Teppich über den auserlesenen Fußboden desselben gebreitet, damit er keine Beschädigung erleide.
Wenn trockene Wege waren, gingen wir öfter in den Meierhof. Dort wurden die Arbeiten, welche der erste Frühling bringt, rüstig betrieben. Das Ganze war seit meiner vorjährigen Anwesenheit in Ordnung und Fülle sehr vorgeschritten. Man mußte bis spät in den Herbst hinein und selbst im Winter, soweit es thunlich war, fleißig gearbeitet haben. Im Innern des Hofes war nicht mehr blos die schöne Pflasterung an den Gebäuden herum und der reinliche Sand über den ganzen Hofraum, sondern es war in der Mitte desselben ein kleiner Springquell, der mit drei Strah¬ len in ein Becken fiel, und eine Blumenanlage um sich hatte. Auf das alles sahen die hellen Fenster des Hofes ringsum heraus. So sah dieser Theil des Ge¬ bäudes, obwohl zwei Seiten des Hofes Ställe und Scheunen waren, wie ein Edelsiz aus. Ich fragte meinen Gastfreund, ob er neues Mauerwerk habe aufführen lassen, da ich den Meierhof viel vollkom¬ mener sehe als im vergangenen Jahre, und da er auch schöner sei, als sie hier im Lande gebaut würden.
"Ich habe keine Mauern aufführen lassen," ant¬ wortete er, "nur die lezten äußeren Verschönerungen
Teppich über den auserleſenen Fußboden desſelben gebreitet, damit er keine Beſchädigung erleide.
Wenn trockene Wege waren, gingen wir öfter in den Meierhof. Dort wurden die Arbeiten, welche der erſte Frühling bringt, rüſtig betrieben. Das Ganze war ſeit meiner vorjährigen Anweſenheit in Ordnung und Fülle ſehr vorgeſchritten. Man mußte bis ſpät in den Herbſt hinein und ſelbſt im Winter, ſoweit es thunlich war, fleißig gearbeitet haben. Im Innern des Hofes war nicht mehr blos die ſchöne Pflaſterung an den Gebäuden herum und der reinliche Sand über den ganzen Hofraum, ſondern es war in der Mitte desſelben ein kleiner Springquell, der mit drei Strah¬ len in ein Becken fiel, und eine Blumenanlage um ſich hatte. Auf das alles ſahen die hellen Fenſter des Hofes ringsum heraus. So ſah dieſer Theil des Ge¬ bäudes, obwohl zwei Seiten des Hofes Ställe und Scheunen waren, wie ein Edelſiz aus. Ich fragte meinen Gaſtfreund, ob er neues Mauerwerk habe aufführen laſſen, da ich den Meierhof viel vollkom¬ mener ſehe als im vergangenen Jahre, und da er auch ſchöner ſei, als ſie hier im Lande gebaut würden.
„Ich habe keine Mauern aufführen laſſen,“ ant¬ wortete er, „nur die lezten äußeren Verſchönerungen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0363"n="349"/>
Teppich über den auserleſenen Fußboden desſelben<lb/>
gebreitet, damit er keine Beſchädigung erleide.</p><lb/><p>Wenn trockene Wege waren, gingen wir öfter in<lb/>
den Meierhof. Dort wurden die Arbeiten, welche der<lb/>
erſte Frühling bringt, rüſtig betrieben. Das Ganze<lb/>
war ſeit meiner vorjährigen Anweſenheit in Ordnung<lb/>
und Fülle ſehr vorgeſchritten. Man mußte bis ſpät<lb/>
in den Herbſt hinein und ſelbſt im Winter, ſoweit es<lb/>
thunlich war, fleißig gearbeitet haben. Im Innern<lb/>
des Hofes war nicht mehr blos die ſchöne Pflaſterung<lb/>
an den Gebäuden herum und der reinliche Sand über<lb/>
den ganzen Hofraum, ſondern es war in der Mitte<lb/>
desſelben ein kleiner Springquell, der mit drei Strah¬<lb/>
len in ein Becken fiel, und eine Blumenanlage um<lb/>ſich hatte. Auf das alles ſahen die hellen Fenſter des<lb/>
Hofes ringsum heraus. So ſah dieſer Theil des Ge¬<lb/>
bäudes, obwohl zwei Seiten des Hofes Ställe und<lb/>
Scheunen waren, wie ein Edelſiz aus. Ich fragte<lb/>
meinen Gaſtfreund, ob er neues Mauerwerk habe<lb/>
aufführen laſſen, da ich den Meierhof viel vollkom¬<lb/>
mener ſehe als im vergangenen Jahre, und da er<lb/>
auch ſchöner ſei, als ſie hier im Lande gebaut würden.</p><lb/><p>„Ich habe keine Mauern aufführen laſſen,“ ant¬<lb/>
wortete er, „nur die lezten äußeren Verſchönerungen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[349/0363]
Teppich über den auserleſenen Fußboden desſelben
gebreitet, damit er keine Beſchädigung erleide.
Wenn trockene Wege waren, gingen wir öfter in
den Meierhof. Dort wurden die Arbeiten, welche der
erſte Frühling bringt, rüſtig betrieben. Das Ganze
war ſeit meiner vorjährigen Anweſenheit in Ordnung
und Fülle ſehr vorgeſchritten. Man mußte bis ſpät
in den Herbſt hinein und ſelbſt im Winter, ſoweit es
thunlich war, fleißig gearbeitet haben. Im Innern
des Hofes war nicht mehr blos die ſchöne Pflaſterung
an den Gebäuden herum und der reinliche Sand über
den ganzen Hofraum, ſondern es war in der Mitte
desſelben ein kleiner Springquell, der mit drei Strah¬
len in ein Becken fiel, und eine Blumenanlage um
ſich hatte. Auf das alles ſahen die hellen Fenſter des
Hofes ringsum heraus. So ſah dieſer Theil des Ge¬
bäudes, obwohl zwei Seiten des Hofes Ställe und
Scheunen waren, wie ein Edelſiz aus. Ich fragte
meinen Gaſtfreund, ob er neues Mauerwerk habe
aufführen laſſen, da ich den Meierhof viel vollkom¬
mener ſehe als im vergangenen Jahre, und da er
auch ſchöner ſei, als ſie hier im Lande gebaut würden.
„Ich habe keine Mauern aufführen laſſen,“ ant¬
wortete er, „nur die lezten äußeren Verſchönerungen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/363>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.