Daß ein König, welcher ein Reich beneficio feudi beherrschet, in materia Majestatica dem domino directo subordiniret, ihn zu ehren, Lehns-Pflicht (servitia feudalia) zu thun, und treu zu seyn, verbunden sey, und die Königliche Würde dem domino infeudanti zn dancken, folgentlich allerdings einige De- pendentz von ihm habe, und machen daraus folgende Schlüsse:
1. Quod id, quod dependet, non possit esse summum.
2. Quod is qui ob feloniam regno privari poenaeque subjici possit, omnino inferior aut impar sit poenam infligenti, imo vix Majestate formaliter sumpta gaudeat.
Es lässet sich hier nicht beurtheilen, welche un- ter diesen differenten Meinungen die sicherste, jedoch scheinet aus dem oben angeführten Ce- remoniali Romano, daß in der Päbstl. Ca- pelle die opinion des Grotii praevalire, massen man den König von Sicilien (unter welchen Nahmen sonder Zweifel der von Ne- apolis mit verstanden wird) und den König von Böhmen, obgleich jener ein Vasall des Pabstes, dieser des Röm. Kaysers und Rei- ches, dennoch andern Königen, die Nieman- des Vasallen, nicht nur gleich geachtet, son- dern auch vorgesetzet. Wiewohl diese Com- petentz der Praerogativae des Königes von
Nea-
Hoff-Ceremoniel.
Daß ein Koͤnig, welcher ein Reich beneficio feudi beherrſchet, in materia Majeſtatica dem domino directo ſubordiniret, ihn zu ehren, Lehns-Pflicht (ſervitia feudalia) zu thun, und treu zu ſeyn, verbunden ſey, und die Koͤnigliche Wuͤrde dem domino infeudanti zn dancken, folgentlich allerdings einige De- pendentz von ihm habe, und machen daraus folgende Schluͤſſe:
1. Quod id, quod dependet, non poſſit eſſe ſummum.
2. Quod is qui ob feloniam regno privari pœnæque ſubjici poſſit, omnino inferior aut impar ſit pœnam infligenti, imo vix Majeſtate formaliter ſumpta gaudeat.
Es laͤſſet ſich hier nicht beurtheilen, welche un- ter dieſen differenten Meinungen die ſicherſte, jedoch ſcheinet aus dem oben angefuͤhrten Ce- remoniali Romano, daß in der Paͤbſtl. Ca- pelle die opinion des Grotii prævalire, maſſen man den Koͤnig von Sicilien (unter welchen Nahmen ſonder Zweifel der von Ne- apolis mit verſtanden wird) und den Koͤnig von Boͤhmen, obgleich jener ein Vaſall des Pabſtes, dieſer des Roͤm. Kayſers und Rei- ches, dennoch andern Koͤnigen, die Nieman- des Vaſallen, nicht nur gleich geachtet, ſon- dern auch vorgeſetzet. Wiewohl dieſe Com- petentz der Prærogativæ des Koͤniges von
Nea-
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Hoff-Ceremoniel.
Daß ein Koͤnig, welcher ein Reich beneficio
feudi beherrſchet, in materia Majeſtatica
dem domino directo ſubordiniret, ihn zu
ehren, Lehns-Pflicht (ſervitia feudalia) zu
thun, und treu zu ſeyn, verbunden ſey, und die
Koͤnigliche Wuͤrde dem domino infeudanti
zn dancken, folgentlich allerdings einige De-
pendentz von ihm habe, und machen daraus
folgende Schluͤſſe:
1. Quod id, quod dependet, non poſſit eſſe
ſummum.
2. Quod is qui ob feloniam regno privari
pœnæque ſubjici poſſit, omnino inferior
aut impar ſit pœnam infligenti, imo vix
Majeſtate formaliter ſumpta gaudeat.
Es laͤſſet ſich hier nicht beurtheilen, welche un-
ter dieſen differenten Meinungen die ſicherſte,
jedoch ſcheinet aus dem oben angefuͤhrten Ce-
remoniali Romano, daß in der Paͤbſtl. Ca-
pelle die opinion des Grotii prævalire,
maſſen man den Koͤnig von Sicilien (unter
welchen Nahmen ſonder Zweifel der von Ne-
apolis mit verſtanden wird) und den Koͤnig
von Boͤhmen, obgleich jener ein Vaſall des
Pabſtes, dieſer des Roͤm. Kayſers und Rei-
ches, dennoch andern Koͤnigen, die Nieman-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/89>, abgerufen am 21.11.2024.
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