versehen ist, und aus Tonnen, die unter dem Dache stehen, mit Wasser gefüllt werden kann. Durch einen leichten Druck werden die Löcher geöffnet, und das Wasser fällt wie Thau auf die Rosen nieder. Es ist wirklich ein angenehmer Anblick, zu sehen, wie in Zeiten hoher Noth das Wasser von Blättern und Zweigen rieselt, und dieselben sich daran erfrischen. Und damit es endlich nicht an Luft gebricht, wie ihr fürchtet, gibt es ein leichtes Mittel. Zuerst ist auf die¬ sem Hügel ein schwacher Luftzug ohnehin immer vor¬ handen, und streicht an der Wand des Hauses. Soll¬ ten aber die Blumen an ganz stillen Tagen doch einer Luft bedürfen, so werden alle Fenster des Erdgeschos¬ ses geöffnet, und zwar sowohl an dieser Wand als auch an der entgegengesezten. Da nun die entgegen¬ gesezte Seite die nördliche ist, und dort die Luft durch den Schatten abgekühlt wird, so strömt sie bei jenen Fenstern herein und bei denen der Rosen heraus. Ihr könnt da an den windstillsten Tagen ein sanftes Fä¬ cheln der Blätter sehen."
"Das sind bedeutende Anstalten," erwiederte ich, "und beweisen eure Liebe zu diesen Blumen; aber aus ihnen allein erklärt sich doch noch nicht die besondere Vollkommenheit dieser Gewächse, die ich nirgends
verſehen iſt, und aus Tonnen, die unter dem Dache ſtehen, mit Waſſer gefüllt werden kann. Durch einen leichten Druck werden die Löcher geöffnet, und das Waſſer fällt wie Thau auf die Roſen nieder. Es iſt wirklich ein angenehmer Anblick, zu ſehen, wie in Zeiten hoher Noth das Waſſer von Blättern und Zweigen rieſelt, und dieſelben ſich daran erfriſchen. Und damit es endlich nicht an Luft gebricht, wie ihr fürchtet, gibt es ein leichtes Mittel. Zuerſt iſt auf die¬ ſem Hügel ein ſchwacher Luftzug ohnehin immer vor¬ handen, und ſtreicht an der Wand des Hauſes. Soll¬ ten aber die Blumen an ganz ſtillen Tagen doch einer Luft bedürfen, ſo werden alle Fenſter des Erdgeſchoſ¬ ſes geöffnet, und zwar ſowohl an dieſer Wand als auch an der entgegengeſezten. Da nun die entgegen¬ geſezte Seite die nördliche iſt, und dort die Luft durch den Schatten abgekühlt wird, ſo ſtrömt ſie bei jenen Fenſtern herein und bei denen der Roſen heraus. Ihr könnt da an den windſtillſten Tagen ein ſanftes Fä¬ cheln der Blätter ſehen.“
„Das ſind bedeutende Anſtalten,“ erwiederte ich, „und beweiſen eure Liebe zu dieſen Blumen; aber aus ihnen allein erklärt ſich doch noch nicht die beſondere Vollkommenheit dieſer Gewächſe, die ich nirgends
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verſehen iſt, und aus Tonnen, die unter dem Dache
ſtehen, mit Waſſer gefüllt werden kann. Durch einen
leichten Druck werden die Löcher geöffnet, und das
Waſſer fällt wie Thau auf die Roſen nieder. Es iſt
wirklich ein angenehmer Anblick, zu ſehen, wie in
Zeiten hoher Noth das Waſſer von Blättern und
Zweigen rieſelt, und dieſelben ſich daran erfriſchen.
Und damit es endlich nicht an Luft gebricht, wie ihr
fürchtet, gibt es ein leichtes Mittel. Zuerſt iſt auf die¬
ſem Hügel ein ſchwacher Luftzug ohnehin immer vor¬
handen, und ſtreicht an der Wand des Hauſes. Soll¬
ten aber die Blumen an ganz ſtillen Tagen doch einer
Luft bedürfen, ſo werden alle Fenſter des Erdgeſchoſ¬
ſes geöffnet, und zwar ſowohl an dieſer Wand als
auch an der entgegengeſezten. Da nun die entgegen¬
geſezte Seite die nördliche iſt, und dort die Luft durch
den Schatten abgekühlt wird, ſo ſtrömt ſie bei jenen
Fenſtern herein und bei denen der Roſen heraus. Ihr
könnt da an den windſtillſten Tagen ein ſanftes Fä¬
cheln der Blätter ſehen.“
„Das ſind bedeutende Anſtalten,“ erwiederte ich,
„und beweiſen eure Liebe zu dieſen Blumen; aber aus
ihnen allein erklärt ſich doch noch nicht die beſondere
Vollkommenheit dieſer Gewächſe, die ich nirgends
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/232>, abgerufen am 27.11.2024.
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