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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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befremdeten und beengten mich beinahe als ein Ge¬
gensaz zu meinem Landaufenthalte; aber ich fand mich
nach und nach wieder hinein, und es stellte sich als
das Langgewohnte und Allbekannte wieder dar. Ich
ging nicht zu meinen Freunden, an deren Wohnung
ich vorüberkam, ich ging nicht in die Buchhandlung,
in der ich manche Stunde des Abends zuzubringen
gewohnt war, und die an meinem Wege lag, sondern
ich eilte zu meinem Vater. Ich fand ihn an dem
Schreibtische, und grüßte ihn ehrerbiethig, und
wurde auch von ihm auf das Herzlichste empfangen.
Nach kurzer Unterredung über Wohlbefinden und an¬
dere allgemeine Dinge sagte er, daß ich nach Hause
gehen möchte, er habe noch Einiges zu thun, werde
aber bald nachkommen, um mit der Mutter, der
Schwester und mir den Abend zuzubringen.

Ich ging wieder gerades Weges nach Hause. Dort
machte ich einen Gang durch den Garten, sprach einige
liebkosende Worte zu dem Hofhunde, der mich mit
Heulen und Freudensprüngen begrüßte, und brachte
dann noch eine Weile bei der Mutter und der Schwe¬
ster zu. Hierauf ging ich in alle Zimmer unserer
Wohnung, besonders in die mit den alten Geräthen

befremdeten und beengten mich beinahe als ein Ge¬
genſaz zu meinem Landaufenthalte; aber ich fand mich
nach und nach wieder hinein, und es ſtellte ſich als
das Langgewohnte und Allbekannte wieder dar. Ich
ging nicht zu meinen Freunden, an deren Wohnung
ich vorüberkam, ich ging nicht in die Buchhandlung,
in der ich manche Stunde des Abends zuzubringen
gewohnt war, und die an meinem Wege lag, ſondern
ich eilte zu meinem Vater. Ich fand ihn an dem
Schreibtiſche, und grüßte ihn ehrerbiethig, und
wurde auch von ihm auf das Herzlichſte empfangen.
Nach kurzer Unterredung über Wohlbefinden und an¬
dere allgemeine Dinge ſagte er, daß ich nach Hauſe
gehen möchte, er habe noch Einiges zu thun, werde
aber bald nachkommen, um mit der Mutter, der
Schweſter und mir den Abend zuzubringen.

Ich ging wieder gerades Weges nach Hauſe. Dort
machte ich einen Gang durch den Garten, ſprach einige
liebkoſende Worte zu dem Hofhunde, der mich mit
Heulen und Freudenſprüngen begrüßte, und brachte
dann noch eine Weile bei der Mutter und der Schwe¬
ſter zu. Hierauf ging ich in alle Zimmer unſerer
Wohnung, beſonders in die mit den alten Geräthen

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[279/0293] befremdeten und beengten mich beinahe als ein Ge¬ genſaz zu meinem Landaufenthalte; aber ich fand mich nach und nach wieder hinein, und es ſtellte ſich als das Langgewohnte und Allbekannte wieder dar. Ich ging nicht zu meinen Freunden, an deren Wohnung ich vorüberkam, ich ging nicht in die Buchhandlung, in der ich manche Stunde des Abends zuzubringen gewohnt war, und die an meinem Wege lag, ſondern ich eilte zu meinem Vater. Ich fand ihn an dem Schreibtiſche, und grüßte ihn ehrerbiethig, und wurde auch von ihm auf das Herzlichſte empfangen. Nach kurzer Unterredung über Wohlbefinden und an¬ dere allgemeine Dinge ſagte er, daß ich nach Hauſe gehen möchte, er habe noch Einiges zu thun, werde aber bald nachkommen, um mit der Mutter, der Schweſter und mir den Abend zuzubringen. Ich ging wieder gerades Weges nach Hauſe. Dort machte ich einen Gang durch den Garten, ſprach einige liebkoſende Worte zu dem Hofhunde, der mich mit Heulen und Freudenſprüngen begrüßte, und brachte dann noch eine Weile bei der Mutter und der Schwe¬ ſter zu. Hierauf ging ich in alle Zimmer unſerer Wohnung, beſonders in die mit den alten Geräthen

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/293>, abgerufen am 21.11.2024.