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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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ihnen aber zeigen, daß es geht, indem wir ihnen die
Früchte weisen und zu kosten geben, und wir müssen
ihnen zeigen, daß es nüzt, indem wir ihnen Briefe
unserer Handelsfreunde weisen, die uns das Obst
abgekauft haben. Von den Stämmchen, die in unse¬
rer Obstschule wachsen, geben wir ihnen ab, und un¬
terrichten sie, wie und auf welchen Plaz sie gesezt wer¬
den sollen."

"Wenn wieder einmal ein Jahr kommen sollte wie
das, welches wir vor fünf Jahren hatten," fuhr er
fort, "es war ein schlimmes Jahr, heiß mit wenig
Regen und ungeheurem Raupenfraß. Die Bäume in
Rohrberg in Regau in Landegg und Pludern standen
wie Fegebesen in die Höhe, und die grauen Fahnen
der Raupennester hingen von den entwürdigten Ästen
herab. Unser Garten war unverlezt und dunkelgrün,
sogar jedes Blatt hatte seine natürliche Ränderung
und Ausspizung. Wenn noch einmal ein solches Jahr
käme, was Gott verhüte, so würden sie wieder ein
Stückchen Erfahrung machen, das sie das erste Mal
nicht gemacht haben."

Ich sah unterdessen die Sämereien und die An¬
stalten an, fragte manches, und ließ mir manches er¬
klären. Wir verließen hierauf das Zimmer, und da

ihnen aber zeigen, daß es geht, indem wir ihnen die
Früchte weiſen und zu koſten geben, und wir müſſen
ihnen zeigen, daß es nüzt, indem wir ihnen Briefe
unſerer Handelsfreunde weiſen, die uns das Obſt
abgekauft haben. Von den Stämmchen, die in unſe¬
rer Obſtſchule wachſen, geben wir ihnen ab, und un¬
terrichten ſie, wie und auf welchen Plaz ſie geſezt wer¬
den ſollen.“

„Wenn wieder einmal ein Jahr kommen ſollte wie
das, welches wir vor fünf Jahren hatten,“ fuhr er
fort, „es war ein ſchlimmes Jahr, heiß mit wenig
Regen und ungeheurem Raupenfraß. Die Bäume in
Rohrberg in Regau in Landegg und Pludern ſtanden
wie Fegebeſen in die Höhe, und die grauen Fahnen
der Raupenneſter hingen von den entwürdigten Äſten
herab. Unſer Garten war unverlezt und dunkelgrün,
ſogar jedes Blatt hatte ſeine natürliche Ränderung
und Ausſpizung. Wenn noch einmal ein ſolches Jahr
käme, was Gott verhüte, ſo würden ſie wieder ein
Stückchen Erfahrung machen, das ſie das erſte Mal
nicht gemacht haben.“

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klären. Wir verließen hierauf das Zimmer, und da

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[258/0272] ihnen aber zeigen, daß es geht, indem wir ihnen die Früchte weiſen und zu koſten geben, und wir müſſen ihnen zeigen, daß es nüzt, indem wir ihnen Briefe unſerer Handelsfreunde weiſen, die uns das Obſt abgekauft haben. Von den Stämmchen, die in unſe¬ rer Obſtſchule wachſen, geben wir ihnen ab, und un¬ terrichten ſie, wie und auf welchen Plaz ſie geſezt wer¬ den ſollen.“ „Wenn wieder einmal ein Jahr kommen ſollte wie das, welches wir vor fünf Jahren hatten,“ fuhr er fort, „es war ein ſchlimmes Jahr, heiß mit wenig Regen und ungeheurem Raupenfraß. Die Bäume in Rohrberg in Regau in Landegg und Pludern ſtanden wie Fegebeſen in die Höhe, und die grauen Fahnen der Raupenneſter hingen von den entwürdigten Äſten herab. Unſer Garten war unverlezt und dunkelgrün, ſogar jedes Blatt hatte ſeine natürliche Ränderung und Ausſpizung. Wenn noch einmal ein ſolches Jahr käme, was Gott verhüte, ſo würden ſie wieder ein Stückchen Erfahrung machen, das ſie das erſte Mal nicht gemacht haben.“ Ich ſah unterdeſſen die Sämereien und die An¬ ſtalten an, fragte manches, und ließ mir manches er¬ klären. Wir verließen hierauf das Zimmer, und da

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/272>, abgerufen am 21.11.2024.