eines unversehens untauglich würde, und zu seiner Herstellung zu viele Zeit in Anspruch nähme. In ei¬ nem andern Schreine an der entgegengesezten Sei¬ tenwand waren Fläschchen und Büchschen, in denen sich die Flüssigkeiten und andere Gegenstände befan¬ den, die zur Erzeugung von Firnissen Polituren oder dazu dienten, dem Holze eine bestimmte Farbe oder das Ansehen von Alter zu geben. Abgesondert von der Werkstube war ein Herd, auf welchem das zu Schreinerarbeiten unentbehrliche Feuer brannte. Seine Stätte war feuerfest, um die Werkstube und ihren In¬ halt nicht zu gefährden.
"Hier werden Dinge," sagte mein Begleiter, "welche lange vor uns ja oft mehrere Jahrhunderte vor unserer Zeit verfertigt worden, und in Verfall ge¬ rathen sind, wieder hergestellt, wenigstens so weit es die Zeit und die Umstände nur immer erlauben. Es wohnt in den alten Geräthen beinahe wie in den alten Bildern ein Reiz des Vergangenen und Abgeblühten, der bei dem Menschen, wenn er in die höheren Jahre kömmt, immer stärker wird. Darum sucht er das zu erhalten, was der Vergangenheit angehört, wie er ja auch eine Vergangenheit hat, die nicht mehr recht zu der frischen Gegenwart der rings um ihn Aufwach¬
eines unverſehens untauglich würde, und zu ſeiner Herſtellung zu viele Zeit in Anſpruch nähme. In ei¬ nem andern Schreine an der entgegengeſezten Sei¬ tenwand waren Fläſchchen und Büchschen, in denen ſich die Flüſſigkeiten und andere Gegenſtände befan¬ den, die zur Erzeugung von Firniſſen Polituren oder dazu dienten, dem Holze eine beſtimmte Farbe oder das Anſehen von Alter zu geben. Abgeſondert von der Werkſtube war ein Herd, auf welchem das zu Schreinerarbeiten unentbehrliche Feuer brannte. Seine Stätte war feuerfeſt, um die Werkſtube und ihren In¬ halt nicht zu gefährden.
„Hier werden Dinge,“ ſagte mein Begleiter, „welche lange vor uns ja oft mehrere Jahrhunderte vor unſerer Zeit verfertigt worden, und in Verfall ge¬ rathen ſind, wieder hergeſtellt, wenigſtens ſo weit es die Zeit und die Umſtände nur immer erlauben. Es wohnt in den alten Geräthen beinahe wie in den alten Bildern ein Reiz des Vergangenen und Abgeblühten, der bei dem Menſchen, wenn er in die höheren Jahre kömmt, immer ſtärker wird. Darum ſucht er das zu erhalten, was der Vergangenheit angehört, wie er ja auch eine Vergangenheit hat, die nicht mehr recht zu der friſchen Gegenwart der rings um ihn Aufwach¬
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eines unverſehens untauglich würde, und zu ſeiner
Herſtellung zu viele Zeit in Anſpruch nähme. In ei¬
nem andern Schreine an der entgegengeſezten Sei¬
tenwand waren Fläſchchen und Büchschen, in denen
ſich die Flüſſigkeiten und andere Gegenſtände befan¬
den, die zur Erzeugung von Firniſſen Polituren oder
dazu dienten, dem Holze eine beſtimmte Farbe oder
das Anſehen von Alter zu geben. Abgeſondert von
der Werkſtube war ein Herd, auf welchem das zu
Schreinerarbeiten unentbehrliche Feuer brannte. Seine
Stätte war feuerfeſt, um die Werkſtube und ihren In¬
halt nicht zu gefährden.
„Hier werden Dinge,“ ſagte mein Begleiter,
„welche lange vor uns ja oft mehrere Jahrhunderte
vor unſerer Zeit verfertigt worden, und in Verfall ge¬
rathen ſind, wieder hergeſtellt, wenigſtens ſo weit es
die Zeit und die Umſtände nur immer erlauben. Es
wohnt in den alten Geräthen beinahe wie in den alten
Bildern ein Reiz des Vergangenen und Abgeblühten,
der bei dem Menſchen, wenn er in die höheren Jahre
kömmt, immer ſtärker wird. Darum ſucht er das zu
erhalten, was der Vergangenheit angehört, wie er
ja auch eine Vergangenheit hat, die nicht mehr recht
zu der friſchen Gegenwart der rings um ihn Aufwach¬
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/154>, abgerufen am 16.02.2025.
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