sammen. Jedes der Mädchen sang auch ein Lied. Natalie saß in den seidenen Polstern und hörte auf¬ merksam zu. Als man sie aber aufforderte, auch zu spielen, verweigerte sie es.
Gegen Abend fuhren wir wieder in das Rosen¬ haus zurück.
Als Gustav aus unserem Wagen gesprungen war, als mein Gastfreund und ich denselben verlassen hat¬ ten, und ich die edle schlanke Gestalt Nataliens gegen die Marmortreppe hinzu gehen sah, blieb ich ein Weil¬ chen stehen, und begab mich dann auch in meine Zim¬ mer, wo ich bis zum Abendessen blieb.
Dieses war wie gewöhnlich, man machte aber nach demselben an diesem Tage keinen Spaziergang mehr.
Ich ging in mein Schlafzimmer, öffnete die Fen¬ ster, die man troz des warmen Tages, weil ich ab¬ wesend gewesen war, geschlossen gehalten hatte, und lehnte mich hinaus. Die Sterne begannen sachte zu glänzen, die Luft war mild und ruhig, und die Ro¬ sendüfte zogen zu mir herauf. Ich gerieth in tiefes Sinnen. Es war mir wie im Traume, die Stille der Nacht und die Düfte der Rosen mahnten an Ver¬ gangenes; aber es war doch heute ganz anders.
ſammen. Jedes der Mädchen ſang auch ein Lied. Natalie ſaß in den ſeidenen Polſtern und hörte auf¬ merkſam zu. Als man ſie aber aufforderte, auch zu ſpielen, verweigerte ſie es.
Gegen Abend fuhren wir wieder in das Roſen¬ haus zurück.
Als Guſtav aus unſerem Wagen geſprungen war, als mein Gaſtfreund und ich denſelben verlaſſen hat¬ ten, und ich die edle ſchlanke Geſtalt Nataliens gegen die Marmortreppe hinzu gehen ſah, blieb ich ein Weil¬ chen ſtehen, und begab mich dann auch in meine Zim¬ mer, wo ich bis zum Abendeſſen blieb.
Dieſes war wie gewöhnlich, man machte aber nach demſelben an dieſem Tage keinen Spaziergang mehr.
Ich ging in mein Schlafzimmer, öffnete die Fen¬ ſter, die man troz des warmen Tages, weil ich ab¬ weſend geweſen war, geſchloſſen gehalten hatte, und lehnte mich hinaus. Die Sterne begannen ſachte zu glänzen, die Luft war mild und ruhig, und die Ro¬ ſendüfte zogen zu mir herauf. Ich gerieth in tiefes Sinnen. Es war mir wie im Traume, die Stille der Nacht und die Düfte der Roſen mahnten an Ver¬ gangenes; aber es war doch heute ganz anders.
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ſammen. Jedes der Mädchen ſang auch ein Lied.
Natalie ſaß in den ſeidenen Polſtern und hörte auf¬
merkſam zu. Als man ſie aber aufforderte, auch zu
ſpielen, verweigerte ſie es.
Gegen Abend fuhren wir wieder in das Roſen¬
haus zurück.
Als Guſtav aus unſerem Wagen geſprungen war,
als mein Gaſtfreund und ich denſelben verlaſſen hat¬
ten, und ich die edle ſchlanke Geſtalt Nataliens gegen
die Marmortreppe hinzu gehen ſah, blieb ich ein Weil¬
chen ſtehen, und begab mich dann auch in meine Zim¬
mer, wo ich bis zum Abendeſſen blieb.
Dieſes war wie gewöhnlich, man machte aber
nach demſelben an dieſem Tage keinen Spaziergang
mehr.
Ich ging in mein Schlafzimmer, öffnete die Fen¬
ſter, die man troz des warmen Tages, weil ich ab¬
weſend geweſen war, geſchloſſen gehalten hatte, und
lehnte mich hinaus. Die Sterne begannen ſachte zu
glänzen, die Luft war mild und ruhig, und die Ro¬
ſendüfte zogen zu mir herauf. Ich gerieth in tiefes
Sinnen. Es war mir wie im Traume, die Stille
der Nacht und die Düfte der Roſen mahnten an Ver¬
gangenes; aber es war doch heute ganz anders.
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/441>, abgerufen am 22.11.2024.
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