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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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einem einzigen Ziele während einer bestimmten Zeit
hinzuarbeiten, während ich früher durch augenblick¬
liche Eindrücke bestimmt mit den Zielen öfter wech¬
selte, und, obwohl ich eifrig strebte, doch eine dem
Streben entsprechende Wirkung nicht jederzeit er¬
reichte. Ich machte mir nun zur Aufgabe, eine be¬
stimmte Strecke zu durchforschen, und im Verlaufe
überhaupt nichts liegen zu lassen, was von Wesen¬
heit wäre, aber auch nichts auf eine gelegenere Zu¬
kunft zu verschieben, so daß, sollte ich bis zur Rosen¬
zeit mit der vorgesezten Strecke nicht fertig werden,
wenigstens der Theil, den ich vollendete, wirklich
fertig wäre, und ich auf genau umschriebene Ergeb¬
nisse zu deuten im Stande wäre. Das sah ich nach
dem Beginne der Arbeiten sehr bald, daß ich mir den
Raum zu groß ausgesteckt hatte; aber auch das sah
ich sehr bald, daß der kleinere Raum, den ich über¬
winden würde, mir mehr an Erfolg sicherte, als wenn
ich wie in meiner Vergangenheit durch geraume Zeit
den Blick so ziemlich auf alles gespannt hätte. Hiezu
kam auch eine gewisse Zufriedenheit, die ich fühlte,
wenn ich sah, daß sich Glied an Glied zu einer Ord¬
nung an einander reihte, während früher mehr ein
ansprechender Stoff durcheinander lag, als daß eine

einem einzigen Ziele während einer beſtimmten Zeit
hinzuarbeiten, während ich früher durch augenblick¬
liche Eindrücke beſtimmt mit den Zielen öfter wech¬
ſelte, und, obwohl ich eifrig ſtrebte, doch eine dem
Streben entſprechende Wirkung nicht jederzeit er¬
reichte. Ich machte mir nun zur Aufgabe, eine be¬
ſtimmte Strecke zu durchforſchen, und im Verlaufe
überhaupt nichts liegen zu laſſen, was von Weſen¬
heit wäre, aber auch nichts auf eine gelegenere Zu¬
kunft zu verſchieben, ſo daß, ſollte ich bis zur Roſen¬
zeit mit der vorgeſezten Strecke nicht fertig werden,
wenigſtens der Theil, den ich vollendete, wirklich
fertig wäre, und ich auf genau umſchriebene Ergeb¬
niſſe zu deuten im Stande wäre. Das ſah ich nach
dem Beginne der Arbeiten ſehr bald, daß ich mir den
Raum zu groß ausgeſteckt hatte; aber auch das ſah
ich ſehr bald, daß der kleinere Raum, den ich über¬
winden würde, mir mehr an Erfolg ſicherte, als wenn
ich wie in meiner Vergangenheit durch geraume Zeit
den Blick ſo ziemlich auf alles geſpannt hätte. Hiezu
kam auch eine gewiſſe Zufriedenheit, die ich fühlte,
wenn ich ſah, daß ſich Glied an Glied zu einer Ord¬
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[357/0371] einem einzigen Ziele während einer beſtimmten Zeit hinzuarbeiten, während ich früher durch augenblick¬ liche Eindrücke beſtimmt mit den Zielen öfter wech¬ ſelte, und, obwohl ich eifrig ſtrebte, doch eine dem Streben entſprechende Wirkung nicht jederzeit er¬ reichte. Ich machte mir nun zur Aufgabe, eine be¬ ſtimmte Strecke zu durchforſchen, und im Verlaufe überhaupt nichts liegen zu laſſen, was von Weſen¬ heit wäre, aber auch nichts auf eine gelegenere Zu¬ kunft zu verſchieben, ſo daß, ſollte ich bis zur Roſen¬ zeit mit der vorgeſezten Strecke nicht fertig werden, wenigſtens der Theil, den ich vollendete, wirklich fertig wäre, und ich auf genau umſchriebene Ergeb¬ niſſe zu deuten im Stande wäre. Das ſah ich nach dem Beginne der Arbeiten ſehr bald, daß ich mir den Raum zu groß ausgeſteckt hatte; aber auch das ſah ich ſehr bald, daß der kleinere Raum, den ich über¬ winden würde, mir mehr an Erfolg ſicherte, als wenn ich wie in meiner Vergangenheit durch geraume Zeit den Blick ſo ziemlich auf alles geſpannt hätte. Hiezu kam auch eine gewiſſe Zufriedenheit, die ich fühlte, wenn ich ſah, daß ſich Glied an Glied zu einer Ord¬ nung an einander reihte, während früher mehr ein anſprechender Stoff durcheinander lag, als daß eine

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/371>, abgerufen am 22.11.2024.