebe. Dieſen nun
wolte der Koͤnig in Franckreich, bevor er ſich mit
Kayſerl. Maj. in einen Frieden einlieſſe, abſolut
auf freyen Fuß geſtellet wiſſen: hoͤchſtgedachte
Kayſ. Maj. aber, wolten ſelbigen durchaus nicht
loßgeben. Dieſe Conteſtation war deſto hitziger,
weil ſie den Point d’ honneur dieſer zweyen Po-
tentaten concernirete; der Kayſer regardirete
den Fuͤrſten von Fuͤrſtenberg als ſeinen Vaſal-
len, welches er auch vere war: Der Koͤnig in
Franckreich aber als ſeinen Miniſter, welches er
nur ficte, oder doch nur dergeſtalt war, daß er ſich
dazu nicht legitimiret; maſſen er von Kayſerl.
Majeſtaͤt keine Paſſeports begehret, auch ſeine
Vollmacht nicht produciret hatte. So kam
es demnach auf die Behauptung der Prærogati-
dieſer zweyen Majeſtaͤten an, welcher unter
beyden, in regard der Perſon des von Fuͤrſten-
berg, mehr gelten muͤſſe: ob der Dominus Vaſalli,

wel-
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[488/0516] Europaͤiſches §. 5.Eines der groͤſſeſten Obſtacles, daß man nicht zu dieſem Frieden ſchreiten kunte, ent- ſtande wegen des Wilhelm Egon von Fuͤrſten- berg; welchen Kayſerliche Majeſtaͤt An. 1674. in Coͤlln, allwo er in der Qualité eines Frantzoͤ- ſiſchen Plenipotentiarii ſich aufhielte, und dem Kayſer allerhand hoͤchſt empfindliche und zum Nachtheil gereichende Dinge vornahme, gefan- gen nehmen, und nach Neuſtadt in Oeſterreich bringen ließ, allwo er auch biß zu dem Niemaͤgi- ſchen Frieden eingeſperret bliebe. Dieſen nun wolte der Koͤnig in Franckreich, bevor er ſich mit Kayſerl. Maj. in einen Frieden einlieſſe, abſolut auf freyen Fuß geſtellet wiſſen: hoͤchſtgedachte Kayſ. Maj. aber, wolten ſelbigen durchaus nicht loßgeben. Dieſe Conteſtation war deſto hitziger, weil ſie den Point d’ honneur dieſer zweyen Po- tentaten concernirete; der Kayſer regardirete den Fuͤrſten von Fuͤrſtenberg als ſeinen Vaſal- len, welches er auch vere war: Der Koͤnig in Franckreich aber als ſeinen Miniſter, welches er nur ficte, oder doch nur dergeſtalt war, daß er ſich dazu nicht legitimiret; maſſen er von Kayſerl. Majeſtaͤt keine Paſſeports begehret, auch ſeine Vollmacht nicht produciret hatte. So kam es demnach auf die Behauptung der Prærogati- væ dieſer zweyen Majeſtaͤten an, welcher unter beyden, in regard der Perſon des von Fuͤrſten- berg, mehr gelten muͤſſe: ob der Dominus Vaſalli, wel-

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/516>, abgerufen am 22.11.2024.