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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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manchmal sachte mit der Hand an den grünen Ähren
des Getreides hin. Er hatte sein Nez von den weißen
Haaren abgenommen, hatte es in die Tasche gesteckt,
und trug sein Haupt unbedeckt in der milden Luft.

Unser Weg führte uns zu einer Stelle, auf wel¬
cher kein Getreide stand. Es war ein ziemlich großer
Plaz, der nur mit sehr kurzem Grase bedeckt war.
Auf diesem Plaze befand sich wieder eine hölzerne
Bank, und eine mittelgroße Esche.

"Ich habe diesen Fleck freigelassen, wie ich ihn von
meinen Vorfahren überkommen hatte," sagte mein
Begleiter, "obwohl er, wenn man ihn urbar machte,
und den Baum ausgrübe, in einer Reihe von Jahren
eine nicht unbedeutende Menge von Getreide gäbe.
Die Arbeiter halten hier ihre Mittagsruhe, und ver¬
zehren hier ihr Mittagsmahl, wenn es ihnen auf das
Feld nachgebracht wird. Ich habe die Bank machen
lassen, weil ich auch gerne da size, wäre es auch nur,
um den Schnittern zuzuschauen, und die Feierlichkeit
der Feldarbeiten zu betrachten. Alte Gewohnheiten
haben etwas Beruhigendes, sei es auch nur das des
Bestehenden und immer Gesehenen. Hier dürfte es
aber mehr sein, weßhalb die Stelle unbebaut blieb,
und der Baum auf derselben steht. Der Schatten

manchmal ſachte mit der Hand an den grünen Ähren
des Getreides hin. Er hatte ſein Nez von den weißen
Haaren abgenommen, hatte es in die Taſche geſteckt,
und trug ſein Haupt unbedeckt in der milden Luft.

Unſer Weg führte uns zu einer Stelle, auf wel¬
cher kein Getreide ſtand. Es war ein ziemlich großer
Plaz, der nur mit ſehr kurzem Graſe bedeckt war.
Auf dieſem Plaze befand ſich wieder eine hölzerne
Bank, und eine mittelgroße Eſche.

„Ich habe dieſen Fleck freigelaſſen, wie ich ihn von
meinen Vorfahren überkommen hatte,“ ſagte mein
Begleiter, „obwohl er, wenn man ihn urbar machte,
und den Baum ausgrübe, in einer Reihe von Jahren
eine nicht unbedeutende Menge von Getreide gäbe.
Die Arbeiter halten hier ihre Mittagsruhe, und ver¬
zehren hier ihr Mittagsmahl, wenn es ihnen auf das
Feld nachgebracht wird. Ich habe die Bank machen
laſſen, weil ich auch gerne da ſize, wäre es auch nur,
um den Schnittern zuzuſchauen, und die Feierlichkeit
der Feldarbeiten zu betrachten. Alte Gewohnheiten
haben etwas Beruhigendes, ſei es auch nur das des
Beſtehenden und immer Geſehenen. Hier dürfte es
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[95/0109] manchmal ſachte mit der Hand an den grünen Ähren des Getreides hin. Er hatte ſein Nez von den weißen Haaren abgenommen, hatte es in die Taſche geſteckt, und trug ſein Haupt unbedeckt in der milden Luft. Unſer Weg führte uns zu einer Stelle, auf wel¬ cher kein Getreide ſtand. Es war ein ziemlich großer Plaz, der nur mit ſehr kurzem Graſe bedeckt war. Auf dieſem Plaze befand ſich wieder eine hölzerne Bank, und eine mittelgroße Eſche. „Ich habe dieſen Fleck freigelaſſen, wie ich ihn von meinen Vorfahren überkommen hatte,“ ſagte mein Begleiter, „obwohl er, wenn man ihn urbar machte, und den Baum ausgrübe, in einer Reihe von Jahren eine nicht unbedeutende Menge von Getreide gäbe. Die Arbeiter halten hier ihre Mittagsruhe, und ver¬ zehren hier ihr Mittagsmahl, wenn es ihnen auf das Feld nachgebracht wird. Ich habe die Bank machen laſſen, weil ich auch gerne da ſize, wäre es auch nur, um den Schnittern zuzuſchauen, und die Feierlichkeit der Feldarbeiten zu betrachten. Alte Gewohnheiten haben etwas Beruhigendes, ſei es auch nur das des Beſtehenden und immer Geſehenen. Hier dürfte es aber mehr ſein, weßhalb die Stelle unbebaut blieb, und der Baum auf derſelben ſteht. Der Schatten

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/109>, abgerufen am 23.11.2024.