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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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gen, welche des Schuzes bedurften. Die Frost und
Reif scheuen, stehen an Wänden oder warmen Orten.
Und auf diese Weise gedeihen nun alle durch ihre Le¬
benskraft und natürliche Nahrung. Im Frühlinge
wird jeder Stamm und seine stärkeren Äste durch eine
Bürste und gutes Seifenwasser gewaschen und gerei¬
nigt. Durch die Bürste werden die fremden Stoffe,
die dem Baume schaden könnten, entfernt, und das
Waschen ist ein nüzliches Bad für die Rinde, die wie
die Haut der Thiere von dem höchsten Belange für
das Leben ist, und endlich werden die Stämme da¬
durch auch schön. Unsere Bäume haben kein Moos,
die Rinde ist klar und bei den Kirschbäumen fast so
fein wie graue Seide."

Ich hatte wohl gesehen, daß alle Bäume eine sehr
gesunde Rinde haben; aber ich hatte dieses mit ihren
schönen Blättern und mit ihrem guten Gedeihen über¬
haupt als eine nothwendige Folge in Zusammenhang
gebracht.

"Wenn nun troz aller Vorsichten doch einzelne
Theile der Bäume durch Winde Kälte oder der¬
gleichen kahl werden," fuhr mein Gastfreund fort,
"so werden dieselben bei dem Beschneiden der Bäume
im Frühlinge entfernt. Der Schnitt wird mit gutem

gen, welche des Schuzes bedurften. Die Froſt und
Reif ſcheuen, ſtehen an Wänden oder warmen Orten.
Und auf dieſe Weiſe gedeihen nun alle durch ihre Le¬
benskraft und natürliche Nahrung. Im Frühlinge
wird jeder Stamm und ſeine ſtärkeren Äſte durch eine
Bürſte und gutes Seifenwaſſer gewaſchen und gerei¬
nigt. Durch die Bürſte werden die fremden Stoffe,
die dem Baume ſchaden könnten, entfernt, und das
Waſchen iſt ein nüzliches Bad für die Rinde, die wie
die Haut der Thiere von dem höchſten Belange für
das Leben iſt, und endlich werden die Stämme da¬
durch auch ſchön. Unſere Bäume haben kein Moos,
die Rinde iſt klar und bei den Kirſchbäumen faſt ſo
fein wie graue Seide.“

Ich hatte wohl geſehen, daß alle Bäume eine ſehr
geſunde Rinde haben; aber ich hatte dieſes mit ihren
ſchönen Blättern und mit ihrem guten Gedeihen über¬
haupt als eine nothwendige Folge in Zuſammenhang
gebracht.

„Wenn nun troz aller Vorſichten doch einzelne
Theile der Bäume durch Winde Kälte oder der¬
gleichen kahl werden,“ fuhr mein Gaſtfreund fort,
„ſo werden dieſelben bei dem Beſchneiden der Bäume
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[228/0242] gen, welche des Schuzes bedurften. Die Froſt und Reif ſcheuen, ſtehen an Wänden oder warmen Orten. Und auf dieſe Weiſe gedeihen nun alle durch ihre Le¬ benskraft und natürliche Nahrung. Im Frühlinge wird jeder Stamm und ſeine ſtärkeren Äſte durch eine Bürſte und gutes Seifenwaſſer gewaſchen und gerei¬ nigt. Durch die Bürſte werden die fremden Stoffe, die dem Baume ſchaden könnten, entfernt, und das Waſchen iſt ein nüzliches Bad für die Rinde, die wie die Haut der Thiere von dem höchſten Belange für das Leben iſt, und endlich werden die Stämme da¬ durch auch ſchön. Unſere Bäume haben kein Moos, die Rinde iſt klar und bei den Kirſchbäumen faſt ſo fein wie graue Seide.“ Ich hatte wohl geſehen, daß alle Bäume eine ſehr geſunde Rinde haben; aber ich hatte dieſes mit ihren ſchönen Blättern und mit ihrem guten Gedeihen über¬ haupt als eine nothwendige Folge in Zuſammenhang gebracht. „Wenn nun troz aller Vorſichten doch einzelne Theile der Bäume durch Winde Kälte oder der¬ gleichen kahl werden,“ fuhr mein Gaſtfreund fort, „ſo werden dieſelben bei dem Beſchneiden der Bäume im Frühlinge entfernt. Der Schnitt wird mit gutem

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/242>, abgerufen am 28.11.2024.