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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Europäisches
lauffe, einem jeden, der in dem Studio politico
und Juris publici nur halbig versiret, grosses
Nachsinnen machen kan; ob diese Reichs-De-
putati
on zuläßlich, oder nicht viel besser, und dem
Röm. Reiche glorieuser wäre, wenn man die
Affairen cum exteris, Kayserlicher Majestät zn
tractiren einig und alleine überliesse? in welchem
delicaten Recht, und daraus fliessendem Cere-
monien-Streit, man sich doch bescheidentlicher
enthält etwas zu statuiren, weil solches keinem
privato zu thun erlaubet.

§. 32.

Unter diesen vielfältigen und lange Zeit
daurenden Ceremonien-Streit, rückte nun endlich
die Zeit, in welcher man den Friedens-Congress
zu Rißwig auf dem Hause Neuburg eröffnen
wolte, an: und versammleten sich demnach den 9.
May, An. 1697. die zum Friedens-Schluß legi-
timi
rete und gehörige Minister, an erst gemelde-
tem Orte zum erstenmahl. Der Minister Media-
tionis
Herr Baron von Lilienroth, arrivirete da-
selbst umb halb 4. Uhr nach Mittage zuerst, und
nahm seinen Weg über die mittlere Brücke, und
durch das grosse Thor des Schlosses, in einer mit
6. Pferden bespanneten Carosse, bey sich den Hn.
Baron Müller, und noch einen andern Cavallier
sitzen habende: sie waren alle drey schwartz geklei-
det, wegen des Absterbens ihres Königes Caroli
des XI., die Carosse aber und Liverey-Bedienten
hatten Kleider von rother Couleur, weil die

Trau-

Europaͤiſches
lauffe, einem jeden, der in dem Studio politico
und Juris publici nur halbig verſiret, groſſes
Nachſinnen machen kan; ob dieſe Reichs-De-
putati
on zulaͤßlich, oder nicht viel beſſer, und dem
Roͤm. Reiche glorieuſer waͤre, wenn man die
Affairen cum exteris, Kayſerlicher Majeſtaͤt zn
tractiren einig und alleine uͤberlieſſe? in welchem
delicaten Recht, und daraus flieſſendem Cere-
monien-Streit, man ſich doch beſcheidentlicher
enthaͤlt etwas zu ſtatuiren, weil ſolches keinem
privato zu thun erlaubet.

§. 32.

Unter dieſen vielfaͤltigen und lange Zeit
daurenden Ceremonien-Streit, ruͤckte nun endlich
die Zeit, in welcher man den Friedens-Congreſs
zu Rißwig auf dem Hauſe Neuburg eroͤffnen
wolte, an: und verſammleten ſich demnach den 9.
May, An. 1697. die zum Friedens-Schluß legi-
timi
rete und gehoͤrige Miniſter, an erſt gemelde-
tem Orte zum erſtenmahl. Der Miniſter Media-
tionis
Herr Baron von Lilienroth, arrivirete da-
ſelbſt umb halb 4. Uhr nach Mittage zuerſt, und
nahm ſeinen Weg uͤber die mittlere Bruͤcke, und
durch das groſſe Thor des Schloſſes, in einer mit
6. Pferden beſpanneten Caroſſe, bey ſich den Hn.
Baron Muͤller, und noch einen andern Cavallier
ſitzen habende: ſie waren alle drey ſchwartz geklei-
det, wegen des Abſterbens ihres Koͤniges Caroli
des XI., die Caroſſe aber und Liverey-Bedienten
hatten Kleider von rother Couleur, weil die

Trau-
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[612/0640] Europaͤiſches lauffe, einem jeden, der in dem Studio politico und Juris publici nur halbig verſiret, groſſes Nachſinnen machen kan; ob dieſe Reichs-De- putation zulaͤßlich, oder nicht viel beſſer, und dem Roͤm. Reiche glorieuſer waͤre, wenn man die Affairen cum exteris, Kayſerlicher Majeſtaͤt zn tractiren einig und alleine uͤberlieſſe? in welchem delicaten Recht, und daraus flieſſendem Cere- monien-Streit, man ſich doch beſcheidentlicher enthaͤlt etwas zu ſtatuiren, weil ſolches keinem privato zu thun erlaubet. §. 32. Unter dieſen vielfaͤltigen und lange Zeit daurenden Ceremonien-Streit, ruͤckte nun endlich die Zeit, in welcher man den Friedens-Congreſs zu Rißwig auf dem Hauſe Neuburg eroͤffnen wolte, an: und verſammleten ſich demnach den 9. May, An. 1697. die zum Friedens-Schluß legi- timirete und gehoͤrige Miniſter, an erſt gemelde- tem Orte zum erſtenmahl. Der Miniſter Media- tionis Herr Baron von Lilienroth, arrivirete da- ſelbſt umb halb 4. Uhr nach Mittage zuerſt, und nahm ſeinen Weg uͤber die mittlere Bruͤcke, und durch das groſſe Thor des Schloſſes, in einer mit 6. Pferden beſpanneten Caroſſe, bey ſich den Hn. Baron Muͤller, und noch einen andern Cavallier ſitzen habende: ſie waren alle drey ſchwartz geklei- det, wegen des Abſterbens ihres Koͤniges Caroli des XI., die Caroſſe aber und Liverey-Bedienten hatten Kleider von rother Couleur, weil die Trau-

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/640>, abgerufen am 22.11.2024.