manchen angenehmen Freuden und zu stärkender Er¬ holung.
Eines Tages fanden wir ein Stück Marmor, von dem ich dachte, daß ihn mein Gastfreund in seinem Rosenhause noch gar nicht habe. Er war von dem reinsten Weiß Rosenroth und Strohgelb in kleiner und lieblicher Mischung. Seine Art ist eine der selten¬ sten, und hier war sie in einem so großen Stücke vor¬ handen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Ich be¬ schloß, diesen Marmor meinem Gastfreunde zum Geschenke zu machen. Ich versuchte, mir ein Eigen¬ thumsrecht darüber zu erwerben, und als mir dieses gelungen war, ging ich daran, das Stück, soweit seine Festigkeit ununterbrochen war, heraus nehmen, und in eine Gestalt schneiden zu lassen, deren es fähig war. Es zeigte sich, daß eine schöne Tischplatte aus diesem Stoffe zu verfertigen wäre. Von den losen Schuttstücken nahm ich mehrere der besseren mit, um allerlei Dinge der Erinnerung daraus machen zu lassen. Eines ließ ich zu einer Tafel schleifen und dieselbe glätten, daß mein Gastfreund die Zeichnung und die Farbe des Marmors auf das Beste sehen könne.
So war eine Strecke abgethan, als in den Thä¬
manchen angenehmen Freuden und zu ſtärkender Er¬ holung.
Eines Tages fanden wir ein Stück Marmor, von dem ich dachte, daß ihn mein Gaſtfreund in ſeinem Roſenhauſe noch gar nicht habe. Er war von dem reinſten Weiß Roſenroth und Strohgelb in kleiner und lieblicher Miſchung. Seine Art iſt eine der ſelten¬ ſten, und hier war ſie in einem ſo großen Stücke vor¬ handen, wie ich ſie noch nie geſehen hatte. Ich be¬ ſchloß, dieſen Marmor meinem Gaſtfreunde zum Geſchenke zu machen. Ich verſuchte, mir ein Eigen¬ thumsrecht darüber zu erwerben, und als mir dieſes gelungen war, ging ich daran, das Stück, ſoweit ſeine Feſtigkeit ununterbrochen war, heraus nehmen, und in eine Geſtalt ſchneiden zu laſſen, deren es fähig war. Es zeigte ſich, daß eine ſchöne Tiſchplatte aus dieſem Stoffe zu verfertigen wäre. Von den loſen Schuttſtücken nahm ich mehrere der beſſeren mit, um allerlei Dinge der Erinnerung daraus machen zu laſſen. Eines ließ ich zu einer Tafel ſchleifen und dieſelbe glätten, daß mein Gaſtfreund die Zeichnung und die Farbe des Marmors auf das Beſte ſehen könne.
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manchen angenehmen Freuden und zu ſtärkender Er¬
holung.
Eines Tages fanden wir ein Stück Marmor, von
dem ich dachte, daß ihn mein Gaſtfreund in ſeinem
Roſenhauſe noch gar nicht habe. Er war von dem
reinſten Weiß Roſenroth und Strohgelb in kleiner
und lieblicher Miſchung. Seine Art iſt eine der ſelten¬
ſten, und hier war ſie in einem ſo großen Stücke vor¬
handen, wie ich ſie noch nie geſehen hatte. Ich be¬
ſchloß, dieſen Marmor meinem Gaſtfreunde zum
Geſchenke zu machen. Ich verſuchte, mir ein Eigen¬
thumsrecht darüber zu erwerben, und als mir dieſes
gelungen war, ging ich daran, das Stück, ſoweit
ſeine Feſtigkeit ununterbrochen war, heraus nehmen,
und in eine Geſtalt ſchneiden zu laſſen, deren es fähig
war. Es zeigte ſich, daß eine ſchöne Tiſchplatte aus
dieſem Stoffe zu verfertigen wäre. Von den loſen
Schuttſtücken nahm ich mehrere der beſſeren mit, um
allerlei Dinge der Erinnerung daraus machen zu
laſſen. Eines ließ ich zu einer Tafel ſchleifen und
dieſelbe glätten, daß mein Gaſtfreund die Zeichnung
und die Farbe des Marmors auf das Beſte ſehen
könne.
So war eine Strecke abgethan, als in den Thä¬
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/375>, abgerufen am 21.11.2024.
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