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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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Vorrichtungen vorgenommen werden mußten, welche
die Aufmerksamkeit für die Frauen verlangte. Die
Unterrichts- und Lernstunden Gustavs wurden ein¬
gehalten wie früher, und ebenso ging die Beschäf¬
tigung meines Gastfreundes ihren Gang. Mathilde
betheiligte sich nach Frauenart an dem Hauswesen.
Sie sah auf das, was ihren Sohn betraf, und auf
alles, was das häusliche Wohl des alten Mannes
anging. Sie wurde gar nicht selten in der Küche ge¬
sehen, wie sie mitten unter den Mägden stand, und
an den Arbeiten Theil nahm, die da vorfielen. Sie
begab sich auch gerne in die Speisekammer in den
Keller oder an andere Orte, die wichtig waren. Sie
sorgte für die Dinge, welche den Dienstleuten gehör¬
ten, in so ferne sie sich auf ihre Nahrung bezogen
oder auf ihre Wohnung oder auf ihre Kleider und
Schlafstellen. Sie legte das Linnen die Kleider und
anderes Eigenthum des alten Herrn und ihres Soh¬
nes zurecht, und bewirkte, daß, wo Verbesserungen
nothwendig waren, dieselben eintreten könnten. Unter
diesen Dingen ging sie manches Mal des Tages auf
den Sandplaz vor dem Hause, und betrachtete gleich¬
sam wehmüthig die Rosen, die an der Wand des
Hauses empor wuchsen. Natalie brachte viele Zeit mit

Vorrichtungen vorgenommen werden mußten, welche
die Aufmerkſamkeit für die Frauen verlangte. Die
Unterrichts- und Lernſtunden Guſtavs wurden ein¬
gehalten wie früher, und ebenſo ging die Beſchäf¬
tigung meines Gaſtfreundes ihren Gang. Mathilde
betheiligte ſich nach Frauenart an dem Hausweſen.
Sie ſah auf das, was ihren Sohn betraf, und auf
alles, was das häusliche Wohl des alten Mannes
anging. Sie wurde gar nicht ſelten in der Küche ge¬
ſehen, wie ſie mitten unter den Mägden ſtand, und
an den Arbeiten Theil nahm, die da vorfielen. Sie
begab ſich auch gerne in die Speiſekammer in den
Keller oder an andere Orte, die wichtig waren. Sie
ſorgte für die Dinge, welche den Dienſtleuten gehör¬
ten, in ſo ferne ſie ſich auf ihre Nahrung bezogen
oder auf ihre Wohnung oder auf ihre Kleider und
Schlafſtellen. Sie legte das Linnen die Kleider und
anderes Eigenthum des alten Herrn und ihres Soh¬
nes zurecht, und bewirkte, daß, wo Verbeſſerungen
nothwendig waren, dieſelben eintreten könnten. Unter
dieſen Dingen ging ſie manches Mal des Tages auf
den Sandplaz vor dem Hauſe, und betrachtete gleich¬
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[398/0412] Vorrichtungen vorgenommen werden mußten, welche die Aufmerkſamkeit für die Frauen verlangte. Die Unterrichts- und Lernſtunden Guſtavs wurden ein¬ gehalten wie früher, und ebenſo ging die Beſchäf¬ tigung meines Gaſtfreundes ihren Gang. Mathilde betheiligte ſich nach Frauenart an dem Hausweſen. Sie ſah auf das, was ihren Sohn betraf, und auf alles, was das häusliche Wohl des alten Mannes anging. Sie wurde gar nicht ſelten in der Küche ge¬ ſehen, wie ſie mitten unter den Mägden ſtand, und an den Arbeiten Theil nahm, die da vorfielen. Sie begab ſich auch gerne in die Speiſekammer in den Keller oder an andere Orte, die wichtig waren. Sie ſorgte für die Dinge, welche den Dienſtleuten gehör¬ ten, in ſo ferne ſie ſich auf ihre Nahrung bezogen oder auf ihre Wohnung oder auf ihre Kleider und Schlafſtellen. Sie legte das Linnen die Kleider und anderes Eigenthum des alten Herrn und ihres Soh¬ nes zurecht, und bewirkte, daß, wo Verbeſſerungen nothwendig waren, dieſelben eintreten könnten. Unter dieſen Dingen ging ſie manches Mal des Tages auf den Sandplaz vor dem Hauſe, und betrachtete gleich¬ ſam wehmüthig die Roſen, die an der Wand des Hauſes empor wuchſen. Natalie brachte viele Zeit mit

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/412>, abgerufen am 22.11.2024.