wird von der Vielheit der Königreiche, die ein Potentate beherrschet, und folgentlich von der Weitläufftigkeit seines Imperii genommen. Denn obgleich ein ieder natürlicher Cörper, sein eigenes und besonderes Haupt haben muß, und gen Haupt nicht vieler Leiber Haupt seyn kan, so eihet es doch in denen moralischen Cörpern gar anders her, derer viele nur ein Haupt haben kön- nen; also findet man in Europa mehr als einen Souverain, welcher mehr als eines Königreichs Herr ist, v. gr.
1. der Röm. Deutsche Kayser, welcher
1. Römischer
2. Deutscher
Kayser,
3. Jn Ungarn
4. Jn Böhmen
5. Zu Neapolis,
König, und wenn er die Spanische Monarchie, die ihme von GOtt und Rechts wegen zugefal- len, hätte in Posseß nehmen können, wür- de er nach der Spanischen Titulatur, bey nahe ein König über 20. Königreiche seyn.
2. Der König von Franckreich über Franckreich und Navarren,
3. Der König von Engelland, über Engelland, Schottland und Jrrland.
4. Der König von Portugal, über Portugal und Algarbe.
5. Der König in Schweden, über Schweden, Gothen und Wenden.
6. Der
Europaͤiſches
wird von der Vielheit der Koͤnigreiche, die ein Potentate beherrſchet, und folgentlich von der Weitlaͤufftigkeit ſeines Imperii genommen. Denn obgleich ein ieder natuͤrlicher Coͤrper, ſein eigenes und beſonderes Haupt haben muß, und gen Haupt nicht vieler Leiber Haupt ſeyn kan, ſo eihet es doch in denen moraliſchen Coͤrpern gar anders her, derer viele nur ein Haupt haben koͤn- nen; alſo findet man in Europa mehr als einen Souverain, welcher mehr als eines Koͤnigreichs Herr iſt, v. gr.
1. der Roͤm. Deutſche Kayſer, welcher
1. Roͤmiſcher
2. Deutſcher
Kayſer,
3. Jn Ungarn
4. Jn Boͤhmen
5. Zu Neapolis,
Koͤnig, und wenn er die Spaniſche Monarchie, die ihme von GOtt und Rechts wegen zugefal- len, haͤtte in Poſſeß nehmen koͤnnen, wuͤr- de er nach der Spaniſchen Titulatur, bey nahe ein Koͤnig uͤber 20. Koͤnigreiche ſeyn.
2. Der Koͤnig von Franckreich uͤber Franckreich und Navarren,
3. Der Koͤnig von Engelland, uͤber Engelland, Schottland und Jrrland.
4. Der Koͤnig von Portugal, uͤber Portugal und Algarbe.
5. Der Koͤnig in Schweden, uͤber Schweden, Gothen und Wenden.
6. Der
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Europaͤiſches
wird von der Vielheit der Koͤnigreiche, die
ein Potentate beherrſchet, und folgentlich von der
Weitlaͤufftigkeit ſeines Imperii genommen.
Denn obgleich ein ieder natuͤrlicher Coͤrper, ſein
eigenes und beſonderes Haupt haben muß, und
gen Haupt nicht vieler Leiber Haupt ſeyn kan, ſo
eihet es doch in denen moraliſchen Coͤrpern gar
anders her, derer viele nur ein Haupt haben koͤn-
nen; alſo findet man in Europa mehr als einen
Souverain, welcher mehr als eines Koͤnigreichs
Herr iſt, v. gr.
1. der Roͤm. Deutſche Kayſer, welcher
1. Roͤmiſcher
2. Deutſcher
Kayſer,
3. Jn Ungarn
4. Jn Boͤhmen
5. Zu Neapolis,
Koͤnig, und wenn er die
Spaniſche Monarchie, die
ihme von GOtt und Rechts wegen zugefal-
len, haͤtte in Poſſeß nehmen koͤnnen, wuͤr-
de er nach der Spaniſchen Titulatur, bey
nahe ein Koͤnig uͤber 20. Koͤnigreiche ſeyn.
2. Der Koͤnig von Franckreich uͤber Franckreich
und Navarren,
3. Der Koͤnig von Engelland, uͤber Engelland,
Schottland und Jrrland.
4. Der Koͤnig von Portugal, uͤber Portugal und
Algarbe.
5. Der Koͤnig in Schweden, uͤber Schweden,
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6. Der
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/94>, abgerufen am 21.11.2024.
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