Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Hoff-Ceremoniel. admittiren; nachdem aber sein Secretarius, wel-cher sich bishero stets in dem Haag aufgehalten, Jhro Hochmögenden ein Memorial übergeben, und des Grafen de la Tour Admission in selbi- gem gesuchet: auch die Frantzösischen Gesandten zugleich ihre bons offices für ihn emploiret hat- ten; beschlossen die Herren General-Staaten, ihn zu admittiren. Dabey aber doch noch der Zweifel entstunde, ob man ihn unter die Partie der Ho- hen Alliirten, oder viel mehr der ihr entgegenste- hende Feinde, rangiren solte? denn würde ihm die erstere Qualität zuerkennet, so müsse er sein Quartier nothwendig in dem Haag; würde ihm aber die andere zugeeignet, so müsse er im Gegen- theil, selbiges bey denen Frantzosen in Delph neh- men. Weil man nun aber nicht zu determini- ren wuste oder auch wolte, in was für einem egard man ihn zu den Conferentzien des Frie- dens lassen könte; ertheilete man ihm endlich den verlangten Passport: und stellete ihm zugleich frey, zu welcher Partie er sich rangiren, und in wel- chem Ort er seinen Aufenthalt nehmen wolte. Dar- auf er en politique in dem Holländischen Ter- ritorio ankam: und damit er sich gegen beyde Parteyen neutral bezeige, weder im Haag noch Delph, sondern in einem zwischen beyden ge- meldten Orten, unweit Ryßwick gelegenem Lust- Hause sein Quartier nahm; woselbst er sich nebst seinem R r 4
Hoff-Ceremoniel. admittiren; nachdem aber ſein Secretarius, wel-cher ſich bishero ſtets in dem Haag aufgehalten, Jhro Hochmoͤgenden ein Memorial uͤbergeben, und des Grafen de la Tour Admiſſion in ſelbi- gem geſuchet: auch die Frantzoͤſiſchen Geſandten zugleich ihre bons offices fuͤr ihn emploiret hat- ten; beſchloſſen die Herren General-Staaten, ihn zu admittiren. Dabey aber doch noch der Zweifel entſtunde, ob man ihn unter die Partie der Ho- hen Alliirten, oder viel mehr der ihr entgegenſte- hende Feinde, rangiren ſolte? denn wuͤrde ihm die erſtere Qualitaͤt zuerkennet, ſo muͤſſe er ſein Quartier nothwendig in dem Haag; wuͤrde ihm aber die andere zugeeignet, ſo muͤſſe er im Gegen- theil, ſelbiges bey denen Frantzoſen in Delph neh- men. Weil man nun aber nicht zu determini- ren wuſte oder auch wolte, in was fuͤr einem egard man ihn zu den Conferentzien des Frie- dens laſſen koͤnte; ertheilete man ihm endlich den verlangten Paſsport: und ſtellete ihm zugleich frey, zu welcher Partie er ſich rangiren, und in wel- chem Oꝛt er ſeinẽ Aufenthalt nehmen wolte. Dar- auf er en politique in dem Hollaͤndiſchen Ter- ritorio ankam: und damit er ſich gegen beyde Parteyen neutral bezeige, weder im Haag noch Delph, ſondern in einem zwiſchen beyden ge- meldten Orten, unweit Ryßwick gelegenem Luſt- Hauſe ſein Quartier nahm; woſelbſt er ſich nebſt ſeinem R r 4
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Hoff-Ceremoniel.
admittiren; nachdem aber ſein Secretarius, wel-
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Jhro Hochmoͤgenden ein Memorial uͤbergeben,
und des Grafen de la Tour Admiſſion in ſelbi-
gem geſuchet: auch die Frantzoͤſiſchen Geſandten
zugleich ihre bons offices fuͤr ihn emploiret hat-
ten; beſchloſſen die Herren General-Staaten, ihn
zu admittiren. Dabey aber doch noch der Zweifel
entſtunde, ob man ihn unter die Partie der Ho-
hen Alliirten, oder viel mehr der ihr entgegenſte-
hende Feinde, rangiren ſolte? denn wuͤrde ihm
die erſtere Qualitaͤt zuerkennet, ſo muͤſſe er ſein
Quartier nothwendig in dem Haag; wuͤrde ihm
aber die andere zugeeignet, ſo muͤſſe er im Gegen-
theil, ſelbiges bey denen Frantzoſen in Delph neh-
men. Weil man nun aber nicht zu determini-
ren wuſte oder auch wolte, in was fuͤr einem
egard man ihn zu den Conferentzien des Frie-
dens laſſen koͤnte; ertheilete man ihm endlich den
verlangten Paſsport: und ſtellete ihm zugleich
frey, zu welcher Partie er ſich rangiren, und in wel-
chem Oꝛt er ſeinẽ Aufenthalt nehmen wolte. Dar-
auf er en politique in dem Hollaͤndiſchen Ter-
ritorio ankam: und damit er ſich gegen beyde
Parteyen neutral bezeige, weder im Haag noch
Delph, ſondern in einem zwiſchen beyden ge-
meldten Orten, unweit Ryßwick gelegenem Luſt-
Hauſe ſein Quartier nahm; woſelbſt er ſich nebſt
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