zugsweise damit beschäftigt ist, die im Laufe befindli¬ chen Werke auszufertigen, so hat er seinen Bruder, der herangewachsen ist, unterrichtet, und dieser ver¬ sieht jezt hauptsächlich das Geschäft des Zeichnens. Er ist eben daran, die Verzierungen, die in unserem Lande an Bauwerken Holzarbeiten oder sonstwo vor¬ kommen, und die wir in unseren Blättern von größe¬ ren Werken noch nicht haben, zu zeichnen. Wir erwar¬ ten ihn in kurzer Zeit auf einige Tage zurück. An die¬ sen Dingen könnte auch die Gegenwart lernen, falls sie lernen will. Nicht blos aus dem Großen, wenn wir das Große betrachteten, was unsere Voreltern ge¬ macht haben, und was die kunstsinnigsten vorchristli¬ chen Völker gemacht haben, könnten wir lernen, wie¬ der in edlen Gebäuden wohnen, oder von edlen Ge¬ räthen umringt sein, wenigstens wie die Griechen in schönen Tempeln bethen; sondern wir könnten uns auch im Kleinen vervollkommnen, die Überzüge unse¬ rer Zimmer könnten schöner sein, die gewöhnlichen Geräthe Krüge Schalen Lampen Leuchter Äxte würden schöner werden, selbst die Zeichnungen auf den Stof¬ fen zu Kleidern und endlich auch der Schmuck der Frauen in schönen Steinen; er würde die leichten Bil¬ dungen der Vergangenheit annehmen, statt daß jezt
zugsweiſe damit beſchäftigt iſt, die im Laufe befindli¬ chen Werke auszufertigen, ſo hat er ſeinen Bruder, der herangewachſen iſt, unterrichtet, und dieſer ver¬ ſieht jezt hauptſächlich das Geſchäft des Zeichnens. Er iſt eben daran, die Verzierungen, die in unſerem Lande an Bauwerken Holzarbeiten oder ſonſtwo vor¬ kommen, und die wir in unſeren Blättern von größe¬ ren Werken noch nicht haben, zu zeichnen. Wir erwar¬ ten ihn in kurzer Zeit auf einige Tage zurück. An die¬ ſen Dingen könnte auch die Gegenwart lernen, falls ſie lernen will. Nicht blos aus dem Großen, wenn wir das Große betrachteten, was unſere Voreltern ge¬ macht haben, und was die kunſtſinnigſten vorchriſtli¬ chen Völker gemacht haben, könnten wir lernen, wie¬ der in edlen Gebäuden wohnen, oder von edlen Ge¬ räthen umringt ſein, wenigſtens wie die Griechen in ſchönen Tempeln bethen; ſondern wir könnten uns auch im Kleinen vervollkommnen, die Überzüge unſe¬ rer Zimmer könnten ſchöner ſein, die gewöhnlichen Geräthe Krüge Schalen Lampen Leuchter Äxte würden ſchöner werden, ſelbſt die Zeichnungen auf den Stof¬ fen zu Kleidern und endlich auch der Schmuck der Frauen in ſchönen Steinen; er würde die leichten Bil¬ dungen der Vergangenheit annehmen, ſtatt daß jezt
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zugsweiſe damit beſchäftigt iſt, die im Laufe befindli¬
chen Werke auszufertigen, ſo hat er ſeinen Bruder,
der herangewachſen iſt, unterrichtet, und dieſer ver¬
ſieht jezt hauptſächlich das Geſchäft des Zeichnens.
Er iſt eben daran, die Verzierungen, die in unſerem
Lande an Bauwerken Holzarbeiten oder ſonſtwo vor¬
kommen, und die wir in unſeren Blättern von größe¬
ren Werken noch nicht haben, zu zeichnen. Wir erwar¬
ten ihn in kurzer Zeit auf einige Tage zurück. An die¬
ſen Dingen könnte auch die Gegenwart lernen, falls
ſie lernen will. Nicht blos aus dem Großen, wenn
wir das Große betrachteten, was unſere Voreltern ge¬
macht haben, und was die kunſtſinnigſten vorchriſtli¬
chen Völker gemacht haben, könnten wir lernen, wie¬
der in edlen Gebäuden wohnen, oder von edlen Ge¬
räthen umringt ſein, wenigſtens wie die Griechen in
ſchönen Tempeln bethen; ſondern wir könnten uns
auch im Kleinen vervollkommnen, die Überzüge unſe¬
rer Zimmer könnten ſchöner ſein, die gewöhnlichen
Geräthe Krüge Schalen Lampen Leuchter Äxte würden
ſchöner werden, ſelbſt die Zeichnungen auf den Stof¬
fen zu Kleidern und endlich auch der Schmuck der
Frauen in ſchönen Steinen; er würde die leichten Bil¬
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/183>, abgerufen am 18.12.2024.
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